Grimlinghausen Wo Neuss am Rhein liegt

Neuss · In Grimlinghausen hat die Stadt Neuss ihre Uferpromenade. Magie Wasser: Der Strom lockt Einheimische und Besucher an. Doch aus dem „Dörp“ ist ein „Doppel-Dörp“ geworden. Die Zahl der Einwohner kletterte auf 8000.

 Volker, Stephanie und Marcello Trippel zieht es jeden Tag an den Rhein. Vom Aussichtspunkt Rheinschlösschen an der Uferpromenade genießen sie den Blick. "Wir leben mit dem Fluss", sagt die junge Frau, die aus Gelsenkirchen nach Grimlinghausen zog uns sich dort "pudelwohl" fühlt.

Volker, Stephanie und Marcello Trippel zieht es jeden Tag an den Rhein. Vom Aussichtspunkt Rheinschlösschen an der Uferpromenade genießen sie den Blick. "Wir leben mit dem Fluss", sagt die junge Frau, die aus Gelsenkirchen nach Grimlinghausen zog uns sich dort "pudelwohl" fühlt.

Foto: Lothar Berns

Seitdem der Strom im Mittelalter sein Bett verlegte, fließt er nun zirka zwei Kilometer östlich am Stadtzentrum vorbei. Neuss, die Stadt am Rhein, verfügt seither nur noch über wenige hundert Meter Uferpromenade. Wer in Neuss am Rhein flanieren will, der muss nach Uedesheim oder Grimlinghausen fahren. „Wir leben mit dem Fluß“, sagt Stephanie Trippel (34). Es vergehe kein Tag, an dem es sie und ihren Sohn Marcello (3) nicht an den Rhein ziehe, um den Schiffen nachzuschauen.

 Grimlinghausens Mitte: Die Kirche St. Cyriakus und der Cyriakus-Brunnen.

Grimlinghausens Mitte: Die Kirche St. Cyriakus und der Cyriakus-Brunnen.

Foto: Lothar Berns

Der Fluss ist für die junge Frau, die mit ihrem Mann Volker (40) und Marcello im „unger Dörp“ wohnt, eine besondere Erfahrung. Sie wuchs weitab vom Wasser in Gelsenkirchen auf. Als sie einen Grimlinghauser heiratete, folgte sie ihm ins Rheinland: „Wenn meine Eltern zu Besuch kommen, dann sagen sie immer noch als erstes: Lasst uns an den Rhein gehen!“

Nirgends prägt der Rhein das Leben der Neusser so sehr wie in Grimlinghausen, so sehr wie im „unger Dörp“. Dort spielt das Wasser seine ganze Magie aus: mit den Schiffen und dem Fluss, der dem Meer zustrebt, gehen die Gedanken auf Reisen, Angler sitzen an seinem Ufer, im Sommer halten dort Liebespaare Händchen und im Winter und Frühjahr kommt das Hochwasser. In Grimlinghausen ist der Strom den Menschen nah, auf der Reuterhof-Terrasse machen Einheimische und Ausflügler Station. Genießen dort Bier und Rheinblick.

Liebevoll sprechen die „Eingeborenen“ vom „Dörp“, wenn sie ihren Heimatort meinen. Doch das Dorf ist erwachsen geworden; in zwanzig Jahren hat sich die Einwohnerzahl auf 8000 verdoppelt. Wie eine „Zäsur“ empfinden viele Grimlinghauser die viel befahrene Bundesstraße 9. Nördlich der Verkehrsachse liegt das so genannte „alte Dorf“ mit Ortskern rund um die katholische Pfarrkirche St. Cyriakus. Im Süden, links und rechts der Johanna-Etienne-Straße, entstand Neu-Grimlinghausen. Viele treibt die Sorge um, dass die B 9 auch zu einer „sozialen Zäsur“ werden könnte. Das fürchtet Klaus-Karl Kaster nicht. Der CDU-Ratsherr sieht Neu-Grimlinghausen auf einem guten Weg: solide Bausubstanz, keine Hochhäuser, seriöse Bauträger. Kaster glaubt an das Zusammenwachsen: „Aber das dauert seine Zeit.“ Wichtig sei eine intakte Infrastruktur mit Kindergarten an der Jakob-Herbert-Straße und dem kleinen Jugendzentrum, das von den Neusser Maltesern betreut wird.

Volker Trippel weiß um die Integrationskraft der Vereine. Doch ganz so zuversichtlich wie Kaster ist er nicht: „Wir müssen uns schon anstrengen, dass kein Riss durch die Dorfgemeinschaft geht.“ Trippel ist aktiver Hubertusschütze und zweiter Vorsitzender der Karnevalsgruppe bei den Freunden der Heimat. Die Vereine seien es, die das Wir-Gefühl fördern. Da schmerze es, wenn den Sammlern für die St.-Martinstüten die Türe nicht geöffnet werde oder die Schützen an heruntergelassenen Jalousien vorbeimarschieren müssten. Dabei zelebrieren die Grimlinghausener gar ein Ritual, um Zugezogene in die Dorfgemeinschaft aufzunehmen: die Neubürger-Taufe. Wer der letzten Ziege von Hippelank zwischen die Hörner küsst, gehört fortan dazu. „Das ist ein großer Spaß“, schmunzelt Stephanie Trippel, die „getauft“ wurde und noch in keiner Minute seither bereut hat: „Hier ist es einfach schön.“

(NGZ)
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