Rosellen Wo man sich noch kennt

Neuss · Seinen dörflichen Charme hat sich Rosellen erhalten. Doch Rekorde sind dort auch zu Hause: die größte Grundschule der Stadt und der zweitgrößte Sportverein. Hinzu kommen Weltfirmen wie Johnson & Johnson.

 Svetlana und Eugen Lutz fühlen sich mit ihren Kindern Maxim und Elena sehr wohl in Rosellen und fühlen sich gut aufgenommen.

Svetlana und Eugen Lutz fühlen sich mit ihren Kindern Maxim und Elena sehr wohl in Rosellen und fühlen sich gut aufgenommen.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Wer in Rosellen unterwegs ist, der hört nicht selten Hufgeklapper und tuckernde Traktoren. Von den entgegenkommenden Menschen wird er freundlich gegrüßt, denn in Rosellen kennt man sich. Der Stadtteil im Neusser Süden hat sich seinen dörflichen Charakter bewahrt, obwohl in direkter Nachbarschaft in Allerheiligen in den vergangenen Jahren mehrere tausend Neubürger zugezogen sind.

Doch Rosellen ist mehr als ein liebenswertes Dorf: Immerhin steht dort die größte Grundschule im Rhein-Kreis Neuss mit rund 550 Kindern. International tätige Firmen wie Johnson & Johnson, Janssen-Cilag und Selex-Gematronik haben sich an der Raiffeisenstraße niedergelassen. Der SV Rosellen ist mit rund 3000 Mitgliedern der zweitgrößte Sportverein der Stadt Neuss - und wenn die Glocken der katholischen Pfarrkirche St. Peter sonntags zur heiligen Messe rufen, dann strömen die Menschen auch aus den umliegenden Stadtteilen zur Brunnenstraße.

Nicht nur im Nachbarort Allerheiligen, auch in Rosellen selbst ist die Bevölkerung in den vergangenen Jahren gewachsen: An der Pfarrer-Strerath-Straße und der Paul-Stöckel-Straße entstand ein - überschaubares - Neubaugebiet, in dem sich viele junge Familien niedergelassen haben. Dort sind seit 2004 Svetlana (35) und Eugen Lutz (34), mit ihren Kindern Elena (10) und Maxim (8) zu Hause. Die Familie fühlt sich in Rosellen rundum wohl: „Wir haben hier nette Nachbarn und liebe Freunde gefunden.“

Als 17 -Jährige kam Svetlana Lutz mit Eltern und Geschwistern aus Kirgisien nach Neuss, ihr Mann siedelte a ls 16 -Jähriger aus Kasachstan aus: „Das war nicht leicht, in dem Alter hier Fuß zu fassen, mit den anderen Jugendlichen mitzuhalten“, erinnert er sich. Die Entscheidung, nach Deutschland zu kommen, hätten damals die Eltern getroffen: „Doch wir sind ihnen sehr dankbar dafür.“ Dass andere Russlanddeutsche sich mit der Integration schwertun, kann Eugen Lutz nicht verstehen: „Wer den Willen hat, der findet in Deutschland die Voraussetzungen, sich zu integrieren.“ Der Werkfeuerwehrmann bei Alunorf, der sich ehrenamtlich im Löschzug Rosellen der freiwilligen Feuerwehr engagiert, schätzt an seinem Wohnort die Ruhe: „Hier kann man richtig abschalten - und direkt hinter unserem Haus ist ein Spielplatz für die Kinder.“

In einer Hinsicht sei es jedoch vielleicht sogar ein wenig zu ruhig: Im Ort gibt es außer einem Metzger keinerlei Geschäfte. „Ein Bäcker oder ein Eiscafé wäre toll, wenigstens ein Kiosk müsste hier sein“, überlegt Svetlana Lutz, die als selbständige Friseurmeisterin arbeitet. Ein Geschäft vermisst auch Herbert Hilgers (61), der mit seiner Familie seit 25 Jahren in Rosellen lebt und sich im und für den Ort vielfältig engagiert - ob im Bezirksausschuss Rosellen oder als Kassierer im Heimatverein. Was er an Rosellen besonders mag? „Die gute Dorfgemeinschaft und das rege Vereinsleben sind große Pluspunkte hier“, sagt Hilgers. Durch den Neubau des Vereinsheims auf der Theodor-Klein-Sportanlage und den Umbau von Katholischem Kindergarten und Pfarrheim habe der Ort zudem an Attraktivität gewonnen. „Das Pfarrheim dient in diesem Jahr zum zweiten Mal auch als Residenz für unser Schützenkönigspaar.“

Nachwuchssorgen plagen den Heimatverein nicht, ganz im Gegenteil: „Wir haben eine ausgezeichnete Jugendarbeit - das Regiment wächst“, so Hilgers. Auch Tobias Hopmann (36) freut sich über die „vielen aktiven Gruppierungen und engagierten Menschen“ im Ort. Der Kaplan lebt und arbeitet seit 2008 in Rosellen und ist für die Messdiener und Kommunionkinder zuständig. Knapp 80 Mädchen und Jungen feiern am 22. Mai an St. Peter ihre Erstkommunion, 120 Messdiener versehen dort übers Jahr den Altardienst - das sind Rekordzahlen. „Gemeindearbeit und Gottesdienste leben in Rosellen davon, dass sich viele Menschen persönlich einbringen“, so Hopmann.

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