Neuss Wo echte Männer heute shoppen gehen

Neuss · Warum gehen Männer so gern in den Baumarkt? Was machen sie da? Zum heutigen Weltmännertag ging die NGZ der Frage auf den Grund.

 Andreas Gondorfim Glück: Der Baumarkt-Profi aus Neuss hat sich am Brückentag den Traum von einem Akku-Schrauber erfüllt.

Andreas Gondorfim Glück: Der Baumarkt-Profi aus Neuss hat sich am Brückentag den Traum von einem Akku-Schrauber erfüllt.

Foto: A. Woitschützke

Der Chef hat mal wieder gemeckert, die Jungs haben keine Zeit für einen gemütlichen Feierabend und zuhause backen Frau und Kinder Plätzchen — wenn Männer auf andere Gedanken kommen wollen, gehen sie einkaufen. Aber nicht im Drogeriemarkt oder im Schuhgeschäft, dem Lieblingsort vieler Frauen, sondern im Baumarkt.

Dort ergötzen sie sich dann an Regalen voller Schrauben, Kreissägeblättern oder — ganz aktuell — großen Öfen fürs Wohnzimmer. Ganz egal, ob gerade wirklich ein Bauprojekt daheim auf sie wartet, oder nicht — irgendwas braucht man doch immer. Und wenn es nur ein neuer Werkzeugkasten ist.

Der große Baumarkt in Allerheiligen, der als einziger im Umkreis mit "Drive-in-Schalter" bei seinen Kunden punkten kann, ist an diesem Abend jedenfalls noch gut besucht. Viele Herren streifen alleine durch den Laden, manche hektisch mit Liste, manche ganz gemütlich. So wie Olaf Krieger aus Neuss: "Ich komme gerne nach der Arbeit hier vorbei. Abends ist es hier nicht so hektisch wie am Wochenende — da kann man ein bisschen abschalten." Ob er ein konkretes Heimwerker-Projekt habe? "Vielleicht die Decke im Bad abhängen und schöne Strahler integrieren. Aber das ist noch nicht spruchreif. Aber Ideen kann man sich doch schon mal holen."

Seufzend steht ein junger Mann in grauer Latzhose mit weißen Farbspritzern in der Abteilung "Holz" vor einem Regal mit winzigen Fußleisten-Eckstücken. Aber die, die er braucht, sind nicht dabei. "Ich komme jetzt schon seit Tagen immer wieder her, in der Hoffnung, dass das passende Eckstück wieder im Sortiment ist — Fehlanzeige", seufzt er. Dabei sei er in seinem Neubau in Dormagen ansonsten schon weit gekommen. "Ich mache fast alles selbst. Lernt man durch ausprobieren — oder meine Freunde geben mir Tipps."

Zum ersten Mal überhaupt schnuppert an diesem Abend Ben, 23, Baumarktluft. An der Kasse bezahlt er einen Eimer, Besen, Kehrblech — und "Pömpel" für verstopfte Abflüsse. "Für meine erste eigene Bude. Bis ich die paar Sachen gefunden hatte, war ich allerdings ganz schön lange unterwegs hier drin", gesteht er. Dagegen sind Papa und Sohn in der Schlange hinter ihm schon alte Baumarkt-Hasen. Zwei LED-Lampen haben sie gekauft. "Und Mama hat mal eine Stunde ihre Ruhe."

Zugegebenermaßen sind an diesem Abend auch sehr viele Frauen im Baumarkt, gemeinsam mit ihrem Partner oder mit einer Freundin. Aber diese Pärchen finden sich eher in der Abteilung "Farbe", wo es um die neue Tapete geht, oder im Bereich "Sanitär", um einen Badezimmerspiegel auszusuchen. Die wahren Kerle trifft man da nicht. Die stehen vor Kabelkanälen, Eckenschleifern und Duschabdichtungsband. Und die fragen auch keinen Verkäufer um Rat. Sondern rufen ihren Kumpel an.

(NGZ/rl)
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