Neusser Bahnhof Wo bleibt der Lotse?

Neusser Bahnhof · Seitdem es vor zwei Wochen zu einem Wasserschaden im Reisezentrum der Deutschen Bahn am Neusser Hauptbahnhof gekommen ist, soll der Service provisorisch weiterlaufen. Die NGZ hat nachgefragt.

 Gestern Vormittag an den Fahrkartenautomaten am Neusser Hauptbahnhof: Vom Automaten-Guide ist nichts zu sehen.

Gestern Vormittag an den Fahrkartenautomaten am Neusser Hauptbahnhof: Vom Automaten-Guide ist nichts zu sehen.

Foto: NGZ

Neuss Es ist jetzt genau zwei Wochen her, als die Deutsche Bahn das Reisezentrum in Neusser Hauptbahnhof wegen Wasserschäden durch ein geplatztes Rohr schließen musste. Zwei Wochen, in denen das Unternehmen den Service in einem Container und durch so genannte Automaten-Guides (Lotsen) ganz normal weiterlaufen lassen wollte. So viel zur Theorie. Jetzt die Praxis. Gestern Vormittag am Service-Container vor der Radstation: Geschätzte 20 Personen stehen am einzigen besetzten Schalter. Die Schlange reicht bis zur Eingangstür. Und vom versprochenen Automaten-Guide ist weit und breit nichts zu sehen.

 Dafür war die Schlage im provisorischen Container gegenüber der Radstation umso länger.

Dafür war die Schlage im provisorischen Container gegenüber der Radstation umso länger.

Foto: L. Berns

"Er hat angerufen, dass er gleich kommt”, erklärt die Service-Mitarbeiterin. Wann genau das sein sollte, wüsste sie aber nicht. Also bleibt den am Automaten überfragten Bahn-Kunden nichts anderes übrig, als sich in die Tür des Containers zu stellen und zu warten. "15 Minuten habe ich jetzt für eine eigentlich doofe Frage angestanden”, erklärt die Dormagenerin Rosemarie Hölzlhammer. Mitlerweile ist es schon nach 12 Uhr. Und vom Automaten-Guide ist immer noch nichts zu sehen. Dabei hätte er die Frage der 48-Jährigen wahrscheinlich beantworten können.

"Ich wollte nur wissen, welches Monatsticket ich von Dormagen nach Neuss brauche: Ticket 1000 oder Ticket 2000”, erzählt die Dormagenerin. Und auch der 69-jährigen Inge Eulenberg hätte wohl am Automaten geholfen werden können. "Ich habe eine Fahrkarte von Neuss nach Frankfurt gekauft. Dafür stand ich jetzt fast 20 Minuten an”, so die Neusserin. Sie sei allerdings noch nie wirklich zufrieden mit dem Service der Deutschen Bahn in Neuss gewesen.

"Einmal bin ich sogar nach Düsseldorf zum Hauptbahnhof gefahren, um dort etwas zu fragen”, sagt Eulenberg. Und alles nur, weil die beiden Informations-Schalter in dem jetzt im Umbau befindlichen Reisezentrum nicht besetzt gewesen seien. Wie lange allerdings das Provisorium an der Zufuhrstraße die Info-Zentrale ersetzen soll, konnte gestern Deutsche Bahn-Sprecher Udo Kampschulte nicht genau sagen. "Es wird bestimmt noch einige Wochen dauern”, erklärt er auf Anfrage der NGZ.

Schließlich sei der Wasserschaden nicht unerheblich. "Durch den Rohrbruch wurden mehrere Kabel und der Fußboden stark in Mitleidenschaft gezogen.” Die Sanierung würde jetzt einige Zeit in Anspruch nehmen ­ aber an dem Service hätte sich nichts geändert, meint der DB-Sprecher. Das sieht Christa Junghaus aus Mönchengladbach auch so. "Der Service war hier vor dem Wasserschaden nicht gut, und er ist heute nicht gut”, sagt sie. Mittelerweile ist es 12.30 Uhr als auf einmal ein Mann mit einer roten Weste aus dem Container kommt. Hinter ihm laufen mehrere Frauen, die auf den Automaten-Guide, wie auf der Weste von Wolfgang Willms zu lesen ist, einreden.

Ob ihre Anfragen denn auch wirklich am Automaten geklärt werden könnten, wollen sie wissen. "Ja, das machen wir schon”, beruhigt er die älteren Damen. Dafür muss er aber erst einen freien Automaten finden ­\ was um die Mittagszeit scheinbar nicht immer leicht zu sein scheint. "Trotz Sommerferien ist im Moment in Neuss viel los”, erklärt Willms. Und dann doch: An den hinteren Gleisen kann er den Frauen eine Auskunft für eine Fahrt nach Bad Rappenau ausdrucken.

Die weiteste Streckenauskunft sei das aber nicht gewesen. "Am Samstag wollte jemand eine Fahrkarte nach London kaufen”, erinnert sich der DB-Mitarbeiter. Das sei schon ungewöhnlicher. Die meisten würden ihn nämlich nach Fahrkarten für den Nahverkehr fragen. "Das sind junge, alte, intelligente und weniger intelligente Menschen, die einfach nur mit dem System nicht zurecht kommen”, weiß der aus Mönchengladbach stammende 46-Jährige ­ der übrigens nach eigener Aussage erst morgens angerufen worden

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