Im Gespräch mit Frederic Knaudt "Wir liefern Lebensmittel in 20 Minuten"

Neuss · Der Online-Supermarkt Picnic startet am Mittwoch offiziell im Rhein-Kreis Neuss. Mitgründer Frederic Knaudt erklärt das Geschäftsmodell.

 Frederic Knaudt ist einer der Gründer des Lebensmittel-Startups Picnic im Rhein-Kreis Neuss. Die Fahrzeuge des Online-Supermarkts sind bereits in Neuss und Kaarst unterwegs.

Frederic Knaudt ist einer der Gründer des Lebensmittel-Startups Picnic im Rhein-Kreis Neuss. Die Fahrzeuge des Online-Supermarkts sind bereits in Neuss und Kaarst unterwegs.

Foto: Antje Seemann

Das Lebensmittel-Start-up Picnic steht kurz vor der offiziellen Eröffnung. Am 11. April geht's los, die Testphase läuft schon seit Oktober - damals hieß das Unternehmen noch "Sprinter".

Herr Knaudt, erklären Sie doch bitte mal, was Picnic eigentlich ist.

Frederic Knaudt Picnic ist der neue Online-Supermarkt für jedermann. Bei uns gibt es alle Produkte, die man aus dem Supermarkt kennt - zum günstigsten Preis und gratis nach Hause geliefert.

Wie groß ist der Kundenstamm?

Knaudt Wir beliefern derzeit rund 700 Kunden und haben nochmal rund 1700 Kunden auf der Warteliste, die bei uns mitmachen wollen. Nach der Testphase wollen wir schnell unsere Kapazitäten erhöhen, um mehr Kunden beliefern zu können.

Wie groß ist die Fahrzeug-Flotte?

Knaudt Wir sind im Oktober mit drei Autos gestartet. Mittlerweile haben wir 20 Autos, die in Betrieb sind, und noch weitere zehn, die demnächst dazu kommen.

Wo kommen die Autos her?

Knaudt Wir arbeiten mit Zulieferern aus Frankreich zusammen. Das Konzept für das Auto haben wir selbst entwickelt.

Was bedeutet das?

Knaudt Wir haben darauf geachtet, was optimal für eine Online-Lebensmittellieferung ist. Unsere Autos sind nur 1,35 Meter breit, somit versperren wir nicht den Verkehr in den Straßen. Und der Fahrer kann die Lebensmittel von den Seiten entnehmen, damit ist er deutlich effizienter und schneller, als wenn er sie aus dem Kofferraum holen muss. Die Autos werden elektrisch betrieben und sind damit nachhaltig.

Wie viele Fahrer hat Picnic?

Knaudt Aktuell haben wir 35 Fahrer. Viele davon sind Studenten. Für die ist das eine gute und flexible Möglichkeit, etwas dazu zu verdienen.

Wie groß ist die Konkurrenz?

Knaudt Es gibt einige Konkurrenten, die schon seit einiger Zeit versuchen, online Lebensmittel anzubieten. 95 Prozent unserer Kunden kaufen erstmals online Lebensmittel ein. Ich glaube, es gab in der Vergangenheit noch nicht das große Angebot. Es war oft teurer, als im Supermarkt einzukaufen. Und ich als Kunde will zu Hause auch nicht zwei Stunden oder länger warten, bis es klingelt - oder auch nicht. Bei uns muss man nicht auf seine Lebensmittel warten.

Also bekommen Kunden die Ware direkt geliefert?

Knaudt Nicht direkt, aber so ähnlich. Wir haben ein Lieferzeitfenster von 20 Minuten und die Kunden können über die App ganz einfach nachverfolgen, wo der jeweilige Fahrer gerade ist. Wir haben Kunden, die kommen mit ihrem Hund gerade vom Gassigehen nach Hause, wenn unser Fahrer ankommt. Das ist ein großer Vorteil, den unsere Kunden sehr schätzen.

Bleibt die Lieferung kostenlos?

Knaudt Wir werden für Lieferungen nie etwas verlangen.

Wer beliefert Picnic?

Knaudt Wir arbeiten mit verschiedenen Großhändlern zusammen, unter anderem Edeka Rhein-Ruhr. Aber wir bekommen unsere Lebensmittel auch von lokalen Bauern, Bäckern oder Metzgern, die uns die frischen Produkte morgens liefern.

In der Testphase haben Sie Kunden Rabatt eingeräumt. Verfällt dieser, wenn es am 11. April richtig losgeht?

Knaudt Wir haben unseren Kunden in der Testphase Rabatt auf den Einkauf gegeben, im Gegenzug haben wir von ihnen verlangt, uns Feedback zu geben. Wir haben uns überlegt, was in der Startphase am meisten Sinn macht, und wollten unser Konzept mit richtigen Kunden testen. Anstatt unser Geld in teures Marketing zu stecken, wollten wir unseren Kunden lieber etwas zurückgeben. Wenn es losgeht, gibt es diesen Rabatt nicht mehr.

Haben Sie Angst, dass Kunden Picnic ohne Rabatt nicht mehr nutzen?

Knaudt Den Supermarkt-Einkauf macht man wöchentlich, viele Menschen sogar mehrmals wöchentlich. Das gleiche sehen wir bei unseren Testkunden. Die haben ihren Einkauf komplett auf Picnic gewechselt. Und wir glauben einfach, dass das auch weiterhin der Fall sein wird. Hinzu kommt, dass der Einkauf bei Picnic auch ohne diesen Rabatt weiterhin so günstig wie nirgendwo sonst bleibt.

Wo sehen Sie das Unternehmen in einem Jahr?

Knaudt Wir sind im Oktober 2017 gestartet und froh, dass die Testphase erfolgreich war. Wir fokussieren und jetzt erst einmal auf das Rheinland und werden hier dieses Jahr noch zwei, drei Städte hinzunehmen. Im kommenden Jahr werden es dann 20 weitere Städte sein.

Wer finanziert das Ganze?

Knaudt Das Konzept kommt aus Holland. Dort sehen wir, dass es ungefähr ein halbes Jahr dauert, bis ein solches "Hub" wie hier profitabel ist. Ein "Hub" ist der Ort, von dem eine Region beliefert wird, quasi ein Umschlagplatz für Waren. Wir werden hier relativ schnell profitabel sein. Das Gesamtunternehmen befindet sich im Wachstum, und natürlich investieren wir weiterhin in dieses Wachstum. Es gibt also weiterhin Finanzierungsbedarf.

STEPHAN SEEGER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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