Kabarettreihe in Neuss Wilfried Schmickler missioniert gegen die AfD

Neuss · Der Kabarettist stellte in der RLT-Reihe „neusspunktacht“ vor ausverkauftem Haus sein Programm „Kein zurück“ vor.

 Wilfried Schmickler war zu Gast im RLT.

Wilfried Schmickler war zu Gast im RLT.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Mit seinem achten Soloprogramm „Kein Zurück“ war Wilfried Schmickler zu Besuch im RLT. Zwei Stunden lang blickte der Kabarettist in die Zukunft: Zwischen Durchhalteparolen und Beruhigungsmitteln versucht man, dran zu bleiben am Zahn der Zeit, doch das ist gar nicht so leicht. Schmickler leidet derzeit an einer leichten Bronchitis, die ihn aber nicht davon abhielt, im RLT die ganz großen Töne auf die Bühne zu bringen. Zwei Stichworte genügten, um zu beweisen, dass dem 1954 geborenen Rheinländer die Altersstruktur seines Publikums vertraut ist: Roy Black und Dr. Mabuse. Der Schlager „Du bist nicht allein“ als Handy-Klingelton kam ebenso gut an wie der uralte Filmbösewicht, der immer noch hinter jeder Verschwörung steckt.

Schmicklers Programm umfasst zwei Themenbereiche, die er mit unterschiedlicher Qualität präsentiert. Bis zur Pause geht es um Politik. Eigentlich. Aber seine Abneigung gegen die neue Gruppierung  ganz rechts im Reichstag bringt ihn derart in Rage, dass er Maß und Ziel vergisst. Keine Beschimpfung, keine Injurie will ihm genügen, um den verhassten Exponenten dieser Protestpartei seinen Ekel zu beweisen. Die AfD-Eindampfung des Kabarettisten trägt missionarische Züge.

„Kein zurück“ ist das Motto des Abends und Schmicklers Tagesbefehl für die ewig Gestrigen. Einmal in Rage, bekommen auch sämtliche CSU-Politiker und die neue CDU-Vorsitzende auf das Deftigste ihr Fett weg. Nicht weniger heftig trifft es den Tübinger Bürgermeister Boris Palmer, weil der gern gegen den links-grünen Stachel löckt. Aufgehellt wird die erste Stunde nur durch etwas Frühlingspoesie und ein paar Trump-Kalauer. Doch auch da noch ein düsteres Bekenntnis: „Ich verabscheue das Wort Heimat“. Das will man jemandem kaum abnehmen, der seit 30 Jahren in der Kölner Südstadt lebt und bei deren Lokalkolorit begeistert mitmischt.

Nach der Pause geht es um allgemein Menschliches. Den Beginn macht eine Hommage an Hanns Dieter Hüsch. Dessen wunderbare Kunstfigur, der nörgelnde Träumer und spießige Angeber „Hagenbuch“ verliert auch beim wiederholten Anhören nicht ihren Zauber, geprägt durch den Feinsinn des großen niederrheinischen Kollegen. Und man stellt erleichtert fest: Die leiseren Töne kann Schmickler auch. Jetzt gilt der Zwischenapplaus den witzigen Passagen: „Eia popeia, was raschelt im Stroh? Das sind die Phobien, die fürchten sich so.“ Vor wem sie sich fürchten? Vor dem Buchsbaumzünsler natürlich.

So endet der Abend im ausverkauften RLT friedlicher, als er begann. Am Ende steht Schmickler im Foyer, verkauft DVDs und Bücher und redet gern mit dem Publikum.

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