Neuss Wie sich Einbruchs-Opfer fühlen

Neuss · Die zerbrochene Glasscheibe, das verwüstete Schlafzimmer, der verdreckte Fußboden – solche Spuren nach einem Einbruch lassen sich beseitigen, was oft bleibt, ist die Angst in der eigenen Wohnung.

 Eine böse Überraschung nach dem Urlaub, doch materielle Schäden lassen sich meist beheben, mit den psychischen Folgen haben viele Einbruchsopfer jedoch lange zu kämpfen.

Eine böse Überraschung nach dem Urlaub, doch materielle Schäden lassen sich meist beheben, mit den psychischen Folgen haben viele Einbruchsopfer jedoch lange zu kämpfen.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Die zerbrochene Glasscheibe, das verwüstete Schlafzimmer, der verdreckte Fußboden — solche Spuren nach einem Einbruch lassen sich beseitigen, was oft bleibt, ist die Angst in der eigenen Wohnung.

Er war zu Hause, lag bereits im Bett, als er plötzlich Licht unter der Schlafzimmertür durchschimmern sah. Und dann war es wie in einem Film: Ganz langsam wurde die Türklinke heruntergedrückt. "Da meine Mutter eine Etage über mir wohnte, habe ich laut gefragt, ob sie es sei", sagt Monsignore Hans Dieter Schelauske. Genau erinnert er sich an diesen Moment, der einige Jahre zurückliegt. Eine Antwort bekam er damals nicht, hörte nur noch Schritte, die immer leiser wurden. Seine Mutter war es nicht, sondern ein Einbrecher, der, wie sich später herausstellte, Schmuck und Geld gestohlen hatte. Das unangenehme Gefühl, das Schelauske damals befiel, kommt auch heute noch wieder, wenn er von dem Einbruch erzählt. "Ich habe nichts zu verbergen, doch die Tatsache, dass ein Fremder in meinen Sachen gewühlt hat, geht einem schon sehr nahe", sagt er.

Das kann auch Conny M. nachempfinden, die innerhalb von drei Jahren gleich drei Mal ungebetene Gäste hatte. "Man kommt nach Hause und sieht, wie alle Schränke offen stehen, der Inhalt auf dem Boden verteilt liegt, die Bilder abgehangen sind. Das ist der erste Schock. Wenn einem dann bewusst wird, dass Fremde einfach so in dein Haus eingedrungen sind, deine Privatsphäre durchstöbert haben, kommt der nächste Schock", erzählt Conny M. offen und fügt hinzu: "Ich wollte ausziehen." Doch dann hätten sie und ihr Mann sich beraten lassen, wie sie ihr Haus sichern könnten — "und nun haben wir ein Fort Knox", berichtet sie, findet es aber irgendwie auch bedenklich, dass man gezwungen werde, "alles so zu verriegeln und verrammeln". Eine Hilferuf von Opfern erreichte auch die NGZ-Redaktion: "Bitte helfen Sie uns! Wir haben Angst und fühlen uns in unserer eigenen Wohnung nicht mehr sicher" — unterzeichnet "Bürger in Angst", beigefügt seitenweise Meldungen über Einbrüche.

"Dass sich jemand gewaltsam Zutritt in die Intimsphäre, und dazu gehört auch unsere Wohnung, eines anderen verschafft hat, kann beim Opfer zu enormen psychischen Problemen führen", sagt Eduard Bales vom Weißen Ring Rhein-Kreis Neuss. Er habe einmal eine junge Frau beraten, die nicht mehr zurück in ihre Wohnung wollte. "Auch wenn wir psychologisch geschult sind, bleibt uns oft nichts anderes übrig, als den Opfern zu empfehlen, eine Therapie zu machen", so Bales.

Ein Problem sieht er auch darin, dass die Opfer von Wohnungseinbrüchen nicht nach dem sogenannten Opferentschädigungsgesetz unterstützt werden. Das gelte nur für diejenigen, die tätlich angegriffen wurden.

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