Neuss Wie Neuss die Demografie-Probleme löst

Neuss · Eine Enquete-Kommission hat sich 15 Monate mit der Frage beschäftigt, welche Herausforderungen die Änderung der Bevölkerungsstruktur in Neuss mit sich bringen - und wie Problemen entgegengewirkt werden kann.

 Die Bevölkerung wird immer älter – auch in Neuss. Mit dem "Handlungskonzept Demografie" will die Stadt gegensteuern.

Die Bevölkerung wird immer älter – auch in Neuss. Mit dem "Handlungskonzept Demografie" will die Stadt gegensteuern.

Foto: apr

Demografie – das ist eines der Schlag- und Reizworte der Zeit. Die Menschen werden immer älter, die Geburtenrate ist anhaltend niedrig. Was das für die Bevölkerungsstruktur bedeutet, kann sich jeder ausmalen. Laut Statistischem Bundesamt leben im Jahr 2060 ganze 17 Millionen Menschen weniger in Deutschland, davon wird jeder Dritte über 65 Jahre alt sein. Wissenschaftler und Politiker brüten seit Jahren über Konzepten, die der Entwicklung der Bevölkerung gerecht werden. Auch in Neuss hat sich eine Enquete-Kommission mehr als ein Jahr ausschließlich diesem Thema gewidmet. Herausgekommen ist das "Handlungskonzept Demografie", deren wichtigste Ergebnisse hier vorgestellt werden.

Einwohnerzahl und Stadtentwicklung am Demografischen Wandel ausrichten Die Enquete-Kommission hat sich als Primärziel gesetzt, die Einwohnerzahl der Stadt Neuss stabil auf 150 000 zu halten und sieht dies als zentrale Herausforderung der Stadtentwicklung. Dazu habe Neuss gute Chancen: Es gibt mehr Menschen, die her ziehen, als Menschen, die wegziehen. Allerdings müsse diese Entwicklung durch eine ambitionierte Wohnungsbaupolitik, vor allem zugunsten junger Familien, gestärkt werden. Dazu gehört beispielsweise ein Bürokratieabbau und eine Beschleunigung bei der Wohnungssuche oder Baugenehmigungen.

Kommunalfinanzen, Prioritäten und nachhaltige Leistungsfähigkeit beachten Die viel diskutierte Schuldenbremse – der Bund darf ab 2016, die Bundesländer ab 2020 keine neuen Schulden machen – wird auch für Neuss, das bisher noch über einen stabilen Haushalt verfügt, einen hohen Handlungsdruck erzeugen. Vor allem Politik- und Verwaltungsbetrieb müssen daher frühzeitig optimiert werden.

Anpassungsstrategien und Sicherung der Infrastruktur Weniger geht es darum, die Stadt weiter "wachsen" zu lassen, als viel mehr vorhandene Flächen und Gebiete zu stärken und zu optimieren. Es muss systematisch ermittelt werden, wie die vorhandene Infrastruktur sinnvoll aus- oder umgebaut werden kann. Zum Beispiel sollten aktuell genutzte Immobilien wie Schulen, Freizeit- oder Sportanlagen mit Blick auf alternative Umnutzungsmöglichkeiten bewertet werden. Außerdem gibt es die Idee für ein "Neusser Infrastruktur-Forum", das sich als neues Steuerungsinstrument diesen Herausforderungen annehmen soll.

Kommunale Wohnungs- und Siedlungspolitik Der Bedarf an Wohnfläche pro Einwohner steigt, auch aufgrund vermehrter Singlehaushalte, um etwa fünf bis zehn Quadratmeter pro Einwohner. Die Enquete-Kommission verordnet daher eine offensive Flächenpolitik, die sich vor allem auf gewerbliche und industrielle Brachflächen sowie eine Umstrukturierung der Nachkriegsbauten konzentrieren soll. Auch ein "Neusser Wohnungsbau-Forum", das sich vor allem mit den Wohnbedürfnissen von Senioren beschäftigt, wird angeregt.

Standortqualität konsequent weiter entwickeln und Arbeitsplätze sichern Die Stadt wird ihre Bevölkerungszahlen nur halten können, wenn sie weiterhin ein wirtschaftlich attraktiver Standort bleibt. Neben der Erhaltung der Prosperität sollen Infrastrukturmaßnahmen erdacht werden, die Arbeitnehmer leistungsfähig und motiviert halten. Arbeitszeitgestaltung sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehen im Fokus der kommunalen Wirtschaftsförderung. Auch neue Mobilitätskonzepte, Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen oder Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sollen durchgesetzt werden.

Regionale Kooperationen Vor allem die Verbindungen zur Landeshauptstadt sollten, wie über die Neuss-Düsseldorfer Häfen sollten ausgebaut werden. Gerade durch die Nähe zu Düsseldorf empfiehlt sich auch ein verstärktes Engagement der Stadt im studentischen Wohnungsbau.

(NGZ)
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