Neuss Wie die Stadt Flüchtlingsheime sichert

Neuss · Während in den Übergangsheimen des Landes NRW Sicherheitsdienste eingesetzt werden, sind in den drei Flüchtlingsunterkünften der Stadt Neuss nur Hausmeister, Sozialkräfte und Ehrenamtler tätig - Wachleute nicht.

 Flüchtlingsheim-Leiter Dirk Witte (3. v. r.) führte gestern mit Sozialdezernent Stefan Hahn (4. v. r.) den Integrationsrat durch die städtische Unterkunft an der Bergheimer Straße.Dort gewährte er Einblick in das Notapartment.

Flüchtlingsheim-Leiter Dirk Witte (3. v. r.) führte gestern mit Sozialdezernent Stefan Hahn (4. v. r.) den Integrationsrat durch die städtische Unterkunft an der Bergheimer Straße.Dort gewährte er Einblick in das Notapartment.

Foto: Linda Hammer

Nach den Misshandlungsvorwürfen von Flüchtlingen in Übergangsheimen des Landes NRW geht die Stadt Neuss in die Offensive. Befürchtungen, dass sich ähnliche Vorfälle in den städtischen Flüchtlingsheimen zutragen könnten, seien unnötig: "Wir setzen keine Sicherheitsdienste in unseren Häusern ein", erklärte Sozialdezernent Stefan Hahn gestern bei einer Begehung des Heims an der Bergheimer Straße mit dem Integrationsrat. Um die Asylbewerber kümmerten sich ausschließlich Hausmeister, Sozialpädagogen und Ehrenamtler.

Bei den Landeseinrichtungen sollen Mitarbeiter externer Sicherheitsdienste Flüchtlinge schikaniert haben. Gestern durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Räume des Unternehmens "European Homecare", das auch das Neusser Übergangsheim im ehemaligen Alexianer-Krankenhaus betreibt. Hier sind aber keine Vorfälle bekannt.

Wo sind die Flüchtlinge in Neuss untergebracht?

In Heimen des Landes NRW und der Stadt. 400 Plätze gibt es im einstigen "Alex", rund 270 Plätze in den drei städtischen Heimen: an der Bergheimer Straße, am Berghäuschensweg und am Derendorfweg. Anerkannte Asylbewerber dürfen in Privatwohnungen ziehen.

Wie sorgt die Stadt in ihren Heimen für Sicherheit?

"Wir haben drei Hausmeister für die drei Heime, zwei Sozialpädagoginnen und mich", sagt Dirk Witte, Leiter der drei städtischen Flüchtlingsunterkünfte. Außerhalb der Arbeitszeiten gebe es einen Bereitschaftsdienst. "Der ist sowohl für technische Probleme als auch für Streitereien zwischen den Bewohnern zuständig." An der Bergheimer Straße leben beispielsweise viele Familien aus zehn Nationen - insgesamt 130 Personen, davon 70 Kinder. "Gerade in den Ferien, wenn alle aufeinander hocken, kommt es oft zu Unfrieden", berichtet Witte.

Was passiert bei Streitigkeiten?

In solchen Fällen versuche man, respektvoll zu vermitteln. Auch künftig wolle man keinen Sicherheitsdienst beauftragen. "Das ist bei dezentraler Unterbringung in mehreren Heimen nicht nötig", erklärt Beigeordneter Stefan Hahn.

Wie lange leben die Flüchtlinge in den Heimen?

Im ehemalige "Alex" nur zwei bis drei Wochen, um die Eingangsuntersuchungen zu durchlaufen. Anschließend werden sie auf andere Unterkünfte verteilt. Die Stadt Neuss hat mit dem Betrieb des Heimes nichts zu tun, aber sie profitiert davon. "Die Plätze werden uns auf unsere Aufnahmequote angerechnet", sagt Hahn. Durch die jüngste Erhöhung von 200 auf 400 Plätze im "Alex" habe die Stadt jetzt sogar 193 Flüchtlinge mehr in ihren Heimen untergebracht, als sie müsste. "Wenn das Alexianer-Gelände aber bebaut und das Übergangsheim aufgelöst wird, müssen wir uns darauf einstellen, 200 neue Flüchtlinge unterzubringen."

In den städtischen Heimen leben die Asylbewerber wenige Monate bis vier Jahre. Die meisten finden laut Stadt aber früher eine Wohnung. Zu diesem Zweck setze man auf Integration in Vereinen. Schulpflicht bestehe ohnehin für alle Kinder, nur Kindergarten-Plätze seien nicht immer sofort zu bekommen.

(NGZ)
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