Neuss Wie die Skipiste in Form gebracht wird

Neuss · Jede Nacht muss ein Pistenbulli die weiße Pracht gleichmäßig verteilen und glätten. Mehrere Stunden sind dafür nötig.

 Michael van Aaken, der stellvertretende Betriebsleiter, präpariert mit einem Pistenbulli die Abfahrtsflächen.

Michael van Aaken, der stellvertretende Betriebsleiter, präpariert mit einem Pistenbulli die Abfahrtsflächen.

Foto: Andreas Woitschützke

Es ruckelt, während Michael van Aaken mit seinem Gefährt nach hinten setzt. "Den Haufen da nehme ich noch mit", sagt der 27-Jährige und wirft durch die Hinterscheibe einen kritischen Blick auf die etwas unebene weiße Pracht am Boden. Per Hebel hebt er die Aufsätze am hinteren Teil des Fahrzeugs an, setzt sie hinter die Hügelchen und fährt nach vorne, behält aber die Hinterscheibe im Auge.

"Mit Fräse und Schneelappen wird der Schnee gerade gezogen", erklärt er. Dann geht es mit der Schneeraupe die Hauptpiste in der Neusser Skihalle hoch. Michael van Aaken ist stellvertretender Betriebsleiter bei der Allrounder Mountain Resort GmbH, die die Skihalle im Januar 2001 eröffnet hat.

"Die Piste richtig zu präparieren, ist ein Vollzeitjob", sagt er. Denn mit ein-, zweimal Drüberfahren sei es nicht getan. Jede Nacht ab 22 Uhr sei ein Pistenbulli-Fahrer für etwa sechs Stunden im Einsatz. In der Zeit absolviere er 30 bis 40 Berg- und Talfahrten mit der Schneeraupe. "Die Ski- und Snowboardfahrer schieben den Schnee im Laufe des Tages an die Seiten und nach unten", erklärt der 27-Jährige. Demzufolge müsse der Schnee — ergänzt durch neuen aus den zwölf Schneekanonen — wieder gleichmäßig verteilt und geglättet werden. "Bevor der Schnee aber gefräst werden kann, muss er erst etwa eine Stunde ruhen." Dadurch werde er hart.

Eine Ausbildung zum Pistenbulli-Fahrer gebe es nicht. "Sie lernen es hier in der Praxis", sagt van Aaken. Auch er habe seine Kenntnisse so erworben, habe aber vorher im Kfz-Bereich gearbeitet. Aufgewachsen in Griechenland, sei er vor drei Jahren zur Skihalle gekommen. "Einige meiner Vorfahren waren wohl Holländer. Daher mein Name."

Bei den Besuchern kann er damit nicht punkten. "Weniger als fünf Prozent unserer Gäste kommen aus den Niederlanden", berichtet Allrounder-Sprecher Sebastian Bäsken (32), der selbst Skifahrer und Skilehrer ist. "In den Niederlanden gibt es gleich vier bis fünf Skihallen dicht bei einander." In Neuss kämen die meisten der rund eine Million Besucher in Skihalle, Kletterpark, Hotel und Gastronomie aus einem Umkreis von etwa 50 Kilometern. "Wir haben aber auch schon mal eine Scheichfamilie aus Jordanien oder Amerikaner von der Airbase."

Minus drei bis minus fünf Grad ist es Tag und Nacht in der Skihalle. "Mit guter Kleidung hält man es gut aus", versichert Michael van Aaken. Er bedient tagsüber in der Regel eine Liftstation, bessert den Schnee an den Ein- und Ausstiegen aus und kontrolliert die Zäune. "Die Arbeit macht Spaß", sagt er. "Jeder Tag ist anders."

Natürlich komme es gerade bei Anfängern immer wieder vor, dass sie Probleme beim Liften haben. "Ab und zu fährt einer auch mal unfreiwillig wieder nach unten, weil er sich nicht getraut hat auszusteigen." Frauen oder Männer — wer stellt sich dümmer an? "Väter, die ihren Kindern nicht vertrauen", sagt van Aaken. Das ein oder andere Mal müsse man auch betrunkene Wintersportler der Piste verweisen. "Alkoholisiertes Fahren ist bei uns verboten", erklärt Sebastian Bäsken.

Michael van Aaken hat das Snowboardfahren übrigens erst vor drei Jahren gelernt. In Neuss. "Etwa 90 Prozent unserer Mitarbeiter sind Wintersportler", sagt Bäsken. Das Unternehmen unterstütze sie darin mit kostenlosen Angeboten. "Unser Ziel ist es ja, alle Menschen in NRW aufs Ski- oder Snowboardfahren aufmerksam zu machen."

(NGZ)
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