Neuss Widerstand gegen Windkraft

Neuss · Die Neusser Stadtwerke planen, acht Millionen Euro in ein neues Windkraftprojekt im Neusser Süden zu investieren. Am Dienstag wurde der Aufsichtsrat über die Pläne informiert. In Hoisten formiert sich bereits Widerstand.

 In Neuss gibt es bislang nur einen kleinen Windpark, nämlich in Röckrath. An dem sind die Stadtwerke nicht beteiligt, er wird von der Wiesbadener Firma Abo Wind betrieben.

In Neuss gibt es bislang nur einen kleinen Windpark, nämlich in Röckrath. An dem sind die Stadtwerke nicht beteiligt, er wird von der Wiesbadener Firma Abo Wind betrieben.

Foto: woitschützke

Wenn es um Windkraft geht, blicken die Stadtwerke Neuss (SWN) bislang eher in die Ferne, sind sie doch über das Joint Venture "Green Gecco" an Windparks in ganz Deutschlands beteiligt. Aktuell gibt es aber offenbar Pläne, ganz in der Nähe einen Windpark zu realisieren. In Hoisten haben zwei Landwirte laut Informationen unserer Zeitung bereits Verträge mit den Stadtwerken abgeschlossen, offenbar Vorverträge, mit denen Flächen südlich der Villestraße (L142), vor der Stadtgrenze zu Grevenbroich, gesichert wurden.

Verspargelung der Landschaft

Bereits in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass die Stadtwerke acht Millionen Euro in ein Windkraftprojekt im Neusser Süden investieren wollen. Die Pläne wurden gestern Abend dem Aufsichtsrat der Stadtwerke vorgestellt. "Der Diskussion der Aufsichtsratsmitglieder werden wir nicht vorgreifen", so Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer auf NGZ-Anfrage.

Die Ankündigung der Pläne für den Neusser Süden sorgen vor Ort allerdings schon jetzt für Aufregung. Vor einer "Verspargelung der Landschaft" warnt der zuständige Stadtverordnete Karl Heinz Baum. Er kennt die Stimmung der Anwohner: "Begeisterungsstürme wird das nicht auslösen", meint der CDU-Politiker, der darauf verweist, dass Hoisten bereits mit der Biogasanlage seinen Beitrag zur so genannten Energiewende leistet. Darüber hinaus sei der Stadtteil durch die geplante Hochspannungsleitung Belastungen ausgesetzt. "Wehret den Anfängen", fordert Baum, der fürchtet, dass die großen Windräder die Lebensqualität in seinem Stadtteil beeinträchtigen.

CDU-Fraktionschef Jörg Geerlings, Aufsichtsratsmitglied bei den Stadtwerken, verweist darauf, dass die Pläne der SWN noch nicht ausgereift seien. Er plädiert dafür, "offen zu diskutieren", noch sei nichts entschieden. Wohl aber müsse man sich darüber im Klaren sein, dass es im dicht besiedelten Neuss kaum freie Flächen für Windkraft gibt. "Wo Potenzial da ist, sollte geprüft werden, ob Anlagen machbar sind", findet er. Zustimmung dafür gibt es bei der SPD, wo der Landtagsabgeordnete Reiner Breuer auf das Ziel der Landesregierung verweist, den Anteil der Windenergie an der Stromversorgung von heute drei auf 15 Prozent bis 2020 zu steigern.

"Daran sollten wir mitwirken", findet Breuer in Übereinstimmung mit den Neusser Grünen, die, wie Fraktionschef Michael Klinkicht betont, "seit Jahren für den Ausbau der Windenergie in Neuss kämpfen". Klinkicht begrüßt die Pläne der SWN. Die zeigten nämlich, so der Grünen-Politiker, "dass Wind- ernergie aller Zweifel zum Trotz doch ein rentables Geschäft ist".

(NGZ/rl)
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