Heinz Spörk Werk ist für die Zukunft bestens gerüstet

Neuss · Der Betriebsratsvorsitzende Heinz Spörk ist von der Leistungsfähigkeit des Siemens-Werkes Krefeld völlig überzeugt. Bislang hat Siemens seinen Sitz in Krefeld, doch als Lagerstätte wird auch der Rhein-Kreis genutzt. Drei seiner neuen Züge vom Modell "Velaro-D" legen derzeit in Holzheim ein längeren Zwischenstopp ein. Über die Zukunft des Werks hat die NGZ mit Betriebsratschef Heinz Spörk gesprochen.

 Ein Exportschlager aus Krefeld: Im Siemens-Werk an der Duisburger Straße werden auch die Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Velaro produziert.

Ein Exportschlager aus Krefeld: Im Siemens-Werk an der Duisburger Straße werden auch die Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Velaro produziert.

Foto: SIEMENS

Die Auftragsbücher für die Zugfertigung im Krefelder Werk sind voll, trotzdem überlegte die Siemens AG vor drei Monaten, 200 Leute aus Krefeld nach Nürnberg zu verlagern. Wie passt das zusammen?

Heinz Spörk Es geht um die Produktion der Hilfsbetriebe-Umrichter und Batterieladegeräte als Teil des Sektors Industry. Der Auftragseingang für diese Produktion war deutschlandweit um 30 Prozent zurückgegangen. Für diesen Bereich ist Krefeld der kleinste Standort und soll aufgelöst werden. Die Zugfertigung ist Teil des Sektors Infrastructure & Cities, also ein unabhängiger Firmenbereich. Man muss aber wissen, dass 85 bis 90 Prozent der Teile, die in der Industry-Division im Werk Krefeld gefertigt werden, vor Ort in Züge verbaut werden. Der Betriebsrat hat deshalb die Verlagerung nach Nürnberg massiv infrage gestellt. Wir fürchten, dass nicht alle der 200 Kollegen nach Nürnberg mitgehen, wenn das jetzt mit Eile bis 2014 durchgezogen wird. Wir verlören dann am Standort viel Know-how, vielleicht auch mittelfristig Produktionen, weil über 80 Prozent in die IC-Fertigung geht. Wegen der engen Verknüpfung der beiden Sektoren am Standort Krefeld bedarf eine Produktionsverlagerung unserer Meinung nach einen langen Planungszeitraum. In Nürnberg müssten erst neue Kompetenzen aufgebaut werden, das kann viele Jahre dauern.

Mit dem Programm "Siemens 2014" will der Konzern innerhalb von zwei Jahren sechs Milliarden Euro sparen und so den Bereich Industry stärken.

Spörk Wir haben das Programm vom Wittelsbachplatz infrage gestellt. Die IG Metall hält mit dem Programm Siemens 2020 dagegen. Die Betriebsräte und die Gewerkschaft denken an die Zukunft. Immer nur die nächsten Quartalszahlen für die Börse in den Blick zu nehmen, ist uns zu kurz gesprungen. Es geht um gute Industriearbeitsplätze in Deutschland, sie zu erhalten, dazu muss man ein Zukunftskonzept erarbeiten. Wir wünschen uns, dass sich die Beschäftigten stärker einbringen können und auch auf Fehlentwicklungen hinweisen dürfen, um mitzuhelfen, Managementfehler künftig zu vermeiden.

Die Deutsche Bahn kann die in Krefeld produzierten nagelneuen IC-Züge nicht in Betrieb nehmen, weil es mit der Zulassung beim Eisenbahnbundesamt hakt. Was ist schiefgelaufen?

Spörk Gar nichts. Hier im Krefelder Werk wurde und wird gute Arbeit geleistet. Nur werden während der Produktion die Normen und Vorschriften laufend geändert. Alle deutschen Hersteller haben im Moment Schwierigkeiten, ihre Fahrzeuge auf die Schiene zu bekommen. Das Verfahren ist in Deutschland komplizierter als anderswo. Die baugleichen Züge fahren ja in anderen Ländern wie Spanien und Russland mit hoher Zuverlässigkeit.

Bei großen Aufträgen tauchen immer auch Forderungen auf, einen Teil der Produktion im Land des Auftraggebers aufzunehmen. Ist das eine Gefahr für den Standort Krefeld?

Spörk Bei Großaufträgen wird politisch immer nach einer lokalen Wertschöpfung nachgefragt. Aber etwa jetzt bei dem Auftrag für Thameslink wäre die Abwicklung nicht in dieser Geschwindigkeit und Qualität möglich. So wie der Auftrag getaktet ist, kann er in ganz Europa nur in Krefeld abgewickelt werden. Die Kompetenzen bei den Beschäftigten müssten lokal erst einmal aufgebaut werden. Außerdem sind die Investitionen in ein Werk gewaltig. Um das Werk Krefeld mache ich mir keine Sorgen.

Wenn jetzt weitere Großaufträge kommen, gerät das Werk Krefeld dann in Turbulenzen?

Spörk Nein, erstens bauen wir den Standort mit dem neuen Logistikzentrum aus. Aber schon jetzt ist die Belegschaftsstärke auf solche Großaufträge ausgerichtet. Das Werk ist sehr kompakt gebaut, die Fertigungshallen liegen alle nah beieinander. Das ermöglicht, das hohe Tempo einzuhalten. In Krefeld wird der komplette mechanische Teil gebaut und auch konstruiert, und mit der Elektrik zusammengefügt. Bei uns findet die Hochzeit von Mechanik und Elektrik statt. Wir haben eine gut ausgebildete Mannschaft, die bestens für die Zukunft gerüstet ist. Zukünftige Herausforderungen durch Großaufträge brauchen wir nicht zu fürchten. Mehr Sorge macht mir das Vorstandsgebaren, wenn sich gleich drei Mitglieder bei anderen Dax-Unternehmen bewerben, wirft das Fragen auf.

(NGZ)
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