Neuss Werhahn legt erste Firmenchronik vor

Neuss · Das Familienunternehmen Wilh. Werhahn KG hat seine Geschichte erstmals in einem Buch dokumentiert. Erzählt wird die Entwicklung von 1841 bis 2011. Die Autorin Klara van Eyll folgt der historischen Chronologie in fünf Generationen.

Wer die Bezeichnung Rheinische Kaufleute mit Namen zu untermauern versucht, der verweist oft beispielhaft auf die Neusser Familie Werhahn. Ihr wird der Leitgedanke "wir haben es nicht vom Ausgeben, sondern vom Behalten" zugeschrieben. Dieser charakterisierende Satz wird bis heute viel zitiert, manch weitere Anekdote weiter erzählt, doch letztlich ist in der Öffentlichkeit fundiertes Wissen rar. Die Werhahns leben und lieben es diskret - und das seit fast 175 Jahren. 2016 steht das Jubiläum des Familienunternehmens an.

Das nahende Jubiläum mag dann auch ein Anstoß gewesen sein, ein Unternehmensarchiv aufzubauen. Die Initiative ging vor rund 15 Jahren vom damaligen Vorstandsmitglied Wilhelm Werhahn aus. Er gewann die Kölner Wirtschaftshistorikerin Klara van Eyll für diese Aufgabe, die sehr eng mit Hildegard Welfens zusammenarbeitete, der Archivarin der Werhahn KG. Auch war es die Idee von Wilhelm Werhahn, die Entwicklung des Unternehmens von seiner Gründung bis heute aufzuschreiben. 2006 begann van Eyll mit der Arbeit am Manuskript. Nun liegt erstmals die komplette Geschichte der Werhahn-Gruppe als Buch vor. Das im Werhahn-Selbstverlag erschienene Werk, 350 Seiten stark, ist reich bebildert und nicht im Buchhandel erhältlich. Es richtet sich in erster Linie an Familienmitglieder. Für Anton Werhahn besitzt das Buch einen großen Wert. Der Vorstandssprecher der Wilh. Werhahn KG macht diese Erkenntnis an drei Punkten fest: Erstens werde erstmals eine umfassende Chronologie des Familienunternehmens vorgelegt, die zweitens die wechselvolle Geschichte deutlich mache. So ermögliche das Buch, das gut geschrieben und gut bebildert sei, drittens eine wichtige Orientierung, weil es "ausgewogen" berichte und nicht nur Erfolge beschreibe.

Angefangen hat alles mit dem Unternehmensgründer Wilhelm Werhahn, der 1841 vom agrarisch geprägten Hinderland der Gemeinde Büderich (Dyckhof) in die nahegelegene Stadt Neuss zog und dort einen Baustoff- und Holzhandel etablierte. In der zweiten Generation kamen die Öl- und Mehlmühlen hinzu, die Immobilienwirtschaft sowie umfangreiche Investitionen im rheinischen und mitteldeutschen Braunkohlenbergbau.

Die Wilh. Werhahn KG folgte in ihrer Entwicklung stets den sich in den einzelnen Etappen der Industralisierung rasch verändernden Märkten und variierte entsprechend ihre Geschäftsbereichsstrukturen. Dabei waren nach eigener Einschätzung "unternehmerische Weitsicht und Vorsicht unter Gesichtspunkten eines Risikoausgleichs, jeweils im Rahmen der eigenen, in der Familie gegebenen finanziellen Spielräume, maßgeblich". Im Jahr 1977 öffnete sich das Familienunternehmen durch die Umwandlung von der OHG zur KG auch für familienfremde Vorstandsmitglieder. Die Werhahn KG ist heute eine Unternehmensgruppe mit mittelständisch orientierten, dezentral geführten Unternehmen, die - wie die Zwilling-Gruppe - auch international aufgestellt und erfolgreich sind. Mit weltweit 9000 Mitarbeitern erwirtschaftete Werhahn in 2012 einen konsolidierten Umsatz von rund drei Milliarden Euro.

Zu den jüngsten Aktivitäten der Werhahn-Gruppe zählt die vor drei Jahren gegründete Bank 11, die als Autobank mit Sitz im Hammfeld inzwischen die Gewinnzone erreicht hat. Für Anton Werhahn ein Beleg, "dass wir nach wie vor unternehmerisch tätig sind". Werhahn kaufe nicht nur dazu, sondern entwickele "wie unsere Vorväter eigenständig Geschäftsfelder auf der grünen Wiese". Dabei erweise sich, dass die Heimatstadt Neuss weiterhin ein "sehr guter Standort" sei.

(NGZ)
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