Neuss Weltrekord mit Neusser Hilfe

Neuss · Mit einem VW-Touareg hat Rainer Zietlow 23 000 Kilometer von Melbourne nach St. Petersburg in der Rekordzeit von 17 Tagen, 18 Stunden und 49 Minuten zurückgelegt. Gestern kam er zu seinen Sponsor 3M in Neuss.

 Astrid Renn und Henning Weber von 3M mit Zietlow (Mitte).

Astrid Renn und Henning Weber von 3M mit Zietlow (Mitte).

Foto: lber

Seit er den Führerschein hat, fährt Rainer Zietlow hauptberuflich Auto. Aber nicht etwa mit dem Taxi, sondern als Rekord-Jäger.

Los ging es 1988 mit einer Tour durch die Sahara. "Das war ein Zufall", erinnert sich Zietlow, der damals 18 Jahre alt war. "Ein Nachbar von uns verkaufte Autos in Afrika und da hat er uns halt mitgenommen." Der Mannheimer war begeistert und interessierte sich fortan für Langstrecken- und Abenteuerfahrten. Dank abgeschlossenen BWL-Studiums kann er die Fahrten heute mit seiner Agentur "challenge 4" organisieren.

Zuletzt gab es die Tour von Melbourne nach St. Petersburg. 23 000 Kilometer in 17 Tagen, 18 Stunden und 49 Minuten — Weltrekord. "Das ist die Strecke von der südlichsten zur nördlichsten Millionen-Stadt", sagt der 42-Jährige, der mit seinem Weltrekord auch die Partnerschaft der beiden Städte wiederbelebt hat. Im Stil eines Kuriers überbrachte er in St. Petersburg einen Brief des australischen Bürgermeisters. Dabei duschte er auch zum zweiten mal in den 17 Tagen — mit Champagner. Eine Herausforderung für die Nase, aber auch für das Auto.

Denn im australischen Outback und auf den zum Teil schlecht ausgebauten Wegen in Laos oder Indonesien bekamen die Stoßdämpfer viel zu tun, zwei Reifen platzten. Der VW-Touareg ist handelsüblich mit 225 PS ausgestattet und wird nur mit GPS-System, Zusatztank und Überrollkäfig verstärkt. Außerdem hatte Sponsor 3M auf der Scheibe eine Sonnenschutzfolie und auf der rechten Hälfte der Motorhaube eine Folie zum Schutz vor Steinschlag angebracht. Effekt: Der ungeschützen Hälfte des Wagens sieht man die Strapazen der Reise an, der Lack auf der geschützten Seite sieht aus wie neu.

Zietlow braucht die Sponsoren, ohne sie könnte er die Expeditionen nicht als Beruf betreiben. Sein erstes Sponsoring 1996 ist deshalb gleichzeitig sein Durchbruch. Für Landrover fuhr er einmal um die Welt. Schon damals reizten ihn Herausforderung und Erfolg. Heute ist er einer von weltweit drei großen Abenteuerfahrern.

Doch nur um höher, schneller, weiter scheint es Rainer Zietlow nicht zu gehen. Pro gefahrenem Kilometer spendet er an ein SOS-Kinderdorf. Wenn er die Filme seiner Expeditionen zeigt, erzählt er dazu auch immer die Geschichten interessanter Begegnungen. Wer steuert Flugzeug oder Schiff, mit dem es über das Meer geht? Wer ist auf den Straßen sonst unterwegs? Solche Fragen interessieren ihn, auch wenn dafür — Weltrekorde im Hinterkopf — nicht viel Zeit ist.

Interessante Begegnungen gibt es aber auf jeden Fall. Auf der Panamericana-Tour traf Zietlow zwei Menschen, die genau dieselbe Strecke wie er zurücklegten. Nur ohne Motor, sondern mit dem Fahrrad und zu Fuß.

(NGZ)
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