„Best Ager“ auf Reisen Ehepaar aus Neuss fährt einmal um die Welt

Neuss · Marcus und Gina Wildeshaus aus Neuss wollen zeigen, dass man auch mit Mitte 50 noch individuell reisen kann. Und zwar einmal um die Welt.

 Marcus und Gina Wildeshaus Am Mekong in Laos.

Marcus und Gina Wildeshaus Am Mekong in Laos.

Foto: Gina Wildeshaus

Flip-Flop Wetter ist nicht so wirklich an diesem Tag. Es regnet. Gina und Marcus Wildeshaus sitzen unter dem Vordach ihres Transporters in Grimlinghausen. Heißes Wetter liegt den beiden eher, aber hilft ja nichts. Der Van muss umgebaut werden. Die Dachluke hat das Ehepaar vergangene Woche eingebaut, isoliert wurde alles schon vorher. Bald soll der Kocher kommen. „Eigentlich wollten wir vergangenes Jahr zwei Monate nach Thailand. Aber das musste ja ausfallen“, sagt Gina. Wegen Corona. Die beiden dokumentieren ihre Fortschritte mit der Kamera, stellen Videos und Fotos für ihren Blog 2onthego.de online. Den gibt es seit 2016. Als Marcus und Gina Wildeshaus zeigen wollten, dass man auch mit Mitte 50 noch individuell reisen kann. Und zwar einmal um die Welt.

Als es los gehen sollte, taten Marcus plötzlich die Füße weh. Also nochmal ein paar Arztbesuche, kurz bevor der Flug nach Buenos Aires abhob. „Ich glaube ich war da mit den Gedanken irgendwie in den Füßen“, sagt er heute. Damals kaufte er sich ein Paar Einlagen und nach wenigen Tagen war der Schmerz weg. Seine Frau war etwas entspannter, damals vor der Weltreise des Ehepaars. Gina Wildeshaus hatte aufgehört zu arbeiten, ihr ging es gesundheitlich nicht gut, ihr Partner hat monatelang mit seinem Arbeitgeber verhandelt. Letztendlich erfolgreich, er bekam die Zusage für die einjährige Auszeit. „Wir haben immer gesagt: Wir wollen reisen, wenn richtig Zeit da ist“, sagt Marcus. Der ursprüngliche Plan war im Rentenalter zu starten. Das wurde vorgezogen, auch damit es Gina wieder besser geht. Die beiden sind schon immer gereist, als die zwei Töchter noch kleiner waren, damals eher in Europa. „Aber Pauschalreisen waren nie etwas für uns“, sagt Gina. Zu langweilig, finden sie. Die Wahl-Neusser wollen individuell unterwegs sein, auch mal dahin gehen, wohin sich Touristen sonst nicht so oft verirren. Das alles halten die 60-Jährige und ihr 58-jähriger Mann seitdem in dem Blog fest. „Wir zeigen aktiven, unternehmungslustigen Ü-50igern, wie sie sicher und individuell neue Reiseziele entdecken und ihre Reiseträume verwirklichen können“, steht auf der Website. Sie selbst haben rund anderthalb Jahre geplant. Im Westen sollte es losgehen, da soll man das Jetlag besser vertragen. „Eigentlich haben wir vorgehabt, immer Flip-Flop-Wetter zu haben“, sagt Gina Wildeshaus, „Spoiler: hat nicht geklappt“. In Neuseeland hat es viel geregnet. Der Spanischkurs in Argentinien war der Startschuss für über vier Monate Südamerika. Über den Machu Picchu, die Iguazu Wasserfälle und die Atacama-Wüste kamen die beiden am Ende wieder in Buenos Aires an. „Das war von Anfang an total entspannt, weil man keine anderen Sorgen hatte“, sagt Gina. So eine Reise ist anders als Urlaub, sagen die beiden. Weil man dem Druck, etwas erleben zu müssen, entgeht. „Wir haben sowieso schnell gemerkt, dass wir nicht alles sehen können, was wir uns vorgenommen haben“, sagt Marcus Wildeshaus. Ihr Blog ist auch so etwas wie ein eigenes Tagebuch. „Da schmökere ich auch heute noch gerne drin“, sagt Marcus und schaut seine Frau lächenld an. Ursprünglich war der Plan, dass Freunde und Bekannte durch die Berichte etwas von den beiden unterwegs mitbekommen. Mittlerweile hat Gina Wildeshaus den Blog professionalisiert. Achtet auf die Suchmaschinenoptimierung und postet mindestens alle zwei Wochen einen Beitrag. Damals, während der Reise, war das noch deutlich häufiger der Fall.

 Marcus und Gina Wildeshaus schreiben in einem Blog über ihre Reisen.

Marcus und Gina Wildeshaus schreiben in einem Blog über ihre Reisen.

Foto: Gina Wildeshaus

Von Südamerika ging es Richtung Australien, danach nach Südostasien, wo sie auch immer wieder Personen mit anderen Lebensentwürfen kennenlernten. „Irgendwann hat auch bei uns das starre Denken aufgehört“, sagt Marcus. Sicherer Job, eigenes Haus, Familie. Lange war das wichtig. Nach der Reise wurde das anders. „Wir haben uns verkleinert. Leben jetzt in einer Wohnung“, sagt Gina. Marcus arbeitet nur noch vier Tage die Woche. Irgendwann wollen sie nochmal lange verreisen. Dann mit dem eigenen Van und hoffentlich bei Flip-Flop-Wetter.

(Neusser Ehepaar fährt einmal um die Welt)
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