Neuss Welches Versteck ist ein Ganoven-Schreck?

Neuss · Ostereier sollten so versteckt werden, dass man sie auch finden kann. Anders ist es bei Wertsachen. Ein Experte der Polizei gibt Tipps.

 Seit zwei Jahren ist Thomas Gilleßen Leiter der Abteilung Prävention bei der Polizei des Rhein-Kreises Neuss und klärt über Einbruchsschutz auf.

Seit zwei Jahren ist Thomas Gilleßen Leiter der Abteilung Prävention bei der Polizei des Rhein-Kreises Neuss und klärt über Einbruchsschutz auf.

Foto: woi

Wenn Eltern den Osterhasen spielen und für ihre Kinder Eier und Süßigkeiten verstecken, dann wollen sie, dass die auch gefunden werden. Ähnlich kommt es Thomas Gilleßen manchmal vor, wenn er mit Wohnungseinbrüchen zu tun hat. In gut 35 Berufsjahren hat der heute 52-Jährige viele Tatorte gesehen - und Opfer, die sich ganz besonders findig wähnten. Doch selbst ihr super-pfiffig ausgedachtes Geheimversteck hinter der - mit Klickbefestigung - nur angeklemmten Sockelleiste ist für Ganoven ein alter Hut.

"Die meisten nehmen die Verstecke, die es schon immer gab", stellt Gilleßen fest - und wechselte die Seiten. Seit zwei Jahren ist er Leiter der Abteilung Prävention und klärt über Einbruchsschutz auf. Sein "Macht-es-richtig"-Ratschlag gipfelt immer in dem Dreischritt: Beraten lassen, Haus sichern - und im Zweifelsfall anrufen. Und das am besten bevor die Einbrecher im Haus sind.

Für Gilleßen ist Einbrecher nicht gleich Einbrecher. Ist dieser "nur" auf die Autoschlüssel für die Luxuslimousine vor dem Haus aus, ist der Einbruch schnell vorbei. "Die stellen nicht das ganze Haus auf den Kopf", sagt Gilleßen, denn was sie suchen, finden sie auch. Immer. Schnell. Einfach. "Die Schlüssel liegen in allen Wohnungen gleich hinter der Tür zum Beispiel auf der Kommode", sagt er. Aber auch die auf andere Beute spekulierenden Diebe sind keine homogene Gruppe. Der Drogenabhängige zum Beispiel, der Geld für seinen nächsten "Schuss" auftreiben möchte, wird seine Tat schneller abbrechen als Profis - und sich auch mit einem Thermomix zufrieden geben. "Er weiß: Das Gerät kostet 1000 Euro und bringt mir sicher noch 300", sagt Gilleßen.

Bei den Profis unterscheidet die Polizei Einzeltäter und Banden. Wer alleine operiert, hat ein höheres Entdeckungsrisiko, weil niemand "Schmiere" steht. Dieser Täter wird in der Regel Keller oder Dachboden meiden, um sich keinen Fluchtweg abzuschneiden. Banden haben solche Schwierigkeiten nicht. Ihr größtes Problem ist die Zeit. Ist davon reichlich vorhanden, weil die Besitzer zum Beispiel verreist sind, plündern sie die Wohnung systematisch aus. "Ich habe Häuser gesehen, die wurden regelrecht auf links gedreht", sagt Gilleßen. Dann wird auch abtransportiert, was sonst eher liegen bleibt: Kleidung, Porzellan oder Silber (als Besteck oder Schmuck). Weil Einbrecher suchen, was sich leicht transportieren und schnell verwerten lässt, sind sie besonders scharf auf Geld, Schmuck und hochwertige Elektroartikel. Und wo suchen und finden sie die? "Im Schlafzimmer", sagt Gilleßen. "Die meisten Einbrecher gehen zielgerichtet vor und fangen da an." Schränke, Truhen und Kommoden werden systematisch durchsucht und falls nötig aufgebrochen. Und allzu oft werden Diebe fündig. Zwischen der sauberen und unter der dreckigen Wäsche: Diese Verstecke sind immer noch so populär wie der volkstümliche Sparstrumpf unter der Matratze. "Da suchen die natürlich auch", sagt Gilleßen.

Küche und Keller lassen Einbrecher dagegen eher aus. "Ich tue mich trotzdem schwer damit, Zuckerdose oder Gefrierfach als Versteck zu empfehlen", sagt der Polizist. Denn es gebe kein sicheres Versteck. Das sollten sich auch all jene vor Augen halten, die aus Furcht vor Strafzinsen oder Abhebe-Gebühren ihr Geld von der Bank nehmen und daheim bunkern. "Lieber zahlen", sagt er. Andernfalls müsste sich die Polizei bald auf steigende Fallzahlen einrichten.

Gegen Einbrecher helfen Aufmerksamkeit ("In manchen Neubaugebieten schließen sich Nachbarschaften in Whatsapp-Gruppen kurz", sagt Gilleßen) und ein mechanischer wie elektronischer Einbruchsschutz. Sind Wertsachen im Haus, sollten diese in einem Tresor lagern, der am besten eingemauert ist - oder ein Schwergewicht. Der in einem Möbel verschraubte Minitresor sei nur hilfsweise eine Lösung, erklärt Gilleßen. "Der ist aber immer noch besser, als etwas herumliegen zu lassen."

(-nau)
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