Neuss Weihnachtsmarkt mit familiärem Charme

Neuss · Seit einer Woche ist der Weihnachtmarkt eröffnet. Besucher können dort weihnachtlich speisen und Deko oder Geschenke kaufen.

 Claudia Lauterbach verkauft Werkzeug aus Schokolade. Gabi und Georg Großmann lassen sich den Glühwein schmecken.

Claudia Lauterbach verkauft Werkzeug aus Schokolade. Gabi und Georg Großmann lassen sich den Glühwein schmecken.

Foto: Woitschützke

Der Duft von Holzfeuer und Glühwein hängt in der Luft. Aus den Boxen tönt "Last Christmas" — schon wieder. Es ist schon dunkel, doch auf dem Münsterplatz steppt der Bär. Denn seit fast einer Woche hat hier der Neusser Weihnachtsmarkt geöffnet. Im Schatten des Quirinus-Münster können sich Neusser in Weihnachtsstimmung bringen. Es gibt Glühwein, Reibekuchen, Dampfnudeln und Spanferkel an den Holzbuden, außerdem Schmuck, Keramik, Wolle und Christbaum-Deko, ebenso Besen und Honigkerzen.

Neuss: Weihnachtsmarkt mit familiärem Charme
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Vor Claudia Lauterbachs Bude drängeln die Menschen und blicken fasziniert in die Auslage. Darin liegen Zangen, Hämmer, Schrauben. Was nach verrostetem Alteisen aussieht, entpuppt sich beim dritten Hinsehen als Schokolade. "Kann man das wirklich essen", fragt ein Vater skeptisch. Ein anderer sagt: "Haben Sie einen 13er-Schlüssel?" Claudia Lauterbach schiebt kurz zwei Scheren zur Seite. "Na klar", sagt sie und lächelt.

Neuss: Weihnachtsmarkt mit familiärem Charme
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die 43-Jährige arbeitet als Aushilfe in der Bude, die einer Bekannten gehört. "Es ist sehr lustig, wie die Leute auf den Stand reagieren", sagt sie. Sie erinnert sich an eine Frau, die einen verrostet aussehenden Wasserhahn für ihren Mann gekauft hat — als dezente Erinnerung, dass er den tropfenden im eigenen Bad endlich reparieren soll. Der Andrang sei jedenfalls gut, sagt Lauterbach.

Das finden auch Gabi und Georg Großmann. Die beiden stehen mit dampfenden Tassen an einem überdachten Tisch. "Der Glühwein musste einfach sein", sagt Georg Großmann. Beim Bummeln hat Gabi Großmann eine Tischdecke gefunden und Stiefeletten für den Winter. "Ich bin erstaunt, wie voll es hier ist", sagt die 66-Jährige. Ihr Mann hat derweil eine Arbeitskollegin getroffen und plaudert. Dafür kommen sie schließlich auch gerne auf den Weihnachtsmarkt. "Es ist schön, Leute zu treffen, die man lange nicht gesehen hat", sagt Gabi Großmann. Dann tritt das Paar den Heimweg an. Georg ist noch mit den Kegelfreunden aus seinem Schützenverein verabredet.

Einige Meter weiter isst Michael Steinborn (42) eine Ofenkartoffel mit Käse. Neben ihm stehen Frau Beatrice und die beiden Töchter Valentina (6) und Allegra (2). Die Familie kommt gerade vom Karussell. Die Kinder durften einige Runden drehen. "Können wir da noch mal hingehen?", fragt Valentina. Vor allem das Fahrrad hat es der Sechsjährigen angetan. Das ist zur Zeit sogar cooler als Hubschrauber oder Feuerwehrauto. "Ich habe gerade ein neues Fahrrad bekommen", erklärt Valentina. Bei der Frage, ob sie auch schon Weihnachtsgeschenke gekauft haben, schaltet sich schnell der Papa ein: "Da lassen wir uns vom Christkind überraschen."

Ein Engel und ein Weihnachtsmann auf Stelzen laufen vorbei. Einem Hund gefällt das gar nicht. Er knurrt die 2,50 Meter großen Gestalten an, was die Umstehenden sehr erheitert. Auch Valentina sind die Stelzenläufer nicht ganz geheuer. Sie schaut erst mal aus sicherer Entfernung, ehe sie sich näher heran wagt. Der Engel beugt sich herunter und schenkt der Sechsjährigen ein rot blinkendes Herz. Stolz kommt sie zurück.

"Der Weihnachtsmarkt gefällt uns gut", sagt Michael Steinborn. Der Ur-Neusser und Grenadier kann sich noch an den Weihnachtsmarkt in seiner Kindheit erinnern. "Der war viel viel größer, das war immer ein Erlebnis", erzählt der 42-Jährige. Inzwischen habe sich Neuss aber verändert. "Die Leute lassen ihr Geld lieber in den Metropolen." Deshalb sei klar, dass der Weihnachtsmarkt kleiner sei. Das Zelt vor einigen Jahren habe ihm aber nicht gefallen. "Zu orientalisch", meint er. Nun sei der Weihnachtsmarkt wieder auf gutem Wege. "Er ist klein, familiär und deshalb genau richtig."

(NGZ)
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