Stadt-Porträt Weckhoven - wo Neuss "griechisch" spricht

Neuss · Seit 15 Jahren prägt die orthodoxe Nektarios-Gemeinde den Ortsteil mit. Weckhovener sprechen von einer vorbildlichen Integration.

 Panagiotis Tsoubaklis ist geistliches Haupt der griechisch-orthodoxen Gemeinde.

Panagiotis Tsoubaklis ist geistliches Haupt der griechisch-orthodoxen Gemeinde.

Foto: Woitschützke, Andreas

Die Übernahme der alten Dorfkirche St. Josef am Lindenplatz durch die griechisch-orthodoxe Christengemeinde Hl. Nektarios jährt sich in diesen Wochen bereits zum 15. Mal. "In diesen eineinhalb Jahrzehnten wurde die Stadtteil-Gemeinschaft in Weckhoven durch die griechischen Mitchristen erstaunlich bereichert", betont Thomas Kattner, der diese Entwicklung auch im Kirchenvorstand St. Paulus mitverfolgt hat und von einer sehr lebendigen Ökumene im Ort spricht. Doch Weckhoven profitiert auch aus weit profaneren Gründen von diesem Miteinander. Denn nachdem das Haus Deuss geschlossen und abgerissen wurde und für die Gaststätte am Lindenplatz erneut ein neuer Pächter gesucht werden muss, wird das Gemeindezentrum mit seinem Saal für die Weckhovener Vereine noch wichtiger. Ohne diesen Treff wären alle im Ort allein auf die Gaststätte "Zur Alten Post" angewiesen.

Stadt-Porträt: Weckhoven - wo Neuss "griechisch" spricht
Foto: klxm

Schlagzeilen machte Weckhoven zuletzt wegen des an der Weckhovener Straße angesiedelten muslimischen Kulturvereins, wo nach Kenntnis von Polizei und Verfassungsschutz immer wieder Salafisten-Seminare abgehalten werden. "Wir haben den Eindruck, dass im Umfeld dieser Einrichtung das Gegenteil von dem passiert, was wir Integration nennen", beschrieb der Sozialdezernent Stefan Hahn eine bedenkliche Entwicklung. Ganz gegensätzliche Beobachtungen machen die Bewohner Weckhovens allerdings rund um St. Josef/Nektarios. Von einem "vorbildlichen Beispiel an Integration" spricht der CDU-Stadtverordnete Thomas Kattner gar: "Die Griechen wurden in Weckhoven integriert und sie ließen dies auch zu."

Motor der Entwicklung auf Seite der orthodoxen Gemeinde ist Erzpriester Panagiotis Tsoubaklis, ein pensionierter Ingenieur und Seelsorger im Nebenberuf. Er kam im Februar 1998 nach Weckhoven, wo die griechische Gemeinde schon Gastrecht in der katholischen Josef-Kirche genoss. Direkt aufgenommene Verhandlungen führten schon zwei Monate später zur Übernahme der 1901 erbauten Kirche, die — nach Umbau und neuer Möblierung — am 12. Mai 1999 eingeweiht wurde. Sie ist heute das geistliche Zentrum für 1200 griechisch-orthodoxe Christen am Niederrhein, einmalig im weiten Umkreis und — gemeinsam mit dem 2003 errichteten Gemeindezentrum — ein Schmuckstück für Neuss und eine Bereicherung für Weckhoven. "Als ein wichtiger Effekt der Übernahme ist zu sehen, dass die alte Dorfkirche durch die griechische Gemeinde eine verdiente Wertschätzung erfährt", formuliert Kattner, was viele denken.

Für die lebendige Ökumene spricht indes weniger die in Erbpacht übertragene katholische Kirche als vielmehr das Miteinander nicht nur in den Gottesdiensten. Das Gemeindefest wird von Orthodoxen, Katholiken und Protestanten nur noch zusammen gefeiert, aus dem Programm des Lindenplatzfestes zum 1. Mai sind die Griechen nicht mehr wegzudenken, und ihre eigenen Feste — organisiert zum Patronatstag im November oder zur Kirchweih im Mai — haben sich selbst zu "kleinen" Stadtteilfesten entwickelt.

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(NGZ/ac/url)
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