Neuss/Meerbusch Wasserwacht übt Eisrettung

Neuss/Meerbusch · Gefrorene Seen bergen oftmals Gefahren, ein Einbrechen im Eis endet häufig tödlich. Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) probten unter Anleitung der Kreis-Wasserwacht bei einer Eisrettungs-Übung den Ernstfall.

Wie zwei Robben tasten sich Yvonne Piel und Patrick Hader auf der Eisfläche voran. Der Regen prasselt unablässig auf den Bösinghovener See. Drei Grad beträgt die Außentemperatur, die übrigen Retter am Ufer können förmlich fühlen, wie die Eisschicht von Minute zu Minute dem Tauwetter zum Opfer fällt.

Dennoch arbeiten sich die Helfer der DRK-Wasserwacht aus Neuss Stück für Stück zur Einbruchstelle vor. Dort hängt Christian Haseleu im Eiswasser, hilflos mit den Armen rudernd. Scheinbar hilflos — denn bei der Aktion handelt es sich nicht um den Ernstfall, sondern um eine Eissrettungs-Übung.

Mit einem T-Shirt als Anker versuchen Piel und Hader, den in Not Geratenen herausziehen, ein Seil sichert sie ab. Nach zwei vergeblichen Anläufen packt Haseleu den Lappen und schafft es, sich aus dem Wasserloch zu befreien. Nun sind die Helfer am Bootssteg gefragt. Während sich Haseleu an seinen Rettern festklammert, werden die mit Tau und Sicherheitsgurt zum Ufer gezogen.

"Sehr gut gemacht", lobt Einsatzleiter Andreas Hillebrand die Nachwuchskräfte. Piel und Hader waren die ersten, die sich bei der Eisrettungs-Übung der Wasserwacht des Rhein-Kreises versuchten. Neben dem DRK nahmen an der Übung auch Mitglieder der Feuerwehr Solingen und des Technischen Hilfswerks teil. "Die Bedingungen sind heute gefährlich realistisch", sagt Hillebrand und meint das Tauwetter.

"Bei Plustemperaturen passieren naturgemäß häufig Unfälle auf dem Eis." Deswegen gehen die Helfer bei der Übung auch alle Rettungsvarianten durch. Nach der "T-Shirt-Rettung" mühen sich Piel und Hader noch mit einer Leiter und einer Schaufeltrage ab. Nur durch Neopren-Anzüge vor der Feuchtigkeit geschützt, kann es da schon mal ganz schön kalt werden.

"Mir sind die Hände eingefroren", sagt Piel. Die 20-Jährige hat die erste Rettungsvariante mit dem T-Shirt als schwierig empfunden. "Das Opfer da rauszubekommen war nicht einfach. Außerdem muss man sich erst mit den Bedingungen vertraut machen."

Alleine ist es fast unmöglich, sich aus dem Eis zu befreien, zumal der Körper schnell unterkühlt. Rettungstaucher Christian Haseleu aber wird durch einen Trockenanzug vor Feuchtigkeit und Kälte geschützt. Doch die roten Backen verraten, dass das eisige Wasser auch bei ihm Spuren hinterlässt.

Oft haben die Helfer nicht die Möglichkeit, eine Eisrettung zu simulieren. "Im letzten Jahr war es erstmals wieder kalt genug, davor haben wir zehn Jahre lang keine Übung machen können", sagt Hillebrand.

(RP)
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