Neuss Wasserspiele streng kontrolliert

Neuss · Warmes Wetter ist ein Wachstumsbeschleuniger für Keime. In den Zierbrunnen der Stadt wird dieses Wachstum durch Natriumhypochlorit eingedämmt, doch für den Brunnen auf dem Markt reicht das nicht. Der musste nach Krankheitsfällen gesperrt werden.

 Esther Borgerding mag die Wasserspiele am Neusser Markt.

Esther Borgerding mag die Wasserspiele am Neusser Markt.

Natriumhypochlorit ist der Stoff, der in den öffentlichen Zierbrunnen derzeit die Keime in Schach hält. Die würden sich sonst – gerade an warmen Tagen wie gestern – ziemlich ungebremst vermehren. Für die Wasserspiele auf dem Markt reicht dieser Zusatz allerdings nicht.

Nach mehreren Fällen von Durchfallerkrankungen bei Kindern im vergangenen Jahr hat das Kreisgesundheitsamt der Stadt monatliche Kontrollen und einen Austausch des Wassers im gleichen Rhythmus zur Auflage gemacht. Sonst wird Brunnenwasser nur einmal im Jahr gewechselt. Die nächste Kontrolle steht noch in dieser Woche an, kündigte der Neusser Grünflächenamtsleiter Stefan Diener an. Ihr Ergebnis ist in einem eigenen Brunnenbuch der Anlage zu dokumentieren.

"Kein Trinkwasser": Diese Warnung muss an allen öffentlichen Zierbrunnen deutlich sichtbar angebracht sein. Anlass dazu ist weniger der Zusatz einer Chemikalie, sondern vielmehr die mögliche Verunreinigung des Wassers durch das Umfeld, wie Dr. Wolfgang Dick erklärt, der Leiter des Zentrallabors am Lukaskrankenhaus. Dabei kann aufgewirbelter Dreck die Ursache sein, die Keime könnten aber auch von menschlicher Haut abgewaschen und so eingetragen werden. Bakterien, Pilze, Algen, Einzeller: All das lässt sich in Brunnenwasser nachweisen, sagt Dick, doch die wenigsten Dinge wären schädlich für den Menschen. Sein Rat lautet trotzdem: "Nicht mit den Händen reinfassen." Weil das Kindern kaum zu vermitteln sei, sollten Eltern wenigstens darauf achten, dass das Wasser nicht in den Mund gerät oder die Augen gerieben wird.

Problematischer liegt der Fall bei den Wasserspielen, die, so Diener, "geradezu dazu einladen, sich darunter zustellen." Die Wasserspiele sind wie alle Zierbrunnen ein geschlossenes System, in dem das immer gleiche Wasser durch eine Pumpe umgewälzt wird. Allerdings fließt bei den Wasserspielen in diesen Kreislauf auch Regenwasser vom Markt – und alles, was es mit sich spült. Fäkalien eingeschlossen.

Im vergangenen Sommer, so bestätigt Kreissprecher Harald Vieten, legte das Gesundheitsamt deshalb die Wasserspiele für ganze zwei Monate still. Nachrichten über erkrankte Kinder und eine darauf erfolgte Untersuchung, die eine Verunreinigung des Wassers durch Keime bestätigte, waren dem vorangegangen. Ursache war ein Defekt in der Entkeimungsanlage, sagt Diener. Erst nach grundlegender Reinigung des Wasserspeichers und einer Verbesserung der Wasseraufbereitung durfte die Stadt die Wasserspiele wieder in Betrieb nehmen. Unter Auflagen.

(NGZ)
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