Neuss Warum das Erinnern wichtig ist

Neuss · Lernen aus der Geschichte und die Pflicht, sich an die verfolgten und ermordeten jüdischen Menschen zu erinnern - zwei Gründe, warum die Erinnerung an die Pogromnacht 1938 unverzichtbar ist. Ein Eindruck von zwei Feierstunden.

 Blumen vor dem Mahnmal , auf dem der Künstler Ulrich Rückriem über 200 Namen von ermordeten Neusser Juden in Stein bewahrte. Bürgermeister Herbert Napp (am Rednerpult) erinnerte vor mehr als 120 Menschen ebenso an den 70. Jahrestag der Pogromnacht wie der Judaistik-Professor Dr. Stefan Rohrbacher (neben Napp).

Blumen vor dem Mahnmal , auf dem der Künstler Ulrich Rückriem über 200 Namen von ermordeten Neusser Juden in Stein bewahrte. Bürgermeister Herbert Napp (am Rednerpult) erinnerte vor mehr als 120 Menschen ebenso an den 70. Jahrestag der Pogromnacht wie der Judaistik-Professor Dr. Stefan Rohrbacher (neben Napp).

Foto: L. Berns

Lernen aus der Geschichte und die Pflicht, sich an die verfolgten und ermordeten jüdischen Menschen zu erinnern - zwei Gründe, warum die Erinnerung an die Pogromnacht 1938 unverzichtbar ist. Ein Eindruck von zwei Feierstunden.

Neuss Lotte, Ilse und Ruth Josephs 1936: Die drei jungen Frauen lächeln in ihren Sonntagskleidern für den Fotografen im Atelier Kleu. Der Morgen des 10. November: Die Schwestern und ihre Mutter Käthe werden aus ihrer Wohnung an der Lörickstraße geholt und in Nachthemden durch die Straßen getrieben.

Nach der Brutalität der Pogromnacht die Deportation: Die Familie von Gustav Josephs, dem früheren Geschäftsführer im Kaufhaus Ahlsberg, wurde im KZ Auschwitz ermordet.

An dieses prominente Schicksal erinnerte am Sonntag, 9. November, Bürgermeister Herbert Napp bei einer Gedenkstunde an der Promenadenstraße vor mehr als 120 Zuhörern aus Politik, Verwaltung und öffentlichem Leben.

Warum das Erinnern an den NS-Terror auch heute wichtig ist, erläuterte Professor Dr. Stefan Rohrbacher (Institut für Jüdische Studien der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf): "Eine Antwort ist, dass wir aus der Geschichte lernen sollten. Dies sollte nicht die erste Antwort sein."

Rohrbacher setzte eine andere Priorität: "Wir sind das Gedenken denjenigen schuldig, die gelitten haben, die verfolgt und ermordet wurden - unabhängig davon, wie viele Menschen es waren und wie bedeutend sie waren."

Lernen aus der Geschichte sei gerade bei kleinen Ereignissen sinnvoll: Vor die verwüstete Wohnung einer jüdischen Familie in Neuss hätten Unbekannte am nächsten Morgen Lebensmittel und eine Puppe für die Tochter gestellt.

Schülerinnen der Jahrgangsstufe 13 (Geschichtskurs am Alexander-von-Humboldt- und Nelly-Sachs-Gymnasium) gelang mit einem szenischen Vortag ein bewegendes Plädoyer für Zivilcourage. Rabbiner Michael Kogan beendete das Gedenken mit "El Male Rachamim", dem jüdischen Totengebet.

Mehr lesen Sie am Montag, 10. November, in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung.

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