Neuss Wandel der Adventsbräuche

Neuss · Eine neue Ausstellung im Feld-Haus, der Dependance des Clemens-Sels-Museum auf der Raketenstation, zeigt, wie sich die Bräuche in der Adventszeit geändert haben. Zu sehen sind Rosenkränze und Druckgrafiken.

 Um 1880 ist dieser kolorierte Holzstich entstanden, der die Geburt Jesu im Stall zeigt. Er stammt aus einem Buch mit "30 Biblischen Bildern zum Neuen Testament" in der Sammlung Irmgard Feldhaus.

Um 1880 ist dieser kolorierte Holzstich entstanden, der die Geburt Jesu im Stall zeigt. Er stammt aus einem Buch mit "30 Biblischen Bildern zum Neuen Testament" in der Sammlung Irmgard Feldhaus.

Foto: Clemens-Sels-Museum

Angesichts der vollen Regale mit Schoko-Nikoläusen, süßen Lebkuchen oder Weihnachtsgebäck in den Geschäften, der üppig gedeckten heimischen Kaffeetafeln an den Adventssonntagen ist eines heute kaum noch vorstellbar: Dass die Adventszeit mal eine Zeit des Fastens war. Da waren auch Adventskalender und Adventskranz unbekannt, stattdessen gehörte der Rosenkranz — zumindest in den katholischen Familien — unverbrüchlich zur Adventszeit dazu.

Begonnen hat sie zudem schon am 11. November — heutzutage steht das Datum ganz im Zeichen des Hoppeditz. Gewissermaßen im Schnelldurchgang kann man die Geschichte der Adventszeit nun im Feld-Haus, der Dependance des Clemens-Sels-Museum auf der Raketenstation, studieren.

"Der liebe Advent und der freudenreiche Rosenkranz" dokumentiert den "Wandel des Advents" mit Hilfe von zahlreichen Drucken aus der Populären Druckgrafik-Sammlung des Hauses und zahlreichen Beispielen aus der Rosenkranz-Sammlung des Weihbischof Heinrich Janssen, die vom Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer nach Neuss ausgeliehen wurden.

Mehr als 30 Rosenkränze

An den Beispielen entlang führt sie zurück bis in die Zeit vor fast 300 Jahren, als vor allem mit dem Beten des "freudenreichen Rosenkranzes" (hier aus Buchsbaumperlen mit Perlmutteinlagen und silbergefassten Anhängern) montags und samstags der Geheimnisse um die Gottesmutter Maria, der Empfängnis und Christi Geburt gedacht wurde. Mehr als 30 Rosenkränze sind im Feld-Haus ausgestellt, die ältesten stammen aus dem 18. Jahrhundert, der jüngste wird 2008—2010 zugeordnet und trägt Bildnisse der Päpste Benedikt und Johannes Paul II.

Thomas Ludewig, stellvertretender Leiter des Sels-Museum und Volkskundler, hat die Ausstellung konzipiert. Sinnigerweise steigt der Besucher im kleinen Vorraum des Feld-Hauses mit den heute eher weniger bekannten Figuren des Advent ein: Bildnissen von St. Barbara, St. Lucia, St. Nikolas, St. Thomas und St. Andreas, die sowohl die an den häuslichen Wänden hingen oder als Andachtsbildchen in den Taschen steckten. Adventskalender gehören erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts zum christlichen Brauchtum — die Ausstellung zeigt einige Versionen von Klappkalendern bis zu solchen in Häuserform. Die mit Schokoladen gefüllten kamen erst Ende der 1950er Jahren auf und die Kommerzialisierung nahm ihren Lauf.

Die Geschichte von Christi Geburt ist nicht vorstellbar ohne die Verehrung der Muttergottes Maria. Und so ist auch ihr in der Schau viel Raum gewidmet, der vor allem von Andachtsbildern gefüllt ist. Und darunter ist auch eine andere Ahnfigur zu finden: der heilige Antonius 8acu Antonius der Große), der als Vater der Mönche gilt.

(NGZ/rl)
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