Neuss Wahlverwandtschaft mit Shakespeare

Neuss · Es ist keine Frage, sondern eine Behauptung: "Shakespeare – ein deutscher Dichter". Warum der englische Germanist Professor Martin Swales und seine Kollegin Godela Weiss-Sussex auf das Fragezeichen verzichtet haben, wird auf ebenso erhellende wie amüsante Weise in ihrer Lecture klar, die sie für das Londoner Globe konzipiert und und nun auch im kleinen Neusser Bruder des Wooden O gezeigt haben.

 Ganz entspannt: Philipp Cumbus (l.) und Sebastian Koch.

Ganz entspannt: Philipp Cumbus (l.) und Sebastian Koch.

Foto: lber

Es ist keine Frage, sondern eine Behauptung: "Shakespeare — ein deutscher Dichter". Warum der englische Germanist Professor Martin Swales und seine Kollegin Godela Weiss-Sussex auf das Fragezeichen verzichtet haben, wird auf ebenso erhellende wie amüsante Weise in ihrer Lecture klar, die sie für das Londoner Globe konzipiert und und nun auch im kleinen Neusser Bruder des Wooden O gezeigt haben.

In einem keinen anderen Land, so die Einleitung, wurde Shakespeare so "aufgegriffen, angeeignet und beschlagnahmt" wie in Deutschland. Belegt wird dies mit zahlreichen Zitaten aus Schriften eines Goethe oder Tieck, mit Filmausschnitten aus der Stummfilmära bis hin von modernen Inszenierungen eines Robert Wilson am Berliner Ensemble.

Und als ob das nicht schon genug wäre, wurden zwei exzellente Rezitatoren verpflichtet, die mit Ausschnitten aus "Hamlet", "Wie es euch gefällt" oder Sonetten belegen, was Swales verschmitzt als "verliebt in Shakespeare" bezeichnet. Der englische Schauspieler Philipp Cumbus und der deutsche Charakterdarsteller Sebastian Koch ("Stauffenberg", "Richard Oetker") sind im besten Sinne des Wortes Sprachspieler, versenken den Zuhörer förmlich in jene Bilder, die in den Worten stecken.

"Die Deutschen sind frecher im Umgang mit Shakespeare, die Engländer werkgetreuer", hat Koch festgestellt. Aber Deutsche und Engländer hätten einen ähnlichen Humor. Gespielt hat er Shakespeare nur höchst selten, mag sich indes auch nicht darauf festlegen, welche Rollen es denn sein sollten. Aber Namen fallen dann doch: Hamlet, König Lear ... So oder so ist Shakespeare für ihn "ein ganz Großer". Und: "Von seinen Texten kann man extrem viel lernen — gerade auch im Weglassen."

(NGZ)
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