Neuss Wahlkampf in der Schule

Neuss · Die 136 Kinder, die an der Martin-Luther Schule den Offenen Ganztag besuchen, haben ein Schülerparlament gewählt. Darin können sie ihre Anliegen selbst vertreten. Drei Schüler-Parlamentarier erklären, wie das geht.

 Die Schüler-Parlamentarier Charlotte Neukirchen (8 Jahre), Carlotta Berlett (8) und Erland Böckenförde (9) zeigen ihre Wahlplakate.

Die Schüler-Parlamentarier Charlotte Neukirchen (8 Jahre), Carlotta Berlett (8) und Erland Böckenförde (9) zeigen ihre Wahlplakate.

Wahlplakate in der Schule – was die Landtagskandidaten nicht durften, war bei den Schülern der Martin-Luther-Schule selbstverständlich. Sie haben in der Offenen Ganztagsschule (OGS) nämlich ein Schülerparlament gewählt. Mit Slogans wie "Wehlt mech", oder "Platz zum Fußballspielen" warben die Schüler um Stimmen. Von den 136 Kindern im Offenen Ganztag wurden 16 in das Schülerparlament gewählt. Darunter Charlotte Neukirchen (8), Carlotta Berlett (8) und Erland Böckenförde (9). "Am Ende war es ganz schön spannend", sagt Carlotta, "Wir mussten eine Stichwahl in der Gruppe machen."

Kinder sind engagiert

Alles sei wie bei den Erwachsenen gewesen, erzählt die Achtjährige, die versprochen hat, sich für Streitschlichter in der OGS einzusetzen und für einen ruhigen Rückzugsort. Doch zunächst stehen andere Themen an. In der ersten Sitzung haben die jungen Parlamentarier beschlossen, eine Autostrecke auf dem Schulhof zu zeichnen, die dann mit drei Kettcars befahren werden kann. Dafür soll es jetzt auch einen Führerschein geben. Außerdem wollen die Schüler noch über die Bepflanzung eines Erdstreifens reden. "Der ist nämlich ganz schön hässlich", sagt Carlotta und verspricht, sich auch um die Blumen zu kümmern, wenn welche gepflanzt werden.

Für Betreuerin Gabriele Borutha-Winkelmann, die das Kinderparlament mit Kollegin Svenja Weber initiiert hat, ist das ein großer Erfolg. "Die Kinder kümmern sich engagierter um Dinge, die sie selbst beschlossen haben." Borutha-Winkelmann nimmt die Kinder ernst, das spürt man. "Die Schüler können alle Ideen einbringen, wir prüfen dann die Machbarkeit", sagt sie. "Manche guten Vorschläge sind zum Beispiel wegen Hygienevorschriften nicht umsetzbar, aber das können ja die Kinder nicht wissen."

Die Pädagogin hat viele Seminare zur Partizipation von Kindern besucht. Ein Kinderparlament gebe es viel zu selten, meint sie. Natürlich würden die Schüler erst einmal nach Beliebtheit wählen, aber das sei gar nicht schlimm. "Wichtig ist zu lernen, wie ein Parlament und Wahlen funktionieren." Der neunjährige Erland ist sich seiner Verantwortung bewusst. "Wenn mir jemand sagt, was er nicht gut findet, dann sage ich das auch im Plenum", sagt er. Und nach den Parlamentssitzungen berichtet er in seiner Gruppe, worüber gesprochen wurde. "In der ersten Sitzung musste ich schwören, gut für die Gruppe zu arbeiten", erzählt der Neunjährige. Ein bisschen anders als im Bundestag geht aber es doch zu. "Zwischendurch dürfen wir auch immer etwas spielen", sagt Charlotte.

(NGZ)
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