Neuss "Wackelzug": Neue Auflagen, großer Ärger

Neuss · Die Polizei akzeptiert keine Pferde im letzten Umzug des Schützenfestes, wenn dieser durch die enge Michaelstraße zieht. Komitee und Korpsführer legen deshalb einen neuen Zugweg fest und hoffen, dass die Schützen mitgehen.

 Beim Wackelzug macht die ganze Stadt Party. Doch weil der Polizei das Gedränge an einigen Stellen zu groß ist, ziehen die Schützen einen neuen Weg.

Beim Wackelzug macht die ganze Stadt Party. Doch weil der Polizei das Gedränge an einigen Stellen zu groß ist, ziehen die Schützen einen neuen Weg.

Foto: woi

Es ist ein Frontalangriff mit "Ansage": Weil die Polizei ihre Unterschrift unter einem Sicherheitskonzept für den "Wackelzug" verweigert, wenn dieser über die "Partymeile" am "Weißen Haus" vorbei führt, hat das Komitee in Absprache mit den Korpsführern eine alternative Strecke für diesen letzten Umzug des Neusser Schützenfestes festgelegt. Es ist ein Einlenken, bei dem die Sorge und die Frage mitschwingt: Was kommt noch? Und Schützenpräsident Thomas Nickel stellt klar: Ohne die Einwände der Ordnungsmacht hätte das Komitee der Bürgerschützen dieses Thema nicht aufgerufen.

Der Wackelzug war schon oft in der Diskussion. Erst stießen sich viele an der "Kostümierung", mit der etliche Schützen ihrer Freude über den neuen König zum Kirmesfinale Ausdruck verleihen. Dann, als Appelle an die Disziplin der Marschierer Wirkung zeigten, hatten diese bei ihren Nachbetrachtungen schon ein anderes Thema: Die Polizei hatte im Vorjahr Videoaufnahmen von dem Umzug gemacht - wie sich später herausstellte, war das illegal. "Die wurden angeblich gelöscht", berichtete Grenadiermajor Markus Ahrweiler seinem Korps, doch ändert das am Ergebnis wenig: An den schmalen Stellen auf dem exakt 2,6 Kilometer langen Zugweg war es der Polizei zu eng. Und sie formulierte ihre Bedenken gegen die mitgeführten Pferde erneut.

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Wäre das Regiment ausschließlich zu Fuß gezogen, hätte die Polizei dem alten Zugweg zugestimmt und - unter Auflagen - auch eine Kutsche für den König genehmigt, berichtet Nickel. Doch die Korpsführer entschieden sich dagegen. "Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren", sagte Ahrweiler mit Blick auf Reiterkorps und bespannte Artillerie. "Wir ziehen zusammen los - und kommen zusammen an." Denn wenn man jetzt die Pferde aufgibt, was kommt danach? "Wir haben Angst, dass es nach den Pferden um die Säbel der Chargierten oder - auf die Spitze getrieben - um die Holzgewehre geht", ergänzt der Grenadiervorsitzende Rainer Halm.

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Foto: Andreas Woitschützke

Er ist Mitglied der Ablaufkommission, die unter dem Vorsitz von Oberschützenmeister Martin Flecken einen neuen Weg festgelegt hat. Weil der die bisherigen Zentren der innerstädtischen Fete auslässt, sollen an mindestens drei Stellen Ausschankstationen eingerichtet werden, wo Musikzüge für entsprechende Atmosphäre sorgen werden.

Mit den Änderungen für den Wackelzug geht die Sicherheitsdebatte in eine neue Runde. Dass es nach der Katastrophe der Duisburger Loveparade mit etlichen Toten vor einigen Jahren zu einer Neubewertung der Sicherheitsaspekte kommen musste, leuchtet allen ein und wird von allen mitgetragen. "Alles, was Sicherheit bringt, ist gut und richtig", sagt Nickel. Aber nach Auflagen wie Notausgang-Schildern und Außengastronomieverbot auf dem Markt, Fluchtcarreés auf der Festwiese und der Debatte um Signalwesten für die Komiteemitglieder sorgen sich viele Schützen um "ihr" Brauchtum. Zu dieser Sorge kommt eine andere, wie der Appell von Rainer Halm verrät. Er hofft, dass die Schützen mitziehen - und nicht auf der Festwiese bleiben.

(NGZ)
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