Interview mit Stadtarchiv-Leiter Vor weiteren Schäden bewahren

Interview mit Stadtarchiv-Leiter · Neuss/Köln Das Ausmaß der Zerstörungen im Archivgut des Historischen Stadtarchivs Köln ist auch gut eine Woche nach dem Einsturz des Gebäudes an der Severinstraße noch gar nicht abzusehen. Gleichwohl ist bereits eine große Welle der Hilfsbreitschaft angerollt, denn überall aus der Bundesrepublik bieten Fachleute ihre Unterstützung an.

 Rund ein Jahr, so wurde es Dr. Jens Metzdorf gesagt, werde es dauern, bis der Schutt am Unglücksort in Köln abgetragen ist.

Rund ein Jahr, so wurde es Dr. Jens Metzdorf gesagt, werde es dauern, bis der Schutt am Unglücksort in Köln abgetragen ist.

Foto: J. Metzdorf

Neuss/Köln Das Ausmaß der Zerstörungen im Archivgut des Historischen Stadtarchivs Köln ist auch gut eine Woche nach dem Einsturz des Gebäudes an der Severinstraße noch gar nicht abzusehen. Gleichwohl ist bereits eine große Welle der Hilfsbreitschaft angerollt, denn überall aus der Bundesrepublik bieten Fachleute ihre Unterstützung an.

 Dr. Jens Metzdorf will die Archiv-Kollegen in Köln unterstützen.

Dr. Jens Metzdorf will die Archiv-Kollegen in Köln unterstützen.

Foto: NGZ

Um die Arbeit zu strukturieren, hat der Neusser Stadtarchiv-Leiter Dr. Jens Metzdorf in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der "Arbeitsgemeinschaft der nordrhein-westfälischen Stadtarchive im Städtetag NRW" die Gründung eines "Archiv-Krisenstabs" angestoßen und für diesen in einem Rundschreiben alle Kollegen in NRW um Unterstützung gebeten.

 In Blechcontainer werden die geborgen Archivmaterialien zwischengelagert.

In Blechcontainer werden die geborgen Archivmaterialien zwischengelagert.

Foto: NGZ

"Wir bitten zunächst vor allem um personelle Hilfe, um die am Rande ihrer physischen Kräfte seit Tagen in drei Schichten arbeitenden Kölner Kollegen zu entlasten", heißt es in dem Schreiben, das auch Hoffnung machen will, denn das Archiv sei "verschüttet worden, aber nicht untergegangen". Gefragt seien vor allem Archivare und Restauratoren.

Das Neusser Archiv nimmt sich dabei nicht aus: Am Dienstag war Restaurator Marcus Janssens in Köln eingesetzt; außerdem stehen Metzdorf selber, seine Stellvertreterin Claudia Chehab und die Archivare Sandra Gesell und Bernd Rossmüller bereit.

NGZ-Kulturredakteurin Helga Bittner sprach mit Jens Metzdorf über die Situation in Köln.

Herr Metzdorf, Sie waren gerade in Köln an der Unglücksstelle. Wie sieht es dort zurzeit aus?

Jens Metzdorf: Allein die Größe des verheerenden Trümmerberges, die Masse und der Dunst von Beton, Stahl und Schutt, unter dem immer noch ein Vermisster liegt, ist schockierend.

Einiges von dem, was die Hilfskräfte dort stellenweise per Hand aus den Trümmern bergen und ich gesehen habe, ist katastrophal zerstört, anderes wiederum fast unbeschädigt. Das hängt auch davon ab, wie die Materialien gelagert wurden und ob sie optimal verpackt waren - ein wichtiger Schutz selbst bei diesem Unglück.

Aber insgesamt wird der Schaden unvorstellbar groß sein, denn rund 90 Prozent des Archivgutes sind noch in den Trümmern auf der Severinstraße oder in der Grube.

Welche Funktion kann der Archiv-Krisenstab übernehmen?

Metzdorf: Es geht vor allem um die Mobilisierung und Koordinierung der Hilfe für das Kölner Archiv. Insgesamt ist die Resonanz unter meinen Kollegen landesweit ja erfreulich groß.

Der Fachkreis, der am Sonntag erstmals in Köln zusammenkam, soll neben dem eigentlichen Krisenstab helfen, die Unterstützung der Archivare und Restauratoren zu organisieren. Denn es ist ganz wichtig, dass das geborgene Archivmaterial keine zusätzlichen Schäden erleidet und sofort von Fachleuten begutachtet und der notwendigen Behandlung zugeführt wird.

Aber es geht auch darum, einen Überblick über mögliche geeignete Magazinflächen zu bekommen und die Materialien entsprechend zügig zu verteilen.

Mehr lesen Sie auf der Seite "Kultur in Neuss" der Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 11. März.

(NGZ)
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