Neuss Vom Labor zum Kunstraum

Neuss · Die Künstlerin Mechthild Hagemann hat im leerstehenden Gebäude des ehemaligen International Institute of Biophysics (IIB) auf der Raketenstation eine Ausstellung konzipiert. Sie ist temporär und endet am Wochenende.

 Mechthild Hagemann und Jens Stittgen in der Ausstellung zum Thema "Prozesskunst".

Mechthild Hagemann und Jens Stittgen in der Ausstellung zum Thema "Prozesskunst".

Foto: Lothar Berns

Sehr einladend wirkten die Räume nicht gerade. Abgenutzte Teppichböden, Staub- und Schmutzstreifen von abgehängten Regalen an der Wand, komplett verkleidete Fenster in dunklen Kammern, zurückgelassene Möbelstücke, die Luft kühl und klamm – aber Mechthild Hagemann sah in dem ehemaligen International Institute of Biophysics (IIB) auf der Raketenstation mehr als nur verlassene Arbeitsräume und Labore.

Die Düsseldorfer Künstlerin, die auf der Museumsinsel auch Führungen macht, belebte den Experimentiercharakter der ehemaligen Wissenschaftler-Klause auf einem anderen Feld und siedelte dort Kunst an. "Prozesskunst als Konzept", um genau sein. Kunst, die sich von Raum zu Raum ergeben sollte, und dann einen Umfang annahm, dass die Initiatorin jetzt – am Ende des Projekts – den Titel in "Wachstumsprozesse" umänderte.

Hatte Hagemann zunächst noch selbst viel zu der Ausstellung aus ihrem Atelier beigetragen, so wuchs innerhalb von vier Wochen das Interesse anderer Künstler auf ein Ausmaß, dass sie selbst überraschte. Auch "geputzt und geschrubbt" hat Mechthild Hagemann nur zu Anfang alleine. Der Maler Jens Stittgen zum Beispiel war einer von jenen, die ihr schnell geholfen haben. Teppichböden haben sie herausgerissen; Regale zu Podesten umfunktioniert, die im Sinne des Wortes der Kunst zur Bühne wurden.

Jeder Künstler hat schließlich selbst Hand angelegt, um einen Raum herzurichten und kam dabei auch auf Ideen – etwa die alten Posttische mit den schwenkbaren Sitzen in eine Installation einzubauen. So wurde für eine kurze Zeit aus dem IIB-Gebäude eine Galerie für spannende, anregende, manchmal skurrile, manchmal berührende zeitgenössische Kunst. 22 Künstlernamen sind auf der Wand im Flur verzeichnet. Fünf davon sind nach dem Wanderprinzip der Ausstellung – einer geht, ein anderer kommt – zur Finissage nicht mehr dabei. Ob Malerei, Film, Installation, Bildhauerei oder natürliche Stoffe wie Senfsamen – sie stehen an diesem Ort für Veränderung. Wo was von wem zu finden ist, erschließt ein Raumplan. Denn genau wie auf der Museumsinsel haben die Kunstwerke keine erklärenden Schildchen. Das aber, so lässt Hagemanns Reaktion schließen, bedurfte wohl in manchen Fällen der Überredungskunst ...

Folgende Künstler sind bei der letzten, der "Station III", dabei: Gundi Feyrer, Burkhardt Damm/Klaus Fischedick, Gesine Grundmann, Mechthild Hagemann, Karin Hochstatter, Markus Karstieß, Martin Kleppe, Simone Nieweg, Hannes Norberg, Elisabeth Mühlen, Carl-Friedrich Schröer, Nicola Schrudde, Jens Stittgen, Ursula Ströbele/John W. Dunn.

Info Raketenstation, morgen und Sonntag, 14 bis 18 Uhr

(NGZ)
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