Neuss Volksfest als Antwort auf rechte Demo

Neuss · Die Parolen von "Pro NRW" fanden am Freitag bei der Kundgebung am ehemaligen Alexius-Krankenhaus kein Gehör. Rund 250 Demonstranten hielten lautstark dagegen.

Neuss: Volksfest und Demos vor dem Alexius-Krankenhaus
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Die Sauerkrautfabrik Leuchtenberg an der Augustinusstraße stellte Freitag um 11 Uhr die Produktion ein und entließ die Mitarbeiter ins Wochenende. Vor allem die ausländischen Beschäftigten hätten sich große Sorgen wegen der für den frühen Nachmittag angekündigten Kundgebung der so genannten Bürgerbewegung "pro NRW" vor der benachbarten Asylbewerberunterkunft gemacht, erklärte Firmeninhaber Joachim Küppers diese Entscheidung.

250 Demonstranten

Doch die Sorgen waren unbegründet. "Pro NRW" fand mit ihren Parolen gegen einen angeblichen Asylmissbrauch in Neuss kein Gehör — und das Häuflein Kundgebungsteilnehmer zog schon eine Stunde vor dem geplanten Ende der Demonstration ab. Der Auftritt der rechtspopulistischen "Bürgerbewegung" löste eine heftige Gegenreaktion aus. So musste die Polizei mit einem Großaufgebot an Kräften auch der Düsseldorfer Bereitschaftspolizei gleich drei Veranstaltungsorte abschirmen und dafür sorgen, dass die gut 250 Demonstranten unterschiedlichster politischer Couleur nicht aneinander gerieten. "Alles verlief friedlich", fasste Polizeisprecher Hans-Willi Arnold den Einsatzerfolg zusammen. "Keinerlei Zwischenfälle."

Am ehemaligen Alexius-Krankenhaus, wo seit dem Oktober eine zentrale Unterkunft des Landes für Flüchtlinge untergebracht ist, war von Kundgebung und Gegendemonstranten kaum etwas wahrzunehmen. Dort ging es bei einem Markt der Möglichkeiten, einem interkulturellen Fest, heiter-friedlich zu. Wohlfahrtsverbände, die großen Parteien mitsamt ihrer Jugendorganisationen, der Jugendmigrationsdienst, der Integrationsrat sowie der oekumenische Arbeitskreis "Pro Asyl" hatten aus dem Parkplatz des ehemaligen Krankenhauses eine Zeltstadt gemacht. "Bei uns kann man heute spielen", lud dort Maria Reinprecht-Kokkinis von der Fachstelle Migration und Integration der Caritas vor allem die Kinder der Flüchtlingsfamilien ein.

Die Bewohner des Hauses mischten sich schnell unter diese ganz anderen Demonstranten. "Wir haben allen im Haus Bescheid gesagt", sagt Najiba Koochi-Richtmann, Sozialbetreuerin in der Einrichtung. Und die 150 Flüchtlinge wurden darüber aufgeklärt, dass es in Demokratien üblich ist, auch Parteiungen wie "pro NRW" öffentlich demonstrieren zu lassen — und dass mit deren Asylmissbrauchs-Parolen nicht sie persönlich gemeint sind.

Linke blieb Volksfest fern

Die Partei "Die Linke" und die autonome "Antifaschistische Aktion" wollten sich diesem Volksfest nicht anschließen. Sie zogen über die Augustinusstraße bis vor eine Polizeisperre an der Einmündung der Nordkanalallee und waren so außer Reich- und Hörweite von "Pro NRW"die fast an der Kreuzung Hammfelddamm positioniert worden waren. Man solle nicht gegen Parteien sondern gegen Inhalte demonstrieren, sagte Linken-Sprecher Roland Sperling. "Äußerungen gegen Zuzug von Ausländern finden sich auch bei anderen Parteien."

Die Linken blieben auf Distanz zu dem Fest, wo Mitorganisator Benno Jakubassa (SPD) mit der Resonanz sehr zufrieden war. Er wäre dankbar, wenn sich daraus "eine größere Nähe der Neusser zu diesem Haus" und eine Diskussion entwickelt, die Einrichtung über 2014 hinaus für diesen Zweck zu erhalten.

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