Klimaschutz und Investitionen GWG forciert Ausstieg aus Gas-Heizung

Neuss · Die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft setzt sich eigene Klimaschutzziele und investiert in die Modernisierung ihres Bestandes. Die Vertreterversammlung erfuhr aber auch einiges über die Strategie des Unternehmens.

„Raus aus dem Gas“ ist die Parole der Stunde. Die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft (GWG) verfolgt diesen Kurs schon länger, will den Ausstieg aus diesem fossilen Energieträger jedoch nun forcieren. Denn zu dem Argument des Klimaschutzes kommt aktuell eine durch den Krieg in der Ukraine verschärfte Energiekrise mit galoppierenden Preissteigerungen. Neuinstallationen von Gasthermen schließt GWG-Vorstand Stefan Zellnig so gut wie aus. Wo auch immer möglich, ist die Wärmepumpe die favorisierte Heizlösung. „Sie macht das Haus CO2-neutral und vom Gas unabhängig“, sagt Zellnig.

 Die GWG-Vorstände Stefan Zellnig (r.) und Ulrich Brombach stellten der Vertreterversammlung das Jahresergebnis 2021 vor. Ihr Fazit: „Wirtschaftsplan übererfüllt.“

Die GWG-Vorstände Stefan Zellnig (r.) und Ulrich Brombach stellten der Vertreterversammlung das Jahresergebnis 2021 vor. Ihr Fazit: „Wirtschaftsplan übererfüllt.“

Foto: GWG

Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Ulrich Brombach, der die GWG voraussichtlich im nächsten Jahr altersbedingt verlassen wird, stellte Zellnig am Freitag der gut 90-köpfigen Vertreterversammlung den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2021 vor. Beide sprachen dabei von einem durchweg positiven Ergebnis. Bei einer deutlich gestiegenen Bilanzsumme von 231,1 Millionen Euro (Vorjahr: 220,3) konnte der Jahresüberschuss mit 2,7 Millionen Euro nahezu auf Vorjahresniveau gehalten werden. Mit 74 Millionen Euro auf der hohen Kante bleibt die Eigenkapitalquote unverändert bei 32 Prozent. „Wirtschaftsplan übererfüllt“, lautet das Fazit der Vorstände, die im Geschäftsjahr Investitionen im Wert von 18,1 Millionen Euro freigaben. Der Löwenanteil in Höhe von 17,9 Millionen Euro wurde Neubau und Sanierung aufgebracht.

65 Neubauwohnungen, darunter auch die erste Wohngemeinschaft für Demenzpatienten, wurden 2021 fertig, berichtet Brombach. Ungenutzt blieben sie nicht. Die Leerstandsquote sank noch einmal und lag 2021 bei durchschnittlich drei Prozent. Ursache: Umbau oder Sanierung. Einen Leerstand mangels Bewerbern kennt man bei der GWG schon lange nicht mehr.

Im Gegenteil. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges häufen sich bei der GWG die Anfragen, ob die Genossenschaft nicht helfen kann, Flüchtlinge aus der Ukraine oder anderen Krisengebieten der Welt unterzubringen. Leider stoße die GWG angesichts der insgesamt angespannten Lage auf dem Neusser Wohnungsmarkt schnell an ihre Grenzen, berichtet Gabriele Rothe, die Leiterin der Wohnungsverwaltung. „Aber auch wenn wir in den meisten Fällen keine Wohnung anbieten können: Manchmal führen auch schon ein gutes Gespräch und die Vermittlung von Kontakten zu Lösungen – oder zumindest einen Schritt weiter.“

Aktuell hat die GWG Neubauprojekte in Kaarst und auf der Neusser Furth in Arbeit. Mindestens ebenso große Anstrengungen unternimmt die Genossenschaft, um ihren Bestand marktfähig zu halten. „Ständige Investitionen sind wichtig und eine notwendige Absicherung für die Zukunft“, sagt Zellnig. Viele der insgesamt 750 Genossenschaftshäuser würden aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen, sagt er zur Erklärung. Die müsse die GWG Schritt für Schritt in die Zukunft überführen, „damit sie auch künftig ein schönes Zuhause für unsere Mitglieder bieten“.

Mit auf dieser Liste stehen auch die 42 GWG-Siedlungshäuschen an der Tulpenstraße aus den 1930er Jahren. „Super begehrt und schnell vermietet“, sagt Zellnig. Wenn denn mal jemand dort auszieht. Geschieht das, nutzt die GWG das auch für eine energetische Modernisierung. Sie fühlt sich dem Ziel der Bundesregierung verpflichtet, den Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral zu machen. Man tue, was der GWG möglich ist, sagt Zellnig. Aber der Ausstieg aus dem Gas bleibe noch eine Aufgabe für Jahre.

Als Bestandshalter, wo selbst der Vorstand jedes einzelne Haus kennt, ist die Anpassung des Bestandes an die Mobilitätsanforderungen seiner Bewohner eine weitere große Aufgabe. Als die älteren GWG-Häuser entstanden, spielten Fahrräder bei der Planung nur eine untergeordnete und Autos gar keine Rolle. Heute sei zudem noch das Thema E-Mobilität mitzudenken. Zellnig: Die Infrastruktur muss nachwachsen.“

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