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Neusser Woche Vernetzt gegen Gewalt

Neuss · Das Jugendzentrum öffnet nur noch Voranmeldung, nach Veranstaltungen werden Jugendliche nach Hause begleitet, Angst vor Gewalt und Übergriffen - mit Blick auf Weckhoven sind es Erfahrungsberichte wie diese, die fast noch mehr verstören als die entsetzlichen Gewalttaten gegen einen elf Jahre alten Jungen oder die Schüsse auf offener Straße, die eine junge Frau nur mit Glück ohne lebensgefährliche Verletzungen überlebt hat. Wer anderenorts in Neuss oder im Rhein-Kreis lebt, wird mit solchen Situationen glücklicherweise eher selten konfrontiert. Das heißt nicht, dass der (Kreis-)Neusser gemeinhin auf einer Insel der Glückseligen lebt. Brennpunkte gibt es vielerorts, keine Frage, aber in der Regel eben doch nicht in dem Maße, wie es in Weckhoven in der vergangenen Woche offenbar wurde. Was hilft? Mehr Polizei? Die - oft erste - Forderung in solchen Fällen ist nicht falsch, wird das Problem allein aber nicht lösen. Bei Gewalt in der Familie hilft auch ein neuer Polizeiposten nicht. Wenn es hingegen um Gewalt auf offener Straße geht, könnte eine Wache nützen - vorausgesetzt, sie ist auch stark genug besetzt, damit die Polizisten draußen Präsenz zeigen können. Auf den Prüfstand gehört aber mehr: Wer verhindern will, dass Orte wie Weckhoven abrutschen, muss investieren: in den Stadtumbau, wie mit dem Abriss und der Kernsanierung von alten Hochhäusern zum Teil bereits geschehen, vor allem aber in Menschen. Professionelle Helfer in Jugendamt, Streetwork und sozialen Diensten können ihren Job nur dann richtig machen, wenn sie genügend Zeit und Kollegen haben. Und nicht nur das: Fast noch mehr braucht es Gemeinsinn und Zusammenhalt in der Bürgerschaft. Beides ist im besten Sinne unbezahlbar, braucht aber logistische Unterstützung und Anerkennung. Das ist nicht nur ein Thema für die Stadt, sondern für ein breites Bündnis von Politik über Kirche, Schützen bis zu Vereinen und Nachbarschaften. Gesucht wird ein Koordinator, der das in die Hand nimmt. Weckhoven braucht ein vielfältiges, öffentlich sichtbares, von demonstrativer Gemeinsamkeit geprägtes Zusammenleben. Das gibt mindestens so viel Sicherheit wie mehr Polizei auf der Straße. Frank Kirschstein

Neusser Woche: Vernetzt gegen Gewalt
Foto: RP

Das Jugendzentrum öffnet nur noch Voranmeldung, nach Veranstaltungen werden Jugendliche nach Hause begleitet, Angst vor Gewalt und Übergriffen - mit Blick auf Weckhoven sind es Erfahrungsberichte wie diese, die fast noch mehr verstören als die entsetzlichen Gewalttaten gegen einen elf Jahre alten Jungen oder die Schüsse auf offener Straße, die eine junge Frau nur mit Glück ohne lebensgefährliche Verletzungen überlebt hat. Wer anderenorts in Neuss oder im Rhein-Kreis lebt, wird mit solchen Situationen glücklicherweise eher selten konfrontiert. Das heißt nicht, dass der (Kreis-)Neusser gemeinhin auf einer Insel der Glückseligen lebt. Brennpunkte gibt es vielerorts, keine Frage, aber in der Regel eben doch nicht in dem Maße, wie es in Weckhoven in der vergangenen Woche offenbar wurde. Was hilft? Mehr Polizei? Die - oft erste - Forderung in solchen Fällen ist nicht falsch, wird das Problem allein aber nicht lösen. Bei Gewalt in der Familie hilft auch ein neuer Polizeiposten nicht. Wenn es hingegen um Gewalt auf offener Straße geht, könnte eine Wache nützen - vorausgesetzt, sie ist auch stark genug besetzt, damit die Polizisten draußen Präsenz zeigen können. Auf den Prüfstand gehört aber mehr: Wer verhindern will, dass Orte wie Weckhoven abrutschen, muss investieren: in den Stadtumbau, wie mit dem Abriss und der Kernsanierung von alten Hochhäusern zum Teil bereits geschehen, vor allem aber in Menschen. Professionelle Helfer in Jugendamt, Streetwork und sozialen Diensten können ihren Job nur dann richtig machen, wenn sie genügend Zeit und Kollegen haben. Und nicht nur das: Fast noch mehr braucht es Gemeinsinn und Zusammenhalt in der Bürgerschaft. Beides ist im besten Sinne unbezahlbar, braucht aber logistische Unterstützung und Anerkennung. Das ist nicht nur ein Thema für die Stadt, sondern für ein breites Bündnis von Politik über Kirche, Schützen bis zu Vereinen und Nachbarschaften. Gesucht wird ein Koordinator, der das in die Hand nimmt. Weckhoven braucht ein vielfältiges, öffentlich sichtbares, von demonstrativer Gemeinsamkeit geprägtes Zusammenleben. Das gibt mindestens so viel Sicherheit wie mehr Polizei auf der Straße. Frank Kirschstein

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(NGZ)
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