Verkehrsversuch in Neuss Gilt am Hessentor bald Schrittgeschwindigkeit?

Neuss/Duisburg · Die Verwaltung will das Thema Wendersplatz neu in Schwung bringen. Damit hängt die Neuordnung der Verkehrsströme am Hessentor zusammen. „Shared space“ wird vorgeschlagen – in Duisburg funktioniert das.

 Auf dem Opernplatz in Duisburg hat niemand mehr Vorfahrt. Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer teilen sich die Fläche gleichberechtigt. Das möchte die Stadt am Hessentor zumindest ausprobieren dürfen.

Auf dem Opernplatz in Duisburg hat niemand mehr Vorfahrt. Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer teilen sich die Fläche gleichberechtigt. Das möchte die Stadt am Hessentor zumindest ausprobieren dürfen.

Foto: Christoph Reichwein

Kann der Opernplatz in Duisburg Vorbild für die Hessentorkreuzung sein? Diese Frage beschäftigte eine Delegation von Planungspolitikern, die sich jetzt vor Ort davon überzeugen wollte, dass die gleichberechtigte Nutzung des Straßenraumes durch Fußgänger, Radler und Kraffahrzeuge (shared space) funktioniert. Für Planungsdezernent Christoph Hölters hängt von dieser Frage auch die Umgestaltung des Wendersplatzes als Trittstein zwischen Innenstadt und Rennbahn ab – und damit soll es endlich vorwärts gehen.

Bürgermeister Reiner Breuer will die Entwicklung auf dem Wendersplatz seinerseits vorantreiben und glaubt zuversichtlich, dass im Februar, spätestens aber im März der Beschluss auf dem Tisch liegt, einen Ideenwettbewerb für diese fast zwei Hektar große Fläche starten zu können. Ein optimistischer Ansatz, könnte man meinen. Denn im September und November war das Thema zweimal vertagt worden. Zudem hatte die Koalition erst einen Änderungsantrag zu den Plänen der Verwaltung formuliert, den die SPD mit einem Änderungsantrag zum Änderungsantrag zu kontern versucht. Die Auflösung dieses „Knotens“ – vielleicht gelingt sie im Planungsausschuss am 30. Januar.

Dreh- und Angelpunkt ist im ersten Schritt, die Barriere zu überwinden, die die stark befahrene Achse Batteriestraße-Hessentordamm derzeit bildet. Erst wenn das gelingt macht es Sinn, so Hölters auf dem Wendersplatz über eine publikumsintensive Nutzung des Platzes nachzudenken. Das kann zum Beispiel ein Neubau für das Clemens-Sels-Museum sein. Nicht nur die Fraktion „Die Linke“ wäre sofort dafür.

Dem Prinzip „shared space“, das in Duisburg leichter verständlich als Gemeinschaftsplatz firmiert, stehen schon andere Ideen gegenüber. Heinz Hick (CDU) hatte schon vor Jahren eine Troglösung ins Gespräch gebracht, bei der der tiefer gelegte Hessentordamm unter einem Deckel verschwunden wäre. Eine Idee, die die Koalition von CDU und Grünen bei einer notwendigen Neuordnung der Verkehrsströme zumindest geprüft sehen will. CDU-Bürgermeisterkandidat Jan-Philipp Büchler wiederum wollte einen breiten Überwurf bauen und über dem Straßenraum einen Platz schaffen. Beides Konzepte aus den 1960er Jahren, wie nicht nur der Bürgermeister kritisiert. Denn sie folgen dem Prinzip: freie Fahrt den Autos.

Duisburg hat sich bewusst anders entschieden. Der Opernplatz, eine einst vierspurige Straße, wurde so umgestaltet, dass sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt begegnen und gegenseitige Rücksichtnahme üben. Die Idee sei auf Kritik und Bedenken gestoßen, berichtet Stadtsprecher Peter Fischer nach dem Besuch. In der Praxis aber habe „shared space“ so gut funktioniert, dass nach diesem Vorbild weitere Flächen in Duisburg umgestaltet wurden. Eine Übernahme dieser Idee steht nach Ansicht von Karl-Heinz Baum (CDU), dem Vorsitzenden des Planungsausschusses, „noch in den Sternen“. Auch wenn er sehen konnte, dass das Modell funktioniert. Unabdingbar für eine Übernahme der Idee wäre, so Baum, dass das Tempo am Hessentor deutlich reduziert und Lastwagenverkehr minimiert wird. In Duisburg wurden dazu vor dem Opernplatz Kreisverkehre gebaut. Die Platzfläche selbst wurde von Ampeln bereinigt und mit dem Schild „Spielstraße“ gekennzeichnet. Damit gilt dort das Gebot: Schrittgeschwindigkeit.

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