Verkehr in Neuss Offensive für mehr Radfahrer-Schutz

Neuss · Die Stadt möchte die Sicherheit für Radler erhöhen. Dafür sind unter anderem Aktionstage geplant. Die erste Unfallkommission seit dem Jahr 2013 analysiert zudem Gefahrenpunkte. Der ADFC will unterschiedliche Grünphasen.

Es war ein tragischer Unfall, der sich vor gut einer Woche am Berghäuschensweg ereignete. Beim Abbiegen auf den Artur-Platz-Weg erfasste ein 7,5-Tonner eine Fahrradfahrerin. Sie erlag noch am Unfallort ihren schweren Verletzungen.

Um schlimme Unfälle wie diesen vermeiden zu können, verstärkt die Stadt in diesem Jahr – in Zusammenarbeit mit der Polizei – eine Offensive für mehr Schutz für Fahrradfahrer. Zwar ging die Zahl der meldepflichtigen Unfälle im vergangenen Jahr (1719) im Vergleich zum Vorjahr (1737) leicht zurück, allerdings stieg die Verletzten-Zahl bei Radverkehrsunfällen von 154 auf 194 deutlich an. Allein bei Pedelec-Unfällen gab es zehn Schwerverletzte und 16 Leichtverletzte. Zudem kam eine Frau ums Leben.

Erstmals seit 2013 hat die Stadt Neuss jetzt eine Unfallkommission einberufen, um den von der Polizei im Zuge der Verkehrsunfallstatistik identifizierten Unfall-Häufungspunkten auf den Grund zu gehen. Wie Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrslenkung jetzt im Unterausschuss Mobilität erklärte, sei man im Zuge der Dreijahresbetrachtung an den insgesamt sieben Häufungsstellen zu dem Entschluss gekommen, dass man tiefer in die Ursachen-Forschung einsteigen muss. Nun sollen unter anderem Foto- und Luftanalysen betrieben sowie Unfallberichte ausgewertet werden.

Als Punkt, an dem immer wieder Fahrradunfälle festgestellt werden, nennt Norbert Jurczyk die Rechts-Einbiegung von der Venloer Straße in die Schabernackstraße. Dort soll unter anderem die Sichtbeziehung der Verkehrsteilnehmer geprüft werden.

Nach Angaben von Polizeisprecherin Diane Drawe konnten bei den Unfallhäufungsstellen im Jahr 2018 zudem Auffälligkeiten in den Kreuzungsbereichen Bergheimer Straße/Minzstraße und Hamtorwall/Hamtorplatz/Hamtorstraße festgestellt werden.

Um auf das Thema aufmerksam zu machen, plant die Stadt mehrere Aktionen. Ein Projekt, an dem sich Neuss beteiligen möchte, heißt „Liebe braucht Abstand“. Es thematisiert das häufig problematische Abstandsverhalten zwischen den Verkehrsmitteln. Grundlage ist eine Untersuchung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Dabei wurde mangelnder Abstand bei innerorts registrierten Unfällen als Unfallursache Nummer zwei ausgemacht. Zudem plant die Stadt eine Kampagne namens „Miteinander in Neuss“, die von einer Marketingagentur umgesetzt werden soll. Inklusive Social-Media-Auftritt und Aktionstagen.

Solche Aktionen kann Heribert Adamsky, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Neuss, nur begrüßen. Allerdings seien diese noch lange nicht die Lösung des Problems. Vielmehr müsse bei den Fahrzeug-Ausrüstungen und an der städtischen Infrastruktur nachgebessert werden. Adamsky plädiert dafür, dass mehr Speditionen auf Abbiegeassistenzsysteme in ihren Fahrzeugen setzen. Der ADFC kündigt an, auch mit infrastrukturellen Nachbesserungs-Vorschlägen an die Stadt Neuss herantreten zu wollen. Einer davon: Getrennte Grünphasen für Auto- und Radfahrer!

Adamskys Beobachtung: Bestimmte Unfalltypen hängen oft nicht mit einer bestimmten Örtlichkeit zusammen, sondern mit immer wieder auftretenden Konfliktsituationen zwischen den Verkehrsteilnehmern.

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