Neuss Verfassungsschutz warnt vor islamischem Verein

Neuss · Der Verein "Helfen in Not" aus Weckhoven soll mit Salafisten in Verbindung stehen, die Deutsche in Syrien entführt haben.

 Der Vorstand von "Helfen in Not" arbeitet in Weckhoven. Mit gesammelten Geldern unterstützt er auch medizinische Hilfe in Syrien.

Der Vorstand von "Helfen in Not" arbeitet in Weckhoven. Mit gesammelten Geldern unterstützt er auch medizinische Hilfe in Syrien.

Foto: Screenshot Youtube/Helfen in Not

Der Verein "Helfen in Not", hinter dem der islamische Kulturverein an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße steht, ist in den Augen des NRW-Verfassungsschutzes eine "extremistisch, salafistische Bestrebung". Das erklärte am Mittwoch ein Sprecher des Innenministeriums. Schlimmer noch. Der Verein steht in dem Verdacht, Kontakt zu zumindest einem Islamisten zu haben, der an der Entführung von drei Angehörigen der Hilfsorganisation "Grünhelme" in Syrien beteiligt gewesen sein soll.

 Der Vorstand von "Helfen in Not" arbeitet in Weckhoven.

Der Vorstand von "Helfen in Not" arbeitet in Weckhoven.

Foto: Screenshot Youtube/Helfen in Not

"Wir distanzieren uns von solchen Dingen", hält Bekir Astürk knapp fest, der Sprecher der Moscheegemeinde und Vorsitzender des erst im April beim Neusser Amtsgericht eingetragenen Vereins ist. Mehr sagt er nicht. Eine schriftliche Anfrage blieb gestern unbeantwortet. Gegenüber dem Fernsehmagazin "Report Mainz" hatte der Verein hingegen schriftlich erklärt, von der Entführung nichts zu wissen. Der Islamist Ben Abda, der in einem Internetvideo als Mitarbeiter von "Helfen in Not" bezeichnet wird und gegen den sich nun auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln richten, sei nur einmalig als "Hobbyfilmer" eingesetzt worden.

 Mit gesammelten Geldern unterstützt er auch medizinische Hilfe in Syrien.

Mit gesammelten Geldern unterstützt er auch medizinische Hilfe in Syrien.

Foto: Screenshot Youtube/Helfen in Not

Die Warnung des Verfassungsschutzes vor dem Verein stützt sich auch auf Benefizveranstaltungen in der Moscheegemeinde, bei denen auch salafistische Prediger auftraten. Ein solches Seminar von Salafisten aus Solingen mit dem ehemaligen Rapper "Deso Dogg (alias Abou Maleeq) sorgt im Februar 2012 für einen Polizeieinsatz. Doch schon vorher stand das Haus unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.

Karfreitag diesen Jahres hatte das Ordnungsamt der Stadt im Schulterschluss mit der Polizei ein weiteres dieser als Seminar angekündigten Veranstaltungen unterbunden und die Einrichtung kurzzeitig geschlossen. Aus Gründen des Brandschutzes, wie es damals hieß. "Damals haben wir starke Präsenz gezeigt", erklärt Ordnungsdezernent Stefan Hahn. Und er stellt zufrieden fest: "Seitdem ist die Situation in Weckhoven unauffällig." Im Juli allerdings hatten Anwohner Alarm geschlagen, nachdem dort mehrfach offensichtlich ausrangierte Rettungswagen gesehen worden waren.

Die Polizei ging den Hinweisen nach, hatte aber nichts zu beanstanden. Die Wagen gingen in den Export — unter anderem nach Syrien. Den Beleg dazu lieferten ebenfalls Internetvideos. Und sie dokumentieren Kontakte der Weckhovener Gemeinde zu salafistischen Aktivisten wie etwa Sven Lau, der als Abu Adam Vorsitzender des später aufgelösten Vereins "Einladung zum Paradies" in Mönchengladbach war. Er präsentiert in einem Internetfilm die Rettungswagen vor dem Gebäude in Weckhoven — bezahlt von "Helfen in Not." Der Verein sprach bei diesem Projekt von humanitärem Engagement.

Der islamische Kulturverein und damit auch "Helfen in Not" wird im Laufe des kommenden Jahres in Weckhoven nach Kenntnis und Überzeugung der Stadtverwaltung keine Basis mehr haben, berichtet Ordnungsdezernent Hahn. Der Vertrag, mit dem der Verein einen ehemaligen Lebensmittelmarkt angemietet hat, sei inzwischen vom Vermieter gekündigt worden, sagt er.

(NGZ)
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