Nach Mord in Neuss Verdi will mehr Personal für Jobcenter

Neuss/Düsseldorf · Das Verbrechen im Neusser Jobcenter hat eine Debatte über die Sicherheit von Behördenmitarbeitern ausgelöst. Vor allem die Frage, wie es passieren konnte, dass ein Erwerbsloser mit zwei Messern ungehindert in die Einrichtung an der Stresemann-Allee eindringen und eine Sachbearbeiterin töten konnte, beschäftigt die Mitarbeiter.

November 2012: Mord im Neusser Jobcenter - Täter in Haft
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November 2012: Mord im Neusser Jobcenter - Täter in Haft

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Sie fühlen sich nicht sicher. Zwar hat das Jobcenter seine Sicherheitsvorkehrungen verschärft, doch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat Zweifel, ob das ausreicht. Daher holte sie gestern 80 ihrer Personalräte und Vertrauensleute aus öffentlichen Einrichtungen in NRW nach Düsseldorf, um die Lage zu erörtern.

Fazit der fünfstündigen Veranstaltung: Den 53 Jobcentern und 30 Arbeitsagenturen an Rhein und Ruhr fehlt es an qualifiziertem Personal. "Vor allem der Betreuungsschlüssel für Kunden mit psychischen Beeinträchtigungen sollte gesenkt werden", forderte die Personalratsvorsitzende des Jobcenters in Bochum, Karin Richter-Pietsch. Dieser Personenkreis mache zwischen zwölf und 20 Prozent der Klientel aus und benötige eine intensivere Beratung.

Kritik übte die Gewerkschafterin auch an der derzeitigen Praxis, viele Mitarbeiter in den Jobcentern nur mit Arbeitsverträgen von zwei Jahren auszustatten. Weiterer Diskussionspunkt: der Maßnahmenkatalog der NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. Die Überlegungen in dem 47-seitigen Bericht reichen von Zugangskontrollen über bessere Schulung der Mitarbeiter bis hin zu Videoüberwachung. "Das Papier ist aber keine Handlungsanweisung", sagte Rainer Radloff, Geschäftsführer des Jobcenters Bielefeld.

Tatsächlich wird das Thema Sicherheit aber an der Basis ernst genommen. In Neuss stellten die Behörden Security-Personal ein. Für den Allgemeinen Vertreter des Landrates im Rhein-Kreis, Jürgen Steinmetz, ist das keine Lösung auf Dauer: "Schließlich kann es nicht sein, dass sich Jobcenter im großen Stil verbarrikadieren müssen."

(url/jco/top)
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