Neuss Verbraucherzentrale für Neuss

Neuss · Nach jahrzehntelangen, vergeblichen Anläufen sind die Neusser Grünen offenbar mit ihren Lieblingsthema erfolgreich: Neuss wird im nächsten Jahr eine Verbraucherzentrale bekommen.

 Ab kommenden Jahr können sich die Neusser in der Innenstadt von der Verbraucherzentrale NRW beraten lassen.

Ab kommenden Jahr können sich die Neusser in der Innenstadt von der Verbraucherzentrale NRW beraten lassen.

Foto: Woi

Wer an einem ganz normalen Werktag Rat bei einem Streit mit seinem Telefonanbieter braucht und die Nummer des Deutschen Hausfrauen Bundes (DHB), Ortsverband Neuss, wählt, landet zuerst in einer Warteschleife und in einem Testfall nach gestoppten 2.50-Minuten in der Zentrale der Sparkasse. Die Dame erklärt freundlich, dass nur mittwochs zwischen 10 und 12 Uhr und an jedem ersten Mittwoch im Monat nachmittags das DHB-Büro, das im Sparkassen-Immobiliencenter im Meererhof untergebracht ist, besetzt ist. Auf die Frage, was denn bei einem dringenden Problem zu tun ist, kommt die gut gemeinte Antwort: "Rufen Sie am besten in der Verbraucherschutzzentrale in Dormagen an." Dass soll 2011 anders werden: Laut Bürgermeister Herbert Napp stehen die Chancen gut, dass die Verbraucherzentrale NRW mit einer Beratungsstelle nach Neuss kommt.

Damit würde ein Wunsch in Erfüllung gehen, der bei den Neusser Grünen seit Jahren oberste Priorität genießt. Bereits im Mai 1985 lehnte die CDU-Mehrheit einen entsprechenden Ratsantrag ab. In den Gesprächen über eine mögliche schwarz-grüne Koalition im Herbst nannte Fraktionsvorsitzender Michael Klinkicht die Einrichtung einer Verbraucherberatungsstelle als Hauptforderung. "Die CDU signalisierte, dass sie dies mittragen könne." Zwar wurde nichts aus dieser Farbkombination, doch auch Schwarz-Gelb unterstützte den Prüfauftrag an die Verwaltung.

Seit gestern liegt das Ergebnis vor: In einem Gespräch von Bürgermeister Herbert Napp mit Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Dormagens Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann und einem Vertreter der Verbaucherzentrale NRW wurde schnell klar, dass zum einen die Beratungsstelle in Dormagen überlastet und von vielen Kunden aus Neuss frequentiert wird, zum anderen wie eine Finanzierung aussehen könnte. Napp geht von Gesamtkosten von etwa 234 000 Euro aus. Die Hälfte soll das Land beisteuern, zum kommunalen Anteil wird, das sagte Petrauschke zu, der Kreis 15 000 Euro aus der Sparkassenstiftung geben.

Wie die Vorsitzende des DHB Neuss, Renate Dittmar, diese Entwicklung findet, sagte sie nicht: "Kein Kommentar." Seit 1976 bietet der Ortsverband seine Beratung und Informationen rund um Hauswirtschaft, Verbraucher-, Umwelt und Ernährungsfragen an, seit 1989 im Meererhof. Rechtsberatung gibt es dort nicht. Ein Knackpunkt, findet der Grüne Klinkicht. Bürgermeister Napp will in einer neuen Verbraucherberatungsstelle auch Schuldner- und Insolvenzberatung integrieren. Die, die seit Jahrzehnten eine Lanze für den Hausfrauen-Bund gebrochen haben, haben einen Sinneswandel vollzogen: "Das Finanzierungsproblem muss gelöst sein", sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU, Jörg Geerlings, "dann sind wir für eine Verbraucherzentrale in Neuss".

(RP)
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