Neuss US-Kriegsschiff heißt Quirinus

Neuss · Der Uedesheimer Franz X. Vollmer erwarb in den USA einen Brief – Militärpost von 1946, die vom amerikanischen Kriegsschiff USS Quirinus stammt. Nicht der Neusser Heilige, sondern der römische Kriegsgott war Namenspatron.

 Kriegspost 1946 von der USS Quirinus – der Uedesheimer Sammler Franz X. Vollmer spürte das seltene Stück in den USA auf.

Kriegspost 1946 von der USS Quirinus – der Uedesheimer Sammler Franz X. Vollmer spürte das seltene Stück in den USA auf.

Foto: A. Woitschützke

Die Neusser lieben Quirinus, ihren Stadt- und Pfarrpatron. Sie horchen auf, wenn sein Name fällt. Selbst wenn es nur um Quirinus-Wein oder auch Quirinus-Plätzchen geht. Doch wer glaubt, die Geschichte und die Geschichten des Neusser Heiligen seien längst alle erforscht und aufgeschrieben, der irrt. Immer wieder tauchen neue Nachrichten und Facetten auf. So erwarb der Uedesheimer Sammler Franz Xaver Vollmer jetzt einen Brief, der 1946 als Militärpost das amerikanische Kriegsschiff USS Quirinus verlassen hatte.

Für Vollmer ein nettes, emotionales Sammelobjekt. Allerdings werde sich "der Name Quirinus kaum auf den Neusser Heiligen beziehen". Der Sammler vermutet, dass vielmehr der römische Kriegsgott Quirinus Namenspatron war. Häufiger würden Kriegsschiffe auf Quirinus getauft – bis in die Gegenwart hinein. Vollmer entdeckte den Quirinus-Brief im Internet, erwarb ihn über das amerikanische Ebay für ein paar Dollar und übergab das seltene Zeitzeugnis dem Archiv der St. Quirinus' Schötzejeselle, deren Mitglied Vollmer seit vielen Jahren ist. Recherchen haben inzwischen ergeben, dass es sich bei der USS Quirinus nicht um einen Zerstörer, sondern um ein Versorgungsschiff in einem Kampfverband handelte. Auch schließt es Vollmer aus, dass die Quirinus an der Landung der Alliierten im Juni 1944 (D-Day) in der Normandie beteiligt war.

Der Name Quirinus war in der Antike populär. Quirinus galt wie Mars als Kriegsgott; viele Menschen führten damals den Namen an. Der Bonner Quirinus-Forscher Matthias Zender kam zu dem Ergebnis, dass die katholische Kirche 18 Heilige mit Namen Quirinus anerkennt, von denen aber nur vier eine überregionale Bedeutung erlangt haben, die bis in die Gegenwart andauert. Die größte Verbreitung besitzt der Quirinus von Neuss, der an zirka 500 Kultorten in Mitteleuropa verehrt wird. Neben dem Neusser Heiligen genießen heute nur noch der Quirinus von Malmedy, der Quirinus vom Tegernsee und der Quirinus aus dem kroatischen Siscia eine gewisse Berühmtheit.

Franz X. Vollmer verrät, dass er "von Kindheit an" ein begeisterter Sammler ist. Sein Thema ist die religiöse Volkskunde. Er schätzt, dass er allein "7000 bis 8000 Andachts- und Gebetbücher" zusammengetragen hat. Hinzu kommen "viele tausend Andachtsbildchen". Bei seiner Suche nach immer neuen Blättern und Objekten stößt er immer wieder auf Quirinus-Bezüge. Diese "Zufallsprodukte" seiner Leidenschaft sichert er dann gern: "Diese Funde gehören in das Archiv der St. Quirinus' Schötzejeselle".

(NGZ)
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