Neuss Untypische Berufe für Mädchen und Jungs

Neuss · Bei der Wache am Hammfelddamm erlebten 25 Mädchen, wie vielfältig der Beruf der Feuerwehrleute ist. Und im Johanna-Etienne-Krankenhaus lernte ein Dutzend Jungen die Arbeit in der Krankenpflege kennen.

 Christina (13, links) und Lea (14, rechts) wagten sich - wie andere Mädchen auf der Feuerwache am Hammfelddamm ebenfalls - mit dem Hubsteiger in luftige Höhe.

Christina (13, links) und Lea (14, rechts) wagten sich - wie andere Mädchen auf der Feuerwache am Hammfelddamm ebenfalls - mit dem Hubsteiger in luftige Höhe.

Foto: Andreas Woitschützke

Die Fahrt mit dem Hubsteiger ist eine Mutprobe. Stück für Stück geht es im Korb Richtung Himmel. Bei 32 Metern ist Schluss. "Dahinten sieht man den Düsseldorfer Flughafen, und in der anderen Richtung ist die Neusser Skihalle zu sehen", erklärt Oberbrandmeister Markus Brockers, als der Teleskopmast des Feuerwehrwagens voll ausgefahren ist. Lea (14) und Christina (13), die mit Helm und Hüftgurt gesichert mit ihm auf der Plattform stehen, sind begeistert von der Aussicht. "Cool!", sagen sie.

Die beiden Nelly-Sachs-Gymnasiastinnen waren unter den rund 25 Mädchen, die sich gestern beim "Girls' Day" die Feuerwache am Hammfelddamm anschauten. Insgesamt schnupperten in Neuss fast 150 Schülerinnen in klassische Männerberufe hinein. Und etwa 50 Jungs nutzten den "Boys' Day", um von Frauen dominerte Berufe kennenzulernen. Mehr als 30 Unternehmen und Einrichtungen in der Stadt stellten Plätze für diese Ein-Tages-Praktika zur Verfügung.

"Es ist hier spannend, und man kann etwas Praktisches machen", sagt Lea auf der Feuerwache. Dort erhalten die Besucherinnen im Alter von 13 bis 18 Jahren auch Einblicke in die Schlafräume und auf die Klettergerüste der Wehrleute. "Und auf die Riesenbadewanne", ergänzt Christina. Denn die Schläuche müssen nach dem Einsatz gewaschen und anschließend im Schlauchturm zum Trocknen aufgehängt werden.

Das hauptberufliche Brandlöschen ist in Neuss tatsächlich noch reine Männersache. "Unter unseren 70 Berufsfeuerwehrleuten gibt es keine Frau", bedauert Ausbilder Markus Brüggen. Es fehle an Bewerberinnen. In den Freiwilligen Feuerwehren mit insgesamt 360 aktiven Mitgliedern gebe es immerhin etwa zehn Feuerwehrfrauen. "In der Jugendfeuerwehr sind aber schon die Hälfte Mädchen", sagt Brüggen. "Daher rechnen wir damit, dass es künftig mehr Frauen in unserem Beruf geben wird." Wichtig sei, dass die Bewerberinnen - wie ihre männlichen Kollegen - sportlich seien und bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung in der Tasche hätten. "Idealerweise in einem handwerklichen Beruf."

Einen Gips am Arm hat Jaro (12) eigentlich nicht so gerne. Wenn's aber nur zum Test ist - bitteschön. Der Junge lässt sich im Johanna-Etienne-Krankenhaus bereitwillig von Pflegeschüler Jan Radermacher (23) verbinden, damit er und die zehn anderen Jungen lernen, wie der Job in der Krankenpflege eigentlich funktioniert. Blutdruckmessen, EKG anlegen und schreiben, Spritze setzen (an einer Puppe) standen gestern auf ihrem Stundenplan. "Ich wollte unbedingt sehen, wie das in einem Krankenhaus eigentlich alles funktioniert", sagt der elfjährige Max, der mit seinem Freund Jaro aus der Nähe von Pulheim zum "Boys' Day" nach Neuss gekommen ist. "Das mit der Spritze und dem Blutdruck ist schon cool."

Männer in der Krankenpflege sind auch am Etienne-Krankenhaus Exoten. Das lässt sich allein schon daran erkennen, dass nur eine von den 18 Stationen von einem Mann geleitet wird. "Es gibt zu wenig Männer in dem Beruf. Man hat viel Verantwortung, und Pflege wird immer wichtiger", sagt Jan Radermacher, Auszubildender im zweiten Lehrjahr. Er führte die Gäste zusammen mit Praxisleiter Klaus Zimmermann durchs Krankenhaus und ihren Beruf. "Ich will auf jeden Fall Arzt werden", sagt Max. Und Joe (14) sagt: "Ich will mit Menschen arbeiten."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort