Neuss Unterschrift verweigert: Nichtraucher fliegt raus

Neuss · Neuss Was Horst Pohl in 69 Lebensjahren nicht erlebt hat, das musste er nun erleiden: Er wurde aus einer Gaststätte am Bahnhof gewiesen. Ursache für den Rauswurf des Pensionärs und Nichtrauchers ist das neue Gesetz zum verbesserten Schutz der Nichtraucher, das zwei Wochen nach seinem Inkrafttreten seltsame Blüten treibt.

Neuss Was Horst Pohl in 69 Lebensjahren nicht erlebt hat, das musste er nun erleiden: Er wurde aus einer Gaststätte am Bahnhof gewiesen. Ursache für den Rauswurf des Pensionärs und Nichtrauchers ist das neue Gesetz zum verbesserten Schutz der Nichtraucher, das zwei Wochen nach seinem Inkrafttreten seltsame Blüten treibt.

Gleich in drei Neusser Kneipen musste Pohl in der Vorwoche erfahren, dass er unerwünscht ist - so lange er auf dem Standpunkt des "unwilliger Nichtrauchers", wie Pohl es bezeichnet, verharrt. Unwillig, denn in allen Fällen lehnte es Pohl ab, den Raucherklubs im Lokal per Unterschrift beizutreten. Solche Clubs sprießen derzeit im Stadtgebiet in vielen Einraumkneipen aus dem Boden, die so die Bestimmungen des neuen Gesetzes umgehen. Denn hinein gelassen wird nur, wer Mitglied im Club ist - und damit zumindest den anderen Clubmitgliedern das Rauchen gestattet.

Weil Horst Pohl der Überzeugung ist, dass mit der - vom Hotel- und Gaststättenverband (DeHoGa) unterstützten - Gründung von Raucherclubs ein Gesetz unterlaufen wird, das der Allgemeinheit dienen sollte, und weil er sich diskriminiert fühlt, hat sich der 69-Jährige am Wochenende hingesetzt und an den Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann einen Brief geschrieben. "Mir scheint, dass hier nicht nur gegen das Nichtraucherschutzgesetz verstoßen wird, sondern weitere Rechtsverletzungen vorliegen."

Die erste Unterschrift hat Pohl mit Hinweis auf seine obskure Bronchitis verweigert. Wäre es nicht widersinnig, mit diesem Befund Mitglied in einem Raucherclub zu werden? Bald aber fühlte er sich, wie er dem Minister schrieb, "gar zu heftig gedrängt, sogar genötigt."

Man wolle sicher gehen, habe der Wirt argumentiert, der wohl eine Anzeige fürchtete, wenn sich Nichtmitglieder im Lokal aufhalten, wolle Stammkunden halten. Nichtrauchende Nichtunterzeichner sind damit raus. Pohl beobachtete, dass es wenige Nichtraucher gab, die ihre Unterschrift verweigerten. Er ist auch deshalb überzeugt, "dass die DeHoGa etwas organisiert, was nicht in Ordnung ist."

(NGZ)
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