Neuss "Boss" schmuggelt sich bei Johannitern ein

Neuss · Der Neusser Jörg Lüssem hat bei den Johannitern Karriere gemacht. Als Mitglied des Bundesvorstandes tauschte er jetzt die Rollen und wurde für die RTL-Sendung "Undercover Boss" der arbeitssuchende Jan Seifert. Ein "Praktikumsbericht".

 Jörg Lüssem alias Jan Seifert (l.) muss sich als Rettungsassistent beweisen. Ausgestrahlt werden die Erfahrungen des Neussers im Johanniter-Bundesvorstand, der sich als Praktikant einschmuggelte, am Montag auf RTL.

Jörg Lüssem alias Jan Seifert (l.) muss sich als Rettungsassistent beweisen. Ausgestrahlt werden die Erfahrungen des Neussers im Johanniter-Bundesvorstand, der sich als Praktikant einschmuggelte, am Montag auf RTL.

Foto: RTL

Vom Boss zum Praktikanten - diesen Rollenwechsel machte Jörg Lüssem, Mitglied des Bundesvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe, für eine Folge der RTL-Serie "Undercover Boss", mit. Der gebürtige Neusser ging - getarnt als Praktikant - in verschiedene Johanniter-Einrichtungen und arbeitete Seite an Seite mit den Mitarbeitern vor Ort. Wie es ihm als "Undercover Boss" in der Tagespflege Ahrensburg, der Kita "Traumland" in Schwarzenbek, der Schleswiger Tafel und während der Nachtschicht in der Rettungswache Ottobrunn - allesamt Einrichtungen der Johanniter-Unfall-Hilfe - erging, strahlt RTL am kommenden Montag um 21.15 Uhr aus.

Um glaubwürdig als Praktikant durchgehen zu können, erhielt Lüssem eine Vita-Legende. "Da ich mit meinen 50 Jahren nicht mehr im üblichen Praktikantenalter bin", so Lüssem, "schlüpfte ich in die Rolle des Wiedereinsteigers, der sich als Hausmann um die Familie gekümmert hatte, während meine besserverdienende Frau für den Lebensunterhalt sorgte." Es sei ihm nicht schwergefallen, sich auf diese Rolle einzulassen. Lüssem ist im realen Leben Vater eines 16 Jahre alten Sohnes, seine Frau auch berufstätig.

"Gemeinsame Haushaltsführung und Kinderbetreuung ist mir daher nicht unbekannt", erzählt er. "Mit Senioren Essen zuzubereiten oder in der Tafel Lebensmittel auszugeben, dafür brachte ich die Fertigkeiten schon mit." Am eigenen Leib aber zu spüren, welche Beschwernisse, Herausforderungen sowie körperlichen und psychischen Belastungen die Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Einrichtungen tagtäglich meistern müssen, sei "schon eine ganz besondere Erfahrung gewesen", so Lüssem. "Im Vorstand wissen wir oft gar nicht, was unsere 15 000 hauptberuflichen und über 30 000 ehrenamtlichen Mitarbeiter alles leisten."

Als "Undercover Boss" habe er die Möglichkeit gehabt, wieder in die Basis des Vereins einzutauchen. "Auch wenn es pathetisch klingt", sagt Lüssem, "aber es war beeindruckend zu sehen, welch' tolle Arbeit da geleistet wird." Als ein Beispiel nennt er die Tagespflege Ahrensburg: "Wenn ich später mal pflegebedürftig sein sollte, würde ich mir wünschen, in so einer Pflegeeinrichtung betreut zu werden, wie ich sie besuchen durfte."

Bei dem Undercover-Einsatz stieß Lüssem auch an seine Grenzen: "Der nächtliche Rettungsdienst war sehr anstrengend. Da muss man schon richtig fit sein." Derartige Einsätze seien ihm früher leichter gefallen. Bereits als Schüler am ehemaligen Theodor-Schwann-Gymnasium engagierte er sich ehrenamtlich in der Johanniter-Unfall-Hilfe, fuhr gemeinsam mit seinem Freund Reinhard Wangler im Neusser Rettungsdienst mit.

Seit über 25 Jahren sind die Johanniter auch seine berufliche Heimat. Elf Jahre lang war er in Neuss tätig. "Die Neusser Rettungswache habe ich mit auf- und ausgebaut und 1994 den Baby-Notarztwagen aus der Taufe gehoben", erzählt er. 1999 zog er nach Berlin, wurde verantwortlich für den Bereich Rettungsdienst und Katastrophenschutz. 2007 wurde er in den Landesvorstand Berlin-Brandenburg berufen und seit 1. August 2014 ist er Mitglied des dreiköpfigen Bundesvorstands.

(NGZ)
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