Neuss Uedesheimer kämpft für die Pressefreiheit

Neuss · Der Neusser Rotger H. Kindermann engagiert sich seit Jahren als Vizepräsident in in der Vereinigung Europäischer Journalisten (VEJ).

 Wie ist es um die Pressefreiheit bestellt? Rotger H. Kindermann aus Uedesheim schaut genau hin, wie die Mächtigen mit Journalisten umgehen.

Wie ist es um die Pressefreiheit bestellt? Rotger H. Kindermann aus Uedesheim schaut genau hin, wie die Mächtigen mit Journalisten umgehen.

Foto: LH

Die Farbe Weiß markiert Länder, in der die Pressefreiheit gegeben ist. Der Blick auf die Weltkarte in seinem Uedesheimer Büro verrät Rotger H. Kindermann, dass noch viel zu tun ist. Nur 16 Staaten sind weiß. Süd-Ost-Europa und Italien sind organge gefärbt. Dort sieht die mehr als 1500 Mitglieder zählende Vereinigung Europäischer Journalisten (VEJ) die Pressefreiheit in einem "kritisch labilen Zustand". Und dann sind da vielfach noch die Farben Rot und Schwarz: "Die sprechen für sich", sagt der 69-Jährige.

Fachjournalist Kindermann, der seit zehn Jahren in Uedesheim wohnt, engagiert sich seit mehr als zwei Jahrzehnten für seinen Berufsstand, "damit die Kollegen Rahmenbedingungen vorfinden, die ihnen ungehinderten Zugang zu Informationsquellen und unabhängige Berichterstattung ermöglichen." Seine Verdienste sind unumstritten. 16 Jahre war er Vorsitzender der deutschen Sektion mit mehr als 400 Journalisten. Nach seinem Abschied wurde er Ehrenvorsitzender. Im europäischen Dachverband ist er als Vizepräsident noch in Verantwortung: "Pressefreiheit will jeden Tag neu erkämpft werden."

Rotger H. Kindermann macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. "Ich reise gern", antwortet er auf die Frage, warum er sich in der internationalen Journalisten-Organisation so vehement engagiert. Zwei ernsthafte Gründe schiebt er nach. Erstens will er Kollegen beistehen, die bei der Arbeit behindert werden, im schlimmsten Fall gar an Leib und Seele gefährdet sind. Vor allem in Süd-Ost-Europa können Journalisten oftmals nur unter schwierigsten Bedingungen berichten. So tagte der VEJ zuletzt häufig in Rumänien und Bulgarien: "Für Kollegen aus diesen Ländern ist es wichtig, dass öffentlich bekannt ist, dass sie einem europäischen Journalistenverband angehören", sagt Kindermann, "so ist ihnen zumindest ein gewisser Schutz gewährt."

Zweitens liegt Rotger H. Kindermann die europäische Idee sehr am Herzen. Die VEJ verstehe sich als ein journalistisches Netzwerk "pro Europa". Auch in diesem Punkt spricht Kindermann Klartext: "Wir wollen keine Europagegner." Diese Grundeinstellung schließe eine kritische Berichterstattung nicht aus — und er formuliert selbst ein Beispiel: "Jeder zweite Hühner- oder Schweinestall wird von Brüssel subventioniert. Für den Aufbau einer pluralistischen Presselandschaft und einen kompetenten Qualitätenjournalismus — natürlich frei von Vorgaben — sind keine Finanzmittel übrig."

Geboren in Bayern, wuchs Rotger H. Kindermann in Köln auf. "Gefühlt bin ich ein Kölner", sagt er, "darum kann ich auch nur dort wohnen, wo noch Kölsch getrunken wird." Viele Jahre arbeitete und lebte er in Bonn, ehe ihn der Düsseldorfer Arbeitsplatz seiner Frau nach Neuss zog, wo er sich seither "sauwohl fühlt". Seit 40 Jahren ist er Mitglied der CDU und gehört jetzt dem Neusser Partnerschaftskomitee an: "Völkerverständigung in Freiheit ist und bleibt mein Thema."

(NGZ/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort