Seit 1972 in Neuss Diamanthochzeit im Hause Otlu

Neuss · Vor 60 Jahren gaben sich Yeter und Mehmet Otlu in einem türkischen Dorf das Ja-Wort.

 Mehmet (links) und Yeter Otlu feierten Neujahr ihre Diamanthochzeit und zeigten ihrem fünfjährigen Enkel Emir Bilder von früher.

Mehmet (links) und Yeter Otlu feierten Neujahr ihre Diamanthochzeit und zeigten ihrem fünfjährigen Enkel Emir Bilder von früher.

Foto: NGZ/gaa

Am 1. Januar 1959 war es in einem türkischen Dorf bei Sivas noch Tradition, dass der Bräutigam einen angeschnittenen Apfel auf seine auf einem Pferd hergebrachte Frau werfen und sie am Kopf treffen musste. So geschehen bei Yeter und Mehmet Otlu, die dem Ritual vor 60 Jahren folgten und seitdem verheiratet sind. „Die Hochzeitsfeier dauerte eine ganze Woche. 200 Gäste kamen jeden Tag, auch Leute aus den Nachbardörfern“, erinnert sich Mehmet Otlu, der an Neujahr mit seiner Frau Diamanthochzeit feierte. Sechs Kinder – vier Söhne und zwei Töchter – , 18 Enkel und 13 Urenkel gratulierten.

Yeter und Mehmet Otlu sind heute 75 beziehungsweise 76 Jahre alt und wohnen an der Adolfstraße. 1972 kam Mehmet Otlu als Gastarbeiter zunächst alleine nach Deutschland. „Er arbeitete am Fließband“, erzählt der jüngste Sohn Muharrem (44), der mit seiner Mutter und den Geschwistern 1979 nach Neuss nachzog. „Die sieben Jahre ohne die Familie waren keine leichte Zeit. Aber wir Gastarbeiter, wir lebten in einem Heim in der Nähe des Kirmesplatzes, halfen und versorgten uns gegenseitig“, berichtet Mehmet Otlu. Yeter Otlu war zwar zunächst aufgeregt, die Türkei in Richtung Deutschland zu verlassen, die Freude über die Zusammenführung der Familie überwog aber. „Die 60 Jahre waren eine glückliche und fröhliche Zeit“, sagt die 75-Jährige rückblickend.

Als Mehmet Otlu mit 60 Jahren in den Frühruhestand ging, war es nie eine Überlegung, zurück in die Türkei zu gehen. Ein Großteil der Familie lebt schließlich in Neuss, der „neuen“ Heimat. Hier geht das Paar oft spazieren und in der Stadt einen Kaffee trinken. Sohn Muharrem nimmt seinen Vater ab und an mit ins Schwimmbad und Yeter Otlu versorgt die Familie mit Köstlichkeiten aus der Küche. „Meine Mutter war immer sehr fürsorglich, hat die ganze Familie zusammengehalten. Und mein Vater hat gut für uns gesorgt, hart für uns gearbeitet“, sagt Muharrem Otlu.

Für die Zukunft wünschen sich seine Eltern vor allem Gesundheit, damit sie auch weiterhin einmal im Jahr für mehrere Monate in die Türkei reisen können. Und, dass die Familie vielleicht noch größer wird.

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