„Schulungs-Gemeinschaft Neuss“ Trotz Diabetes mehr Lebensqualität

„Schulungs-Gemeinschaft Neuss“ · Von Ruth Wiedner

Diabetes mellitus, im Volksmund verharmlosend auch als Zuckerkrankheit bekannt, breitet sich immer mehr aus: Rund sechs Millionen Diabetiker gibt es mittlerweile bundesweit und die Tendenz ist steigend. Experten schätzen, das weitere zwei Millionen krank sind, ohne es zu wissen.

Allein in NRW würde es somit rund 450 000 unerkannte Diabetiker geben. Experten wissen längst, ein Stopp dieser traurigen und folgenreichen Entwicklung ist nur durch Früherkennung, Vorsorge und bessere Aufklärung möglich. Und genau da sieht der neue Verein "Schulungs-Gemeinschaft Neuss" seine Hauptaufgabe.

Siebzehn diabetologisch qualifizierte Hausärzte und Diabetologen in Schwerpunktpraxen und Kliniken haben sich jetzt mit dem Ziel zusammengeschlossen, die Versorgungs- und Betreuungssituation der Menschen mit Diabetes und anderen chronischen Krankheiten in Neuss deutlich messbar zu verbessern.

"Unser Ziel ist es, die Kenntnisse und die Fähigkeiten der Betroffenen so zu fördern, dass sich ihre Lebensqualität der von gesunden Menschen annähert", spricht Vorsitzender Dr. Rainer Betzholz gegenüber der NGZ die angestrebte Steigerung von Leistungsfähigkeit, Lebensfreude und Lebensqualität an. Betzholz wird in der Vereinsführung von seiner Stellvertreterin Dr. Ulrike Brockmann, von Schriftführer Dr. Robert Baumann, der Schatzmeisterin Nina Roge und von Beisitzer Dr. Hardy Stern unterstützt.

Da Aufklärung nur durch Schulung möglich ist, will der neue Verein mit einem flächendeckenden Angebot von wohnortnaher Patienten-Schulung - typ- und problemgerecht unter Alltagsbedingungen - dieses gesteckte Ziel erreichen. Wichtig ist für Dr. Betzholz, der in der Neusser Innenstadt als niedergelassener Internist und Diabetologe eine Schwerpunktpraxis führt, auch die Einbindung der Angehörigen.

"Die Ehefrau muss nicht nur lückenlos über die Erkrankung ihres Mannes und die möglichen Konsequenzen informiert sein", führt er als Beispiel an. "Sie muss auch motiviert werden, die notwendige Umstellung der alltäglich Lebenssituation mitzutragen."

Die Schulungs-Gemeinschaft möchte daher allen hausärztlichen Kollegen eine flächendeckende Schulungsmöglichkeit der in Disease-Management-Programme eingeschriebenen Patienten - ohne lange Wartezeiten - anbieten und damit auch die kollegiale Zusammenarbeit von Hausärzten, Fachpraxen und Klinikern intensivieren.

Damit mögliche Missverständnisse schon vorab ausgeschlossen werden, kann sich kein Einzelner beim Verein für die Diabetiker-Schulung anmelden: "Das muss der Hausarzt für seinen Patienten übernehmen", skizziert Betzholz den vorgegebenen Weg. Und noch eines betont er mit Nachdruck: "In die aktuelle Therapie des Hausarztes wird zu keiner Zeit eingegriffen."

Für die Patienten selbst entstehen übrigens keine Kosten. Dafür wurde nach intensiven Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ein Weg gefunden: "Der zuweisende Hausarzt rechnet die Schulung mit der KV ab. Der Verein erhält davon 50 Prozent für die Honorierung der Schulungskraft und für die Organisation."

Dankbar ist Betzholz dem Johanna-Etienne-Krankenhaus: "Uns wurde für unsere Vereinszwecke von der Krankenhaus-Verwaltung eigens ein geräumiger, zentral im Erdgeschoss gelegener Schulungsraum kostenlos zur Verfügung gestellt." Der noch junge Verein blickt aber auch schon in die Zukunft. Wenn 2006 das DMP Asthma startet, will die Schulungs-Gemeinschaft auch in diesem Bereich aktiv werden.

"Die ersten Kontakte zu den Lungenfachärzten haben wir bereits geknüpft", freut sich Betzholz über positive Signale. Denn eines ist dem engagierten Diabetologen schon lange klar: "Wir müssen im Gesundheitswesen alle enger zusammenrücken. Keiner kann sich mehr leisten, auf seinem Herd allein zu kochen."

(NGZ)
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