Serie Sternen-Zeit Traum von der eigenen Sternwarte erfüllt

Neuss · Dieter von Montfort ist begeisterter Sternengucker. Der Vorsitzende der Astrofreunde Neuss-Grevenbroich und ehemalige Leiter der St.-Hubertus-Grundschule in Reuschenberg hat sich in seinem Haus eine eigene private Sternwarte eingerichtet.

Neuss/Grevenbroich Alles begann, als Dieter von Montfort mit elf Jahren ein Fernrohr geschenkt bekam. Mit zehnfacher Vergrößerung sah er auf den Mond — und war begeistert von dem, was er erkennen konnte. Tiefe Krater und Schatten, die immer wieder anders aussehen: Die Faszination für die Astronomie war geweckt. Und nachdem die Fernrohre von Geburtstag zu Geburtstag immer größer wurden, Jupiter und seine Monde und die Saturnringe sichtbar waren, da entwickelte Dieter von Montfort den Wunsch: Eine eigene Kuppel, eine Sternwarte zu besitzen, das wär's.

Heute kann man von Montfort tatsächlich in seiner eigenen Kuppel finden, die im Garten in Neukirchen über der ehemaligen Garage prangt. Die Sternwarte hat er mit seinem Schwager selbst gebaut — 23 Jahre ist das jetzt her. Denn die Astronomie hat ihn nie losgelassen, auch wenn er sie nicht zu seinem Beruf machte. "Ich hatte das vor, aber mein Physiklehrer auf dem Quirinus-Gymnasium riet mir ab." So wurde von Montfort Lehrer, leitete von 1992 bis 2012 die St.-Hubertus-Grundschule in Reuschenberg und beschäftigte sich in seiner Freizeit mit der Astronomie. Es sei aber keineswegs so, dass er jede Nacht in seinem Observatorium verbringe und in die Sterne schaue, sagt Dieter von Montfort schmunzelnd. "Tatsächlich ist es so, dass man vielleicht an 50 Tagen im Jahr überhaupt gute Bedingungen hat. Der Himmel bestimmt, was man sieht." Gute Bedingungen, das heißt: keine Wolken und ruhige Luft. "Wenn die Sterne funkeln, dann ist die Luft in Bewegung. Das sind keine guten Bedingungen."

Astronomische Highlights sind für von Montfort etwa die Transite von Mars und Venus oder die Marsopposition, wenn der Mars der Erde am nächsten ist. Überhaupt bevorzugt er die Sonnen- und Planetenbeobachtung; wenn es extrem klar ist, kann er auch "Deep Sky-Objekte" in fremden Galaxien anvisieren. Am liebsten von allen sind dem Astronomen aber Jupiter und Saturn. Die Wolkenstreifen auf dem Jupiter-Äquator und der Tanz der Jupitermonde faszinieren ihn. Ebenso wie das Ringsystem des Saturn: "Ab und an sieht man auf die Kante des Saturn — dann verschwinden die Ringe aus dem Sichtfeld. Das passiert etwa alle 14 Jahre."

Geduld muss man haben, wenn man in die kühle Kuppel zum sogenannten Refraktor, ein Fernrohr mit rund 300-facher Vergrößerung, hinaufklettert. Geheizt werden darf nicht. Eine kleine Schlafstelle gibt es dort oben, für ganz besondere Phänomene am Himmel, etwa die Perseiden im Sternschnuppenmonat August. Am einfachsten ist die Sonnenbeobachtung. Sie muss aber mit speziellen Filtern vorgenommen werden, sonst ist die Gefahr für die Augen groß. Ganz allein sitzt von Montfort selten in seiner Kuppel. Oft sind seine "Kumpel" der Astrofreunde Neuss-Grevenbroich dabei, die sich 1993 gründeten und ihre Begeisterung für Astronomie bei monatlichen Treffen teilen. Und auch der Nachwuchs ist Dieter von Montfort wichtig: Seine ehemalige Grundschule hat bis heute eine Astronomie AG, und auch die Grundschule in Holzheim besucht der Pensionär wöchentlich, um den Kindern die Sterne zu erklären.

In seiner Kuppel hat Dieter von Montfort sein Fernrohr ausgerichtet. Wohin, sagt ihm die Wanduhr, die die Sternzeit anzeigt. "So weiß ich sofort, wie der Himmel aussieht. Dort kenne ich mich inzwischen genauso gut aus wie auf der Straße."

(NGZ)
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