Neuss Trauer um Irmgard Feldhaus

Neuss · Im Alter von 90 Jahren ist am Sonntag die Gründungsdirektorin des Clemens-Sels-Museum, Irmgard Feldhaus, gestorben. Mit dem Tod der promovierten Kunstwissenschaftlerin verliert Neuss eine große Förderin und Persönlichkeit.

 Bekommt posthum den Rheinlandtaler verliehen: Irmgard Feldhaus

Bekommt posthum den Rheinlandtaler verliehen: Irmgard Feldhaus

Foto: Lothar Berns

Es gibt Menschen, von denen man sich wünscht, sie würden ewig leben. Weil sie so lebendig sind, so humorvoll, und der Welt auf eine Weise zugetan, dass jede Begegnung mit ihnen eine Bereicherung des eigenen Lebens ist. Ein solcher Mensch war Irmgard Feldhaus. 90-jährig ist sie am Sonntagabend gestorben.

Nie wieder die fast schon obligatorische Einleitung "Sagen Se mal" zu hören, die immer in ein angeregtes Gespräch führte; nie wieder dieses verschmitzte Lächeln zu sehen, wenn sie erzählte, wie sie was (geräuschlos) durchgesetzt hat; nie wieder diesen wachen Geist zu spüren, der die Welt nahm, wie sie ist und dennoch nie den Humor verlor — das mag man einfach nicht glauben.

Auch wenn sie in den vergangenen Jahren immer wieder gesundheitlich angeschlagen war, das Alter ihr zusetzte — Irmgard Feldhaus' Vitalität schien doch grenzenlos zu sein. Nun aber hat die Kraft ihren Körper doch verlassen, ist sie gut vier Monate nach dem Tod ihres Bruders Richard, mit dem sie Zeit ihres Lebens eine sehr enge Beziehung verband, gestorben.

Dass Irmgard Feldhaus in eine prominente Neusser Familie hineingeboren wurde — ihr gehörte bis 1980 die Schokoladenfabrik Novesia —, war ihr nie des Aufhebens wert. Wie sie überhaupt alles, was sie tat, mit großer selbstverständlicher Souveränität machte und sich nicht von Bedenkenträgern vom Weg abhalten ließ, wenn sie wusste, dass er der richtige war.

So kam Neuss nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu einem Museum. So kam Neuss zu einer Kunstsammlung mit internationaler Malerei des ausgehenden 19. sowie des 20. Jahrhunderts, bevor andere sie entdeckten. Als Irmgard Feldhaus 1985 in den Ruhestand ging, hatte sie das Museum bestens aufgestellt. Der von ihr initiierte Name Clemens-Sels-Museum würdigte den großen Mäzen des Hauses.

Hartnäckig hatte sie sich für den Neubau eingesetzt und es nach 25 Jahren geschafft: Sie zog mit ihrem Team in den Deilmann-Bau ein. Mit einer hochkarätigen Graphischen Sammlung, mit Werken der englischen Präraffaeliten und des Symbolismus, mit moderner Primitiver Kunst hatte sie dem Haus ein Alleinstellungsmerkmal gesichert.

Einen fulminanten Schlusspunkt setzte die leidenschaftliche, aber so unprätentiöse Kunstsammlerin, als sie der Stadt Neuss ihre 5000 Exponate umfassende Sammlung Populärer Druckgrafik schenkte. Dafür hatte sie Märkte und Händler förmlich abgeklappert und Bilder gekauft, die heute Seltenheitswert haben. Sie sorgte zudem dafür, dass diese ein eigenes Museum bekamen — das Feld-Haus auf der Raketenstation, das im März dieses Jahres mit einer sichtbar glücklichen Irmgard Feldhaus eröffnet wurd

(NGZ)
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