Neuss Tour durch Hoisten zur alten Sühnekapelle

Neuss · Ins "Land des heiligen Petrus" führt die "Neusser Kanten"-Tour, bei der die Teilnehmer erfahren, wie ein Hoisten-Raub Geschichte schrieb.

 Georg Schmitz führt durch seinen Stadtteil.

Georg Schmitz führt durch seinen Stadtteil.

Foto: Lothar Berns

Es war ein frevelhaftes Verbrechen, das sich 1883 in Hoisten zutrug: Aus der Pfarrkirche St. Peter wurde ein goldener Kelch gestohlen. Die darin enthaltenen geweihten Hostien wurden kurz darauf in der Nähe des Sportplatzes gefunden. Erschüttert errichtete die Bevölkerung 1897 an jener Stelle eine Sühnekapelle, die bis heute einer der Identifikationsorte des Dorfes ist. Die erste urkundliche Erwähnung als "Land des heiligen Petrus" anlässlich einer Grundstücksübertragung an das Kloster Werden im Jahr 818 wird 2018 mit einem großen Jubiläum gefeiert. Doch bei der "Neusser Kanten"-Tour durch Hoisten am Samstag konzentriert sich Georg Schmitz vor allem auf die letzten 130 Jahre.

Gerade einmal 500 Einwohner hatte der Ort um 1880 herum. Zu ihnen gehörten auch die Vorfahren von Georg Schmitz. Wichtigste Erwerbsquelle war die Landwirtschaft. Nur zwei Jahre nach dem Kelch-Diebstahl brannte 1885 die katholische Kirche ab - ein Schock für die Gläubigen. Nach der Wiederherstellung 1887 erhielt das Gotteshaus auch neue Glocken. Übrigens: Der Kirchturm war um sechs Meter höher. 1945 soll die Spitze dem Beschuss durch US-amerikanische Truppen zum Opfer gefallen sein.

Bis heute hat sich das Ortsbild grundlegend verändert. Wie es die Generation der Groß- und Urgroßeltern noch kannte, zeigt Georg Schmitz, Archivar der 1998 gegründeten Heimatfreunde Hoisten, anhand historischer Fotografien.

Dorfmittelpunkt ist bis heute der Kirmesplatz. Der rekonstruierte alte Backofen wird immer wieder angefeuert, um beim Maibaumsetzen Pizza zu servieren oder Brot zu backen. Bürgerschaftliches Engagement wird ebenso Thema der Führung sein. So kümmert sich die Bürgerinitiative Pro Hoisten um das Schicksal der Sühnekapelle, und der Verein der Heimatfreunde Hoisten will sich in die Planungen für einen Park einbringen, wenn 2015 der alte Friedhof aufgelassen wird.

Am 19. Oktober - dann geht es mit dem Fahrrad entlang der Westkante - findet die letzte Führung der diesjährigen Reihe "Neusser Kanten" statt, in deren Rahmen Neuss Marketing und NGZ alle zwei Wochen zu Aktiv-Touren eingeladen haben.

(NGZ)
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