Neuss Top-Quartett beim Zeughauskonzert

Neuss · Es gibt diese Momente, in denen Musik alles sein kann. Glück und Zufriedenheit, Trauer und Trost zugleich. Eben alles in einem. Ein solch überwältigender Moment war am Montagabend beim Zeughaus-Konzert zu erleben. Zu Gast war das Pan Asia Klavier Quartett mit Tamaki Kawakubo (Violine), Ori Kam (Viola), Timothy Park (Cello) und Ilan Rechtmann (Klavier), allesamt international anerkannte und preisgekrönte Künstler.

Das ganze Konzert war eines der Extra-Klasse, das Publikum schon in der Pause hellauf begeistert. Aber dieser eine Moment war trotzdem besonders. Es war der zweite Satz im Klavierquartett von Ilan Rechtmann, dem Pianisten, der als Komponist bereits in den USA und in seiner israelischen Heimat auf sich aufmerksam gemacht hat. Mit "Prayer" ist der langsame Mittelsatz überschrieben, und er beginnt mit einer ostinaten Bewegung im Klavier, die beinahe in Trance versetzt. Cello und Violine begleiten zunächst mit langen Akkorden, doch allmählich baut die Geige aus Fragmenten eine Melodie auf, die nach einer ergreifenden Steigerung alle Emotionen entlädt. Tamaki Kawakubo und Ori Kam interpretieren den Höhepunkt virtuos und mit unglaublicher Intensität, dazu der gleichbleibende Herzschlag des Klaviers, auf den der Satz am Ende wieder ganz schlicht zurückfällt. Der Moment ist zwar vorbei, doch nichts wie zuvor, die Gänsehaut bleibt. Allein für diesen Satz von Ilan Rechtmann hat sich der Konzertbesuch bereits gelohnt.

Der Pianist erwies sich schon zu Beginn des Programms als Mittelpunkt des Quartetts. Federleicht und strahlend war sein Anschlag, er war Tonangeber und Ordnungshüter in Mozarts Klavierquartett Nr. 2 Es-Dur KV 493. Gab die Motive vor und sie den Streichern zum Spielen frei, um sie wieder einzufangen und ein neues anzustimmen.

Mit Temperament interpretierten die vier Musiker Richard Strauss' Arabischen Tanz, der vor spannungsreicher Rhythmik nur so strotzt, mit viel Gefühl dessen "Liebesliedchen", das allerdings mehr Operettenromantik denn den angekündigten Weltschmerz enthält. Äußerst kraftvoll fand das Konzert seinen Abschluss mit Robert Schumanns Klavierquartett Es-Dur opus 47. Die Spielfreude der Musiker war vor allem Cellist Timothy Park anzusehen, der im Andante cantabile losschwärmen und die Geige umgarnen durfte wie Robert Schumann seine Clara.

Lang anhaltenden Beifall gab es vom Publikum im sehr gut besuchten Zeughaus-Saal für das Pan Asia Klavier Quartett. Fünf Mal mussten die Musiker wieder auf die Bühne kommen, zu einer Zugabe ließen sie sich aber nicht überreden.

(NGZ)
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