Lesung in Neuss Lesung in der Galerie „amschatzhaus“

Neuss · Im Rahmen der Ausstellung mit Werken von Julia Lohmann stellt Tom Schulz ein neues Buch vor.

Die Galerie „amschatzhaus“ versucht immer, das Lesungsprogramm harmonisch auf die jeweiligen Ausstellungen, die in ihren Räumen gezeigt werden, abzustimmen. Im Falle der Lesung vom Berliner Lyriker Tom Schulz aber ist die Verbindung zur Ausstellung von Julia Lohmann geradezu zwingend. Denn Lohmann und Schulz hatten sich bei einem Stipendiumsaufenthalt in Edenkoben kennengelernt, und ein Ergebnis dieser Begegnung war eine Zeichnungsserie Julia Lohmanns, die unmittelbar aus das Schulz-Gedicht „Auf der Sommerseite“ bezieht.

Dieser Text wird nun veröffentlicht in Tom Schulz‘ neuem Lyrikband „Reisewarnung für Länder Meere Eisberge“, der just in diesen Tagen erscheint. Die Lesung im „amschatzhaus“ ist eine der ersten Präsentationen dieses Buches überhaupt.

In seinen Texten spiegelt Tom Schulz diesmal seine zahlreichen Fahrten durch Europa und Südamerika, es handelt sich also vorrangig um Reisegedichte. Wohin er sich auch lyrisch begibt, nach Medellín oder Venedig, in die Beinhäuser von São João oder zu den Plantagen von Tazacorte, ob in Strophen, in Prosa- oder in Kurzform – immer geht es ihm darum, den Regelkreis zu unterbrechen, „den Kreislauf aus Gier und Fertigteilen“, mit all der poetischen Schärfe, die ihm zu Gebote steht, Bewusstsein zu schaffen für die Schönheit und die Gefährdung der Welt. Seine Sprache ist oft versponnen in fast kalauerhaften Wortverschiebungen, dann wieder anschaulich und klar. Oft ist es gerade der Alltag in jenen fernen Stätten, der den Lyriker interessiert, die kleinen, unauffälligen Ereignisse am Rande, sensible Beobachtungen und Sprachwitze.

Im Langgedicht „Auf der Sommerseite“, das Julia Lohmanns Bilder anregte, zeichnet er idyllische Gefilde, in diesem Fall eher aus unseren Breiten, der Sommer mit dem Summen von Insekten und singender Hitze. Doch auch dieses sommrige Paradies ist untergründig bedroht, denn: „Im August sehen wir den Atom-Pilz / am Himmel / und pflücken den ersten / letzten Klarapfel“.

Tom Schulz, geboren 1970 in der Oberlausitz, erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, unter anderem  den Bayerischen Kunstförderpreis für Literatur 2010, den Kunstpreis Literatur der Lotto-Stiftung Brandenburg 2013 und den Alfred-Gruber-Preis 2014. lebt als freier Autor, Herausgeber und Dozent für Kreatives Schreiben in Berlin.

Info Hauptstraße, Samstag, 9. März, 16.30 Uhr, Eintritt sechs Euro

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