Neuss Tierarzt erhält Narrenorden

Neuss · Der Rekeliser-Orden wird nur ein Mal im Jahr vergeben. Heute Abend zeichnet die BKG der Heimatfreunde Heiner Sandmann damit aus, den Oberst des Neusser Regimentes. Der wird auf den Kosmos Neuss als Tierarzt blicken.

Die Preisträger des Rekeliserordens
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Foto: Archiv

Die Oberarmfraktur einer Fledermaus zu richten, war exotisch, aber für den Tierarzt Dr. Heiner Sandmann letztlich keine große Sache. Eine Rede zu halten, bleibt dagegen nach wie vor eine Herausforderung für den 56-Jährigen. Einmal im Jahr stellt sich Sandmann dieser Aufgabe und dem Kribbeln im Bauch, das er schon Stunden vorher spürt. Denn als Oberst des Neusser Regimentes muss er was sagen, zumindest am Oberstehrenabend. Weil er das aber so gut macht, dass die Schützen seine letzte Rede mit Zugabe-Rufen quittierten, muss er heute wieder ans Mikrofon. Denn die BKG der Heimatfreunde verleiht ihm ihren Rekeliser-Orden.

"Etwas sagen, was den Jungs Spaß macht": Mit diesem Anspruch an sich selbst setzt sich Sandmann vor dem Oberstehrenabend an den Schreibtisch. Und: "Keine Wiederholungen." So ging er auch die Rede an, die er heute vor 280 Zuhörern im voll besetzten S-Forum der Sparkasse halten wird. Neuss und die Neusser sind dabei als Thema irgendwie vorgegeben, doch Sandmanns Blick auf dieses Kosmos ist heute der eines Tierarztes. "Das bot sich ja an", sagt er. Mehr aber auch nicht.

Viele Jungen in Neuss wollen Oberst werden, viele Karnevalisten der Stadt träumen vielleicht vom Rekeliser-Orden. Sandmann nicht. "Ich kannte das nicht", erklärt der gebürtige Kieler, der erst 1985 nach Neuss kam, lapidar. Damals war er in einem Alter, in dem ein Neusser schon einen Platz im Schützenwesen gefunden hat — wenn er darauf Wert legt. Sandmann verfolgte seine erste Parade zwar fasziniert, blieb aber Zaungast. Ein Zufall brachte den Arzt und eingefleischten Dackelfan, der seit seinem achten Lebensjahr reitet, in Kontakt zum Reiterkorps. Und letztlich war es auch ein Zufall, dass er Oberst des Regimentes wurde: Er war in dem Jahr Reitersieger, als Oberst Josef Bringmann einen Nachfolger suchte. So wurde man auf ihn aufmerksam und aus dem Sanitätsobergefreiten der Bundeswehr — evangelisch, einmal geschieden und zugezogen — 2001 der militärische Oberkommandierende im Neusser Regiment. Eine alternativ angebotene Berufung ins Komitee, lehnte Sandmann ab: "Weil zum Schützenfest ein Pferd gehört."

"Neuss ist meine Heimat", sagt Sandmann heute. Den Karneval in der Stadt muss er sich aber noch erschließen. Denn eigentlich fährt er zu dieser Zeit lieber Ski.

(RP)
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