Ausstellung auf der Raketenstation Neuss Schüttes Köpfe aus 15 Jahren

Hombroich · Der Bildhauer Thomas Schütte zeigt in der Skulpturenhalle seiner Stiftung „Köpfe“. Die Ausstellung präsentiert Arbeiten, die vor rund 15 Jahren entstanden sind, und solche, die frisch aus der Gießerei kommen.

Fotos: Das sind Schüttes Köpfe aus 15 Jahren in Neuss
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Das sind Schüttes Köpfe aus 15 Jahren in Neuss

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Foto: Helga Bittner

Ein Jahr lang hatte  Thomas Schütte als Bildhauer pausiert.  Dann kamen die „Köpfe“, die nicht nur als Titel, sondern vor allem inhaltlich seine neue Ausstellung in der Skulpturenhalle seiner Stiftung auf der Raketenstation bestimmen sollten. „Aber ohne dass ich schon ein Konzept hatte“, wie der Künstler selber sagt. Oktober 2019 war das, und längst ist für Schütte klar: „Ich werde weiter modellieren.“  Rund 20 Arbeiten aus etwa 15 Jahren hat er für die neue Schau zusammengestellt, die letzten hat er gestern erst mitgebracht: „Frisch aus der Gießerei.“

Dass die eine oder andere Form schon seit Jahren existiert, kommt nur in einer Nebenbemerkung heraus. Überhaupt geht Schütte pragmatisch mit seiner Kunst um, erzählt schmunzelnd, wie er sich selbst überraschte, weil da plötzlich eine Arbeit auftauchte, von der er nicht wusste, dass sie überhaupt existiert – oder überrascht wurde, weil ein vermeintlicher Unfall bei einem Abguss eine „genau richtige“ Arbeit ergeben hat.

Mal was „Schönes machen“ war zum Beispiel sein Antrieb, einen Frauenkopf aus Keramik zu modellieren (Schüttes Wort!), mit ruhigen Gesichtszügen und einer strengen Frisur – was fast an antike Schönheiten erinnert – und dabei Glasuren vorzugeben, deren tatsächliches Aussehen allerdings vom Zufall des Brennens bestimmt wird. „Man weiß vorher nie genau, wie es hinterher aussehen wird, es ist ein bisschen wie Weihnachten“, sagt er. Wie beim strahlenden Orange des Frauenkopfes, mit einer Maserung, die an Holz erinnert.

  Dass eine zweite Fassung des Kopfes einseitig in sich zusammenfiel, weil sie zu früh aus der Form genommen wurde, schien zunächst nur ein Unfall zu sein. Bis sich herausstellte, dass gerade dieser Kopf mit seiner strengen  silbrigen Glasur eine ganz eigene Ästhetik hat und nun Schütte schmunzelnd feststellen lässt, Unfälle künftig zum Prinzip zu erheben...

Konkrete Menschen aus seinem Umfeld zum Beispiel hat Schütte nicht im Sinn, wenn er an der Physiognomie arbeitet, sagt er, aber: „Der Daumen denkt...“ Dass die eine oder andere Arbeit den Besucher also an jemanden denken lässt, ist keineswegs ausgeschlossen.

Schüttes Arbeiten sind aus Ton, Keramik, Bronze oder Glas. Wobei die Schau gerade für letzteres wunderbare Beispiele eines fast vergessenen Materials liefert: tonnenschwere Glasköpfe, die Schütte auf der Insel Murano bei Venedig hat gießen lassen. Herausgekommen sind dabei aus einer Form Glasköpfe, wie sie unterschiedlicher kaum sein können: Der eine schimmert durchsichtig in zartem Lila,  ein anderer sieht aus wie Alabaster, ist aber weißes Glas. Ein dritter beeindruckt in hochglanzpolierter Schwärze und wirkt alles andere als zerbrechlich. Und dann ist da noch ein liegender Kopf, der aus Stein gearbeitet zu sein scheint, aber laut Schütte ebenfalls aus Glas gegossen wurde.

„Bei den Keramiken bin ich meistens in der Gießerei dabei“, sagt er, „aber nicht in der Glasgießerei auf Murano, da die Arbeiten locker sieben Tage brauchten.“ Vertrauen müsse man eben haben, sagt er und zuckt mit den Schultern, in die Farbauswahl der Glasgießer ebenso wie in deren Fähigkeit, aus den Formen was zu machen.

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