Neusser Mosaike Was in der Innenstadt blüht und wächst

Neuss · Die Themenreihe „Neusser Mosaike“ von Neuss Marketing startete am Samstag mit einem „Stadtökologischen Spaziergang“. Der Biologe Joachim Busch zeigte den Teilnehmern, dass sich ein Blick auf den Boden immer lohnt.

 Was zwischen Asphalt und Beton so alles wächst, erfuhren die Teilnehmer bei einem Spaziergang.

Was zwischen Asphalt und Beton so alles wächst, erfuhren die Teilnehmer bei einem Spaziergang.

Foto: Andreas Woitschützke

Wiesenglatthafer, Franzosenkraut, Zymbelkraut und Färberbaid haben eine Gemeinsamkeit: Sie gedeihen mitten in der Neusser Innenstadt. Der in Gnadental lebende Biologe Joachim Busch lud jetzt ein zu einem „Stadtökologischen Spaziergang“ und eröffnete damit gleichzeitig die Themenreihe „Neusser Mosaike“ von Neuss Marketing.

Treffpunkt war das Pegelhaus am Hafenbecken 1. „Der Hafen ist ein Einfallstor für gewollte und ungewollte Mitbringsel – Tiere ebenso wie Pflanzen“, erklärte der promovierte Biologe. Seine Mission am Samstagnachmittag: Den Blick schärfen für den Reichtum vor allem der Flora mitten in der vermeintlichen Beton- und Asphaltwüste. Direkt neben dem Pegelhaus machte er auf den Färberbaid aufmerksam: „Er lieferte das Indigo, mit dem früher Jeans gefärbt wurden.“ Die dunkelblau-violetten Früchte sind jetzt so gut wie verblüht. An der Hafenbecken-Mauer wächst unter anderem der Sommerflieder: „Er stammt ursprünglich aus China“, erklärte der Biologe. Ein wenig versteckt: der braunstielige Streifenfarn, der sich durch feinste Sporen vermehrt. Die Espe ist auch vertreten – wegen ihrer abgeflachten Blätter zittert sie bereits bei leichtem Wind und wird deshalb auch Zitterpappel genannt.

Beim Überqueren der Straße Richtung Zeughaus zeigte Joachim Busch einen Krähenfußwegereich, der neben einem Ampelmast wächst. „Man findet ihn hauptsächlich auf den Salzwiesen an der Küste“, erfuhren die Teilnehmer der Führung. Der Krähenfußwegerich fühlt sich nicht zuletzt wegen des Einsatzes von Streusalz mitten in Neuss wohl und heimisch. Vor der Mauer hinter dem Quirinusmünster blieb Joachim Busch vor einer Stieleiche stehen. Sie mag es weder zu nass noch zu trocken. Leider hat sich dort der Eichenprozessionsspinner angesiedelt, zu erkennen an seinem hellen Gespinst, der vor allem Allergikern zum Verhängnis werden kann: „Er stammt aus Südwesteuropa, dass er jetzt bis zu uns vorgedrungen ist, liegt wahrscheinlich am Klimawandel“, erklärte Busch.

 Neusser Mosaike

Neusser Mosaike

Foto: Stadtmarketing Neuss

Am Münsterplatz konnten die Teilnehmer ihren Wortschatz um den Begriff „Pflasterritzengesellschaften“ erweitern. Die Pflanzen wirken unscheinbar. Dass sie kleine Grüppchen bilden, hat damit zu tun, dass sie ähnliche Standortansprüche haben. Ihnen macht es zum Beispiel nichts aus, wenn man auf ihnen herumtrampelt. Der Vogelknöterich, ein einjähriges Rispengras, das erfuhren die Teilnehmer der Thementour, ist ein Kosmopolit, es wächst sogar in der Antarktis. „Wenn Sie auf den Bus warten, richten Sie Ihren Blick ruhig einmal auf den Boden – es lohnt sich“, erklärte der Biologe. Dann lenkte er den Blick nach oben, zu den Dohlen, die im Herzen von Neuss gerne brüten: „Wenn sie in Schornsteinen brüten, kann es passieren, dass die Abgase nicht abziehen können“, lautete ein Warnhinweis. Die Straßentauben dienen dem Wanderfalken als Futter. Und der ist seit einigen Jahren auf dem Hafenbecken heimisch. Joachim Busch zeigte auch die Mistel, von der aktuell vermutet wird, sie könne Krebstumore hemmen.

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